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Gütersloh, die Gruppe Ezidxan vertritt die Jesidische Kultur und stellt deren Traditionen vor

Von Christian Schröter, 9. April 2022, Lesedauer 4 Minuten, 9 Sekunden

Gütersloh, die Gruppe Ezidxan vertritt die Jesidische Kultur und stellt deren Traditionen vor

Die Gruppe Ezidxan besteht aus 18 Mitgliedern, darunter 12 Tänzer, 1 Sänger, 2 Kultur Zeiger, 1 Ratgeber, 1 Fotograf und 1 Moderatorin. Die Gruppe bietet 3 verschiedene Tanzarten und einen Einblick in die jesidische Kultur und Tradition. Neben dem Programm am 17. April 2022 gibt es kurze Erläuterungen über die jeweiligen Kulturen, Kleidungen und Traditionen.

Das Team besteht aus 18 Personen, 9 Jungs und 11 Mädchen beziehungsweise Frauen im Alter von 18 bis 60 Jahren. Jeder ist anderweitig beschäftigt, manche machen einen Deutschkurs, andere haben eine abgeschlossene Ausbildung. »Wir sind Jesiden und kommen ursprünglich aus dem Irak. Wir bringen die Lebensfreude der jesidischen Musik, den jesidischen Tanz und der Kultur auf europäische Bühnen und Straßen«, so Bayan Shibli.

Am 17. April 2022 feiert die Gruppe Ezidxan das jesidische Neujahrsfest (»Sersal«). Das jesidische Neujahrsfest wird auch Çarşema Sor (»Roter Mittwoch«) oder Çarşema Serê Nîsanê (»Erster Mittwoch im April«) genannt. Es wird jedes Jahr am ersten Mittwoch im April nach Jesidischem und Julianischem Kalender gefeiert. Da der Julianische Kalender dem in Deutschland gültigen Gregorianischen Kalender um 13 Tage nachgeht, wird das Neujahrsfest am 1. Mittwoch des julianischen April gefeiert, der zum oder nach dem 14. April, also dem 2. oder 3. Mittwoch im April im Gregorianischen Kalender anfällt.

Der Legende zufolge hat an diesem Tag Gott dem Engel Tawsi Melak den Auftrag gegeben, die Erde zu erschaffen und für alle Lebewesen bewohnbar zu machen.

Das »Çira« wird als Heiliges Licht der Jesiden bezeichnet und wird jeden Mittwochabend und Freitagabend im Lalisch Tal gezündet. Mohnblumen, die von den Jesiden auch als Kulîlkê Nîsanê (»Blumen des April«) bezeichnet werden, sind auch ein Symbol des Neujahrsfest der Jesiden. Die Jesiden schmücken zum Neujahrsfest ihre Hauseingänge mit den Blüten, indem sie einige Kronblätter der Mohnblüten über ihre Haustür befestigen. Die Jesiden richten an diesem Tag ihre Hauseingänge mit prächtigem Blumenschmuck her und färben oder bemalen Hühnereier bunt. In Andenken an die Schöpfung der Erde werden von jesidischen Würdenträgern, in der Regel Pêşîmanê, Armbänder, das sogenannte »Bazimbar«, geflochten und an die Jesiden verteilt. Mit dem Bazimbar bringt der Würdenträger Wasser der heiligen »Kanîya Sipî« (»Weißen Quelle«). Viele Familien treffen sich im Freien auf einer Wiese zum gemeinsamen Picknick und Tanz. Sinn des Festes ist es, den Himmelsboten um Beistand, Schutz und eine ertragreiche Ernte zu bitten.

Der April gilt für die Jesiden als ein heiliger Monat und wird auch »Bûka Salê« (»Braut des Jahres«) genannt und es ist den Jesiden untersagt in diesem Monat zu heiraten. Nach jesidischer Mythologie heiraten in diesem Monat die Engel. Dieser Brauch hat Ähnlichkeiten mit der Mythologie der alten Babylonier, diese feierten im Monat »Nisannu« die Hochzeit der Götter.

Das Neujahrsfest der Jesiden, das sowohl weltlichen als auch religiösen Charakters ist, steht dem Akitu-Neujahrsfest der Sumerer (3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung) und Babylonier nahe. Verschiedene Elemente aus dem babylonischen Neujahresfest gelangten über die jüdische Religion in das Christentum. Hieraus entwickelte sich das heutige Osterfest. Derartige Ideen-Zirkulationen sind typisch in der Entwicklung von Kultur, Religion und Sprache.

Im Frühling blüht die Natur auf

Die Festlichkeiten markieren den Frühlingsbeginn und stehen im Zeichen der Schöpfung der Welten. In der jesidischen Mythologie hauchte Tawsi Melak den Welten Leben ein und brachte sie zur Blüte. Zu dessen Ehren begehen Gläubige dieses Fest und binden Frühlingsarmbänder (Bazinbar) in roter und weißer Farbe um ihre Hand. Am Vorabend zum Çarşema Serê Nîsanê wird das Gebäck Kulîçe und das Brot Sewke gebacken und an Nachbarn und Bedürftige verteilt. Die Jesiden aus der ehemaligen UdSSR backen zu der Festlichkeit um Kiloça Serê Salê zusätzlich noch das Süßgebäck Gateh. In der Vorstellung der Jesiden ist der Monat Nîsan (April) die Braut des Jahres (Bûka Salê). Es ist verboten, in diesem Monat eine Hochzeit zu feiern. In dieser Zeit soll der Acker von den Landwirten gepflügt und für die Aussaat vorbereitet werden. Am Morgen werden die Gräber der Verstorbenen besucht, um ihnen zu gedenken. Gläubige sammeln Aprilblumen, um sie als Bündel über die Haustür zu hängen, ein Brauch aus der Zeit der Babylonier. Die Gastgeberin des Hauses bringt die bemalten Eier auf den Tisch, die symbolisch für das Leben und die Vielfalt auf der Welt stehen. Am selben Tag gehen die Bauern auf die Felder und verstreuen die bunten Eierschalen, damit das Land in diesem Jahr eine reiche Ernte bringt.

Nach diesem Fest werden in den jesidischen Dörfern einen Monat lang die Heiligenfeste, die sogenannten »Tewaf«, gefeiert. Jesiden bilden riesige Reigen und tanzen zur Musik. Während dieses Festes rezitieren in Lalish die Priester Gebete und heilige Hymnen. Nachts werden überall im Lalish-Tal Dochte an den Wänden der Tempelstadt angezündet.

Sonntag, 13 bis 15 Uhr, Kultur und Tradition, Mohns Park, 15 bis 18 Uhr Feier

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