Von Christian Schröter, 18. Juni 2021, Lesedauer 5 Minuten, 23 Sekunden
Wiesbaden (ots)
Erwerbstätige mit Arbeitsort in Deutschland, 1. Quartal 2021:
-0,1 % zum Vorquartal (saisonbereinigt)
-1,1 % zum Vorquartal (nicht saisonbereinigt)
-1,6 % zum Vorjahresquartal
Im 1. Quartal 2021 waren rund 44,4 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sank die Erwerbstätigenzahl im Vergleich zum Vorquartal saisonbereinigt um 48 000 Personen (-0,1 %), nachdem sie im 4. Quartal 2020 erstmals seit Beginn der Corona-Krise wieder gestiegen war (saisonbereinigt +41 000 Personen; +0,1 %). Sie lag damit weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau: Im 1. Quartal 2021 waren saisonbereinigt 1,6 % oder 711 000 Personen weniger erwerbstätig als im 4. Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland.
Ohne Saisonbereinigung sank die Zahl der Erwerbstätigen gegenüber dem 4. Quartal 2020 um 513 000 oder -1,1 %. Ein solcher Rückgang ist im 1. Quartal eines Jahres zwar üblich. Im Zuge der Corona-Krise fällt er in diesem Jahr jedoch deutlich stärker aus als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 im 1. Quartal (-371 000 Personen; -0,8 %). Das 1. Quartal 2020 wird nicht in diesen Fünfjahresdurchschnitt einbezogen, da das Quartal bereits seit Mitte März krisengeprägt war (- 470 000 Personen oder -1,0 % gegenüber dem 4. Quartal 2019).
Rückgang der Erwerbstätigkeit um 1,6 % gegenüber dem Vorjahresquartal
Verglichen mit dem 1. Quartal 2020 sank die Zahl der Erwerbstätigen im 1. Quartal 2021 um 1,6 % (-707 000 Personen). Der Beschäftigungsrückgang setzte sich damit zu Beginn des Jahres 2021 leicht verstärkt fort: Im 3. und im 4. Quartal 2020 hatte die Vorjahresveränderungsrate noch bei jeweils -1,5 % gelegen.
Es ist zu beachten, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch zu einer erhöhten Unsicherheit bei der Schätzung der Erwerbstätigenzahlen führen. Die massiv gestiegene Kurzarbeit wirkt sich dabei allerdings nicht auf die Erwerbstätigenzahlen aus, da Kurzarbeitende unabhängig vom Ausmaß der Kurzarbeit nach den Konzepten der Erwerbstätigenrechnung als Erwerbstätige zählen und nicht als Erwerbslose.
Dienstleistungsbereiche erneut mit stärkstem Rückgang
Im 1. Quartal 2021 trugen erneut überwiegend die Dienstleistungsbereiche zum Rückgang der Erwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahresquartal bei (-485 000 Personen;
-1,4 %), wobei sich hier der Beschäftigungsrückgang deutlich verstärkte (4. Quartal 2020: -420 000 Personen; -1,2 %). Die größten absoluten Beschäftigungsverluste verzeichneten dabei der Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit -395 000 Personen (-3,9 %) sowie die Unternehmensdienstleister (-162 000 Personen; -2,6 %), zu denen auch die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften gehört. Auch bei den Sonstigen Dienstleistungen (u. a. Verbände und Interessenvertretungen) ging die Zahl der Erwerbstätigen nach Zuwächsen bis zum Jahresende 2019 stark zurück (-94 000 Personen; -3,1 %), während sich bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern der bereits seit Jahren bestehende Abwärtstrend verlangsamt fortsetzte (-8 000 Personen; -0,7 %). Beschäftigungsgewinne waren hingegen bei den Öffentlichen Dienstleistern, Erziehung, Gesundheit mit +168 000 Personen (+1,5 %), sowie im Bereich Information und Kommunikation (+5 000 Personen; +0,4 %) zu verzeichnen.
Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) setzte sich der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen im 1. Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahr in abgeschwächter Form fort (-212 000 Personen oder -2,6 % nach -241 000 Personen oder -2,9 % im 4. Quartal 2020). Im Baugewerbe konnten hingegen weiterhin Beschäftigungsgewinne erzielt werden (+20 000 Personen; +0,8 %). In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sank die Zahl der Erwerbstätigen dagegen deutlich, und zwar um 30 000 Personen (-5,4 %).
Weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, weniger Selbstständige
Der Rückgang der Erwerbstätigkeit geht zu fast drei Vierteln auf die sinkende Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zurück, die sich im 1. Quartal 2021 im Vergleich zum 1. Quartal 2020 um 528 000 (-1,3 %) auf 40,5 Millionen Personen verringerte. Diese Entwicklung basierte sowohl auf großen Rückgängen bei der Zahl der Beschäftigten mit ausschließlich marginalen Tätigkeiten (geringfügig entlohnte und kurzfristig Beschäftigte sowie Personen in Arbeitsgelegenheiten) als auch der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Verringerung selbstständiger Tätigkeit setzte sich im 1. Quartal 2021 verstärkt fort: Die Zahl der Selbstständigen einschließlich mithelfender Familienangehöriger sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 179 000 Personen (-4,4 %) auf 3,9 Millionen.
Arbeitsvolumen sinkt um 5,5 %
Die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je erwerbstätiger Person verringerte sich nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit im 1. Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,0 % auf 334,2 Stunden. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen - also das Produkt aus Erwerbstätigenzahl und geleisteten Stunden je erwerbstätiger Person - sank im gleichen Zeitraum um 5,5 % auf 14,8 Milliarden Stunden. Hier zeigt sich insbesondere der Effekt der Inanspruchnahme von Kurzarbeit seit der zweiten Märzhälfte 2020, der sich zwar nicht in der Zahl der Erwerbstätigen, aber in der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden niederschlägt.
Erwerbstätigkeit in der EU
Nach Angaben des europäischen Statistikamtes Eurostat vom 16. Februar 2021 sank die Erwerbstätigkeit im 4. Quartal 2020 in den 27 Staaten der Europäischen Union (EU) und im Euroraum gegenüber dem Vorjahresquartal durchschnittlich stärker als in Deutschland. So betrug der Rückgang in der EU 1,7 % und im Euroraum 2,0 %. Daten für das 1. Quartal 2021 veröffentlicht Eurostat am 18. Mai 2021.
Hinweis zu den bisher veröffentlichten Ergebnissen:
Neben der Erstberechnung der Erwerbstätigenzahlen und der geleisteten Arbeitsstunden für das 1. Quartal 2021 wurden auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse ab dem 1. Quartal 2020 im Rahmen der turnusmäßigen Überarbeitung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) neu berechnet. Aus der Neuberechnung resultieren für die vierteljährlichen Erwerbstätigenzahlen Vorjahresveränderungsraten, die gegenüber den früheren Angaben ab dem 2. Quartal bis zum 4. Quartal 2020 um 0,1 Prozentpunkte nach oben abweichen, ebenso für das Gesamtjahr 2020 (-1,0 %). Für das 1. Quartal 2020 blieb die Veränderungsrate unverändert.
Detaillierte Ergebnisse und lange Zeitreihen zu den Erwerbstätigen für Deutschland können in der Datenbank GENESIS-Online über die Tabellen VGR des Bundes (81000-0012 und 81000-0016) und Arbeitsmarkt (13321) abgerufen werden.
Methodische Hinweise:
In allen Meldungen zu Konjunkturindikatoren sind die unterschiedlichen Vergleichszeiträume zu beachten. Im Fokus der Konjunkturbeobachtung steht der Vergleich zum Vormonat/Vorquartal. Hieraus lässt sich der kurzfristige Trend der konjunkturellen Entwicklung ablesen. Der Vorjahresvergleich dient einem längerfristigen Niveauvergleich und ist weitgehend von saisonalen Schwankungen unabhängig. In der aktuellen Corona-Krise kann es durch die zeitweise starken Rückgänge zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen im Vormonats-/Vorquartalsvergleich und Vorjahresvergleich kommen. Um einen direkten Vergleich zum Vorkrisenniveau zu ermöglichen, wird bis auf Weiteres in allen Pressemitteilungen zu Konjunkturindikatoren, die saisonbereinigt vorliegen, ein Vergleich zum Februar 2020 beziehungsweise zum 4. Quartal 2019 dargestellt.
Krisenmonitor ermöglicht Vergleich zwischen Corona-Krise und Finanz- und Wirtschaftskrise
Die Erwerbstätigenzahlen sind auch Teil des "Krisenmonitors" (www.destatis.de/krisenmonitor), mit dem das Statistische Bundesamt die Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren in der Corona-Krise und in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gegenüberstellt. Der Krisenmonitor ergänzt die Sonderseite "Corona-Statistiken" (www.destatis.de/corona), die statistische Informationen zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie bündelt.
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