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Gedenktafel für Joseph Plaut am Landestheater Detmold

Von Christian Schröter, 12. Mai 2023, Lesedauer 2 Minuten, 39 Sekunden

Gedenktafel für Joseph Plaut am Landestheater Detmold

Detmold, 11. April 2023

Die vom Salzufler Künstler Horst Schneider gestaltete Gedenktafel für den in Detmold geborenen jüdischen Vortragskünstler Joseph Plaut wurde heute am Landestheater feierlich enthüllt. Stadtarchivarin Gudrun Mitschke-Buchholz erinnerte an Plauts Leben und Wirken und lobte: »Das #Landestheater #Detmold stellt sich nun ein weiteres Mal der #Geschichte und dokumentiert öffentlich, dass auch das #Theater ein Ort eines antisemitischen Übergriffs war. Das Theater stellt sich damit öffentlich sichtbar auf die Seite des jüdischen Künstlers Joseph Plaut.« Alt Bürgermeister Friedrich Brakemeier las einen Text Plauts und begrüßte die Gedenktafel als »sichtbares Erinnerungsstück an dem Ort an dem er gewirkt hat«. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Künstlern des Landestheaters.

Das Datum der Enthüllung ist nicht zufällig gewählt, es ist der Jahrestag des sogenannten Theaterskandals von 1932. Am 11. April 1932 trat Joseph Plaut im Landestheater auf und sang unter anderem das bekannte und beliebte Spottlied auf die »Lippischen Schützen«. Die Ortsgruppe der #NSDAP fasste dies als Provokation auf und störte die Aufführung mit Pöbeleien und Stinkbomben, wie die Lippische Landeszeitung berichtete. Joseph Plaut überlebte den NS Terror, da er bereits 1936 emigrieren konnte.

Der Salzufler Künstler Horst Schneider war mit der Idee, den Kopf von Josef Plaut zu modellieren, an die Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit herangetreten, wie die Vorsitzende Micheline Prüter Müller berichtete, und hatte um einen informierenden Begleittext gebeten. So entstand die Gedenktafel als Gemeinschaftswerk. Horst Schneider führt in Bad Salzuflen eine Werkstatt für Stuckarbeiten und ist als kundiger und kreativer Restaurator in ganz Europa unterwegs.

»Lippe Detmold, eine wunderschöne Stadt«

»Lippe Detmold, eine wunderschöne Stadt« ist ein tragikomisches Soldatenlied unbekannten Ursprungs. Max Friedlaender schreibt im Kommentarteil seines Deutschen Liederschatzes (um 1920), es sei »erst in den letzten Jahrzehnten bekannt geworden«, also nicht lange vor 1900. Seit der 10. Auflage 1913 steht es im Zupfgeigenhansl.

Der Text handelt von einem einzigen Soldaten in der »wunderschönen« »großen Stadt« »Lippe Detmold«, der in den #Krieg ziehen muss und dort vom 1. Schuss verletzt, vom 2. Schuss getötet wird, vorher aber seinen Kameraden um einen Brief an seine Braut bittet. Den Schluss bildet die Klage des Generals, nicht mehr Krieg führen zu können, weil sein einziger Soldat tot sei. Das wird mit Alltagsausdrücken ohne strenges Versmaß und ohne Reime in komischem Gegensatz zum blutig traurigen Geschehen beschrieben. Das Lied kann auch als #Parodie auf die militärische Potenz deutscher Duodezfürstentümer (»Kleinstaaten«) aufgefasst werden. Die Melodie ist ebenso interpretiertbar, da sie klanglich und durch die Intervallsprünge »fröhlich militärisch« klingt.

Das Lied wird vielfach mit den napoleonischen Kriegen, speziell mit der Schlacht bei Preußisch Eylau (1807) in Verbindung gebracht. Als frühester Beleg dafür gilt die Textfassung »Preusch Eilau ist ’ne schöne Stadt«, die 1842 durch Rudolf Reusch überliefert ist. Als Herkunftsregion von Text und Melodie gibt Friedlaender Westfalen an.

Lippe Detmold ist eine historische Bezeichnung für das Fürstentum Lippe und dessen Herrscherdynastie im Unterschied zu anderen Zweigen des Hauses Lippe – als Bezeichnung für die Residenzstadt Detmold ist der Ausdruck eine ironische #Kapriole.

Landestheater Detmold Online

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