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Ist sie es? Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Deep-Fake-Kampagne für das Öko-Energieunternehmen Tibber. Bildrechte: TryNoAgency

Angela Merkel wirbt im TV für die Energiewende Oder doch nicht? Was sagt Gütersloh dazu?

Von Christian Schröter, 30. Juni 2021, Lesedauer 4 Minuten, 1 Sekunde

Berlin (ots) Ist sies oder ist sies nicht? So manch einer wird seinen Augen kaum trauen, wenn er in diesen Tagen den Fernseher einschaltet. Angela Merkel wirbt offenbar für die Energiewende und mehr Transparenz im Strommarkt: »Nachhaltige Energie ist gut. Stromsparen ist auch gut«, so die scheidende Bundeskanzlerin im TV-Spot. Tatsächlich verbirgt sich hinter der täuschend-echten Fassade jedoch die bekannte Merkel-Parodistin Antonia von Romatowski. Die Aufnahmen der Schauspielerin wurden dabei mittels aufwendiger Computer-Berechnungen – sogenannter »Deep-Fake«-Technologie – mit dem Gesicht der Bundeskanzlerin verschmolzen. Hinter dem Fake steckt die Berliner Werbeagentur »TryNoAgency«, die den Fernsehspot für das Energieunternehmen Tibber entwickelt hat: »Wir haben die üblichen Strom-Rechnungen satt. Sie sind intransparent, altmodisch und überteuert«, erklärt Friedrich Tromm, Geschäftsführer von »TryNoAgency«. »Deutschland ist das Land mit den höchsten Strompreisen der Welt. Und wer wäre da besser für den Aufruf zur Veränderung geeignet als die jetzige Kanzlerin – Physikerin von Hause aus – die schon als Umweltministerin über den Preis des Überlebens schrieb?« Stefan Nagel, Geschäftsführer bei »TryNoAgency«, ergänzt: »Innovative Marken wie Tibber brauchen innovative Kommunikation. Deep-Fake-Technologie ermöglicht es, ein kompliziertes Thema wie die Energiewende aufmerksamkeitsstark zu transportieren.« Mit dem Claim »Switch on Rebel« fordert Tibber seine künftigen Kunden auf, sich der Revolution in einer der innovationsärmsten Industrien anzuschließen. Statt auf Lock-Boni und Intransparenz setzt Tibber darauf, Strom zum Einkaufspreis an Kunden weiterzugeben – Tibber erhebt lediglich eine Gebühr von 3,99 Euro pro Monat, verdient am Stromverbrauch der Kunden aber keinen Cent. »Mit dem Merkel-Fake im Massenmedium wollen wir das Thema nachhaltiger Stromkonsum auf die nationale Agenda setzen. Denn bei allem Fake: Fakt ist, dass zu wenig Haushalte die Chance ergreifen, mit der Wahl des Stromanbieters auch ein Zeichen für mehr Transparenz am Strommarkt zu setzen. Das wollen wir mit unserem völlig neuen, digitalen Geschäftsmodell ändern. Dabei war uns klar, dass wir nicht nur technologisch bei unserem Produktangebot neue Wege gehen wollen, sondern auch in Form und Inhalt unserer Werbung«, sagt Marion Nöldgen, Deutschland-Chefin von Tibber. Um eine glaubwürdige Täuschung zu erreichen, musste »TryNoAgency« auf viele Details achten: eine Schauspielerin, die Sprache und Habitus der Kanzlerin perfektioniert hat, ein glaubwürdiges Setting beim Dreh, große Datenmengen sowie aufwendige Technik, um alles nahtlos zu vereinen. Erst dadurch entstand ein schlüssiges Trugbild. Dabei wurden mehr als 2500 Bild- und Videodateien der Bundeskanzlerin gesammelt und in einem mehrstufigen Prozess verarbeitet. Der Deep-Fake-Spot ist ab sofort auf großen Privatsendern sowie auf Social-Media-Plattformen wie Instagram, Facebook und Tiktok zu sehen. Link zum Spot: https://www.youtube.com/watch?v=dLAjWtlTpnY Über Tibber Als smarter Stromanbieter hilft Tibber Kunden dabei, Strom zu sparen und gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Es ersetzt dabei traditionelle Stromlieferanten und versorgt Haushalte ohne Umwege mit Strom aus erneuerbaren Quellen zum Einkaufspreis. Tibber möchte den Energieverbrauch seiner Kunden senken. Konsequenterweise verdient Tibber daher an deren Stromkonsum keinen Cent. Stattdessen bietet Tibber mit seiner App die Transparenz und Werkzeuge, mit denen die Nutzer ihren eigenen (natürlich grünen) Stromverbrauch senken können. Einen nachhaltigen Lebensstil für alle Haushalte einfach und günstig zu machen, ist das erklärte Ziel. In Deutschland will Tibber die Digitalisierung der Strombranche vorantreiben, um allen Menschen die Möglichkeiten zu geben, von der Energiewende zu profitieren. Weitere Informationen unter: https://tibber.com/de/ Über »TryNoAgency« Die Creative Company »TryNoAgency« wurde 2012 gegründet. Seitdem haben die beiden Gründer Friedrich Tromm und Stefan Nagel gemeinsam mit ihren 20 Mitarbeitern bereits mehr als 160 Unternehmen betreut. Sie sind die Einhorn-Macher unter den Agenturen: Ihr Ziel ist es, das Besondere aus jeder Marke herauszuarbeiten. Bei »TryNoAgency« bekommen Unternehmen daher genau die Leistungen, die sie wirklich brauchen. Sprachgeschick, ökonomisches Know-how und der Blick für das gewisse Etwas eines Unternehmens zählen zu den Stärken, die »TryNoAgency« für seine Kunden einsetzt. Dazu gehören unter anderem »HelloFresh«, Mister Spex, N26 und Strato. https://try-no-agency.com/ Depp-Fakes Zur Bundestagswahl hat sich ein Team der »FreeTech Academy of Journalism and Technology« dem Thema Deepfakes gewidmet, also gefälschten Videos. Es hat recherchiert, in welcher Qualität fast jeder heutzutage Deepfakes selbst erstellen kann. Beispiele zeigen Deep-Fake-Videos der Politiker Wolfgang Kubicki (FDP) und Konstantin von Notz (Grüne). Kubicki sagte, sei ihm ein großes Anliegen, das Bewusstsein der Bevölkerung für dieses Thema zu wecken. Denn er sei sich sicher, dass rund 90 Prozent der Menschen gar nicht wüssten, dass so etwas überhaupt möglich ist. Er versicherte, das Thema in den Bundestag zu tragen und zu versuchen, die Straftatbestände bezüglich Depp-Fakes künftig genauer zu fassen, damit die Staatsanwaltschaften schneller einschreiten können. Der von Youtube bekannte Medienrechtsanwalt Christian Solmecke sieht hingegen in der Software an sich kein Problem, lediglich in denjenigen, die sie missbräuchlich nutzen. Ein Philosoph ist er nicht.

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