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Domkapitular Monsignore Dr. Michael Menke-Peitzmeyer ist seit vielen Jahren im jüdisch-christlichen Dialog engagiert. Foto: Erzbistum Paderborn

Domkapitular Monsignore Dr. Michael Menke-Peitzmeyer ruft zum bewussten Gedenken und tatkräftigen Handeln auf

Von Christian Schröter, 9. Dezember 2021, Lesedauer 1 Minute, 55 Sekunden

Am heutigen 9. November 2021 wird besonders an die Reichspogromnacht vor 83 Jahren am 9. November 1938 erinnert. Aus diesem Anlass ruft Domkapitular Monsignore Dr. Michael Menke-Peitzmeyer zum bewussten Gedenken und tatkräftigen Handeln auf

»Mich bewegt wie viele andere an diesem Tag auch das Entsetzen über das, was den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in dieser dunklen Zeit des #Nationalsozialismus angetan wurde, und das Eingeständnis, dass Menschen in unserem Land #Schuld auf sich geladen haben, auch dadurch, dass sie weggesehen und geschwiegen haben. 83 Jahre ist es inzwischen her. Der zeitliche Graben zwischen damals und heute vergrößert sich. Es leben heute kaum mehr Zeitzeugen, die von den Gräueltaten damals berichten können. Umso wichtiger ist das ›Sachor! Gedenke!‹, ein Grundwort des jüdischen Selbstverständnisses seit biblischen Zeiten, verbunden mit all den Bildern, die heute in uns wachgerufen werden. Es macht sprachlos, was Menschen an Verachtung und Grausamkeit möglich war. Auch für gläubige Menschen bleibt angesichts der #Shoah nur das schweigende Gedenken, der stumme Schrei vor #Gott: Wie konnte das geschehen auch und gerade durch Menschen, die einem christlichen Bekenntnis angehörten oder zumindest von ihm beeinflusst waren?

Was für die Vergangenheit gilt, das Geschehene sprachlos und schweigend auszuhalten, ist im Blick auf Gegenwart und Zukunft allerdings genau das falsche Rezept. Es ist eindringlich davor zu warnen, heute sprachlos zu bleiben und zu schweigen, wenn sich Anzeichen dafür breit machen, dass Menschen in unserer Gesellschaft diffamiert, schickaniert oder mit Gewalt attackiert werden. Aus der Erinnerung heraus ergibt sich die Verpflichtung zum Handeln im Alltag. Damit verbindet sich eine Hoffnungsperspektive: Denn wir müssen nicht in die Spur geraten, die 1938 die Reichspogromnacht markiert. Wir können in Freiheit andere Wege gehen, die sich aus dem inneren Gedenken ergeben und aus der Einsicht, dass Worten immer auch Taten folgen müssen. Dazu gehört neben der gebotenen Praxis, tatkräftig jeder Form von Gewalt entgegenzutreten und sie zu verurteilen, für mich auch das Gebet, das Gespräch mit Gott. Konkret: Ihn zu bitten, dass durch unser Volk nie wieder so eine verheerende, todbringende Katastrophe über Menschen hereinbricht. Es möge vielmehr für alle, die in unserem Land leben, spürbar werden, dass Menschen zum Guten fähig und willens sind. Auch und gerade deshalb heißt es heute: ›Sachor! Gedenke!‹«

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