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Knabenchor

Von Christian Schröter, 10. März 2005, Lesedauer 3 Minuten, 9 Sekunden

Zwei Proben pro Woche, Stimmbildung, eine Probenwoche in Kreuth am Tegernsee und sechs bis acht Probenwochenenden pro Jahr an der Landesmusikakademie NRW in Heek. Keine Frage: im Knabenchor Gütersloh wird mitunter hart und intensiv gearbeitet. Umso erfreulicher für die rund 30 Jungs und deren Leiter Sigmund Bothmann, wenn nach wochenlangen Vorbereitungen die Früchte dieser Arbeit eingefahren werden können. So geschehen am vergangenen Sonntag in Rotterdam. Auf Einladung von Godelieve Schrama, Professorin für Harfe an der Musikhochschule Detmold, sang der Knabenchor Gütersloh Benjamin Brittens »A Ceremony of Carols« (op. 28, 1942) im Rahmen der Veranstaltung »La harpe, c'est moi« (»Die Harfe, das bin ich«). Das Konzert fand im Kammermusiksaal des Rotterdamer Konzerthauses »de Doelen« statt, das den zweitgrößten Konzertsaal der Niederlande beherbergt. Nach zwei Proben, zweimal Einsingen und einmal Umziehen stehen sie da, die 30 Knaben mit ihren roten Pullis, die sich wohltuend von der in blaues Licht getauchten Bühne abheben. Kaum sind die ersten Takte des Openers »Hodie Christus natus est« (»Heute ist Christus geboren«) erklungen, ist jeder Anflug von Müdigkeit und Anspannung vergessen. Die Knaben lassen sich von den Strapazen der Reise nichts anmerken. Im Gegenteil: sie präsentieren sich diszipliniert, intonationssicher und stimmgewaltig. Die gut 300 Besucherinnen und Besucher staunen über die professionelle Leistung und hören gebannt zu. »Man spürte ein Raunen im Saal«, so Kirchenmusikdirektor Sigmund Bothmann nach dem Konzert. Kein Wunder, dass sie am Ende mit einem Riesen-Applaus und Bravo-Rufen frenetisch gefeiert wurden. Bothmann: »Die Jungs waren sehr aufgeregt, aber als es losging, waren sie richtig cool.« Das Konzert in Rotterdam, so das Fazit von Sigmund Bothmann, sei ein Meilenstein in der Geschichte des Gütersloher Knabenchores. Der Vorstand muss es geahnt haben, hatte er doch mit seinem Vorsitzenden Dr. Hans-Werner Addicks und Schatzmeister Dr. Walter Dieckhoff gleich zwei Vertreter nach Rotterdam geschickt, die sich persönlich von der Qualität des Chores überzeugen konnten. Im vergangenen Jahr hatten die Knaben das Stück zusammen mit der renommierten Harfenistin aufgenommen, die weltweit Konzerte gibt. »Bei dieser Aufnahme hat es sofort zwischen dem Chor und der Ausnahmemusikerin gefunkt«, sagt Sigmund Bothmann, der sichtlich zufrieden auf das auswärtige Gastspiel zurückblickt. Bereits am 13. November hat der Chor zusammen mit Godelieve Schrama intensiv geprobt. Zwei Tage später ging es dann zur Landesmusikakademie NRW nach Heek, um dem Stück den letzten Schliff zu verleihen. Dass im Knabenchor nicht nur hart gearbeitet wird, sondern auch attraktive Freizeitaktivitäten auf dem Programm stehen, konnten die Chorknaben unmittelbar nach dem Konzert erleben. Denn da ging es per Shuttlebus direkt von der Harfe zum Hafen, wo eine rund zweistündige Rundfahrt durch Europas größten Containerhafen auf den Chor wartete. Wer wollte, durfte sogar für kurze Zeit das Steuer des Schiffes übernehmen. Kein Wunder, dass die Schlange vor der Kapitänsbrücke entsprechend lang war. Mindestens ebenso aufregend war für die Jungs die Unterbringung in den modernen Kubuswohnungen des Hostels »Stay okay«. A Ceremony of Carols »A Ceremony of Carols« hat Benjamin Britten 1942 auf einer Seereise von Amerika nach England komponiert. Es handelt sich um ein Weihnachtsstück für dreistimmigen Chor, Solostimmen und Harfe. Es besteht aus insgesamt elf Teilen (»movements«), die Texte aus dem Werk »The English Galaxy of Shorter Poems« (Gerald Bullett) enthalten. Ursprünglich als Serie unverbundener Einzelteile konzipiert hat Britten das Werk später zu einem Stück verbunden und mit einem Rahmen versehen, der auf der gregorianischen Antiphon »Hodie Christus natus est« basiert. WDR 3 sendet »The Golden Vanity« Am Sonntag, 24 November, überträgt WDR 3 zwischen 13 und 15 Uhr eine Aufnahme von Benjamin Brittens Stück »The Golden Vanity« (op. 78), das der Knabenchor Gütersloh im Frühjahr eingesungen hat. Bei dieser Aufnahme wurde der Chor von Ernst Leopold Schmid geleitet. Die Begleitung am Piano übernahm der niederländische Pianist Fred Oldenburg.

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