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Foto: Jan Voth

Jazzige Trompetenklänge »unter dem Blick so vieler Helden«

Von Christian Schröter, 25. Februar 2018, Lesedauer 3 Minuten, 57 Sekunden

Jazzfans kamen am Mittwochabend in der Stadthalle Gütersloh gleich zweifach auf ihre Kosten: Die Besucher, darunter der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe und der Gütersloher Bürgermeister Henning Schulz, wurden im Eingangsbereich der Stadthalle nicht nur von den einzigartigen Schwarzweiß-Fotografien Jim Marshalls von den Jazzfestivals in Newport und Monterey in den 1960er-Jahren empfangen. Als »Schmankerl« obendrauf, wie es der künstlerischer Leiter des Theaters Gütersloh, Christian Schäfer, in seiner Begrüßung ausdrückte, trat außerdem Nils Wülker in exklusiver Runde auf – einer der erfolgreichsten Jazz-Trompeter Deutschlands. Wülker spielte inmitten der von Bertelsmann, Lightpower Collection und den Kultur Räumen Gütersloh präsentierten Musikfotografie-Ausstellung »Jim Marshall: Jazz Festival« im ausverkauften Forum der Stadthalle Gütersloh. Der Musiker begeisterte die rund 150 Zuhörerinnen und Zuhörer vom ersten Ton an mit seinen modernen Jazz-Interpretationen, einer Mischung aus Jazz, Hip Hop und Funk. Vor dem Konzertbeginn besichtigte Thomas Rabe gemeinsam mit dem Gütersloher Bürgermeister Henning Schulz die Musikfotografien von Jim Marshall und ließ sich von dem Musikexperten Rainer Schallenberg fachkundig durch die Ausstellung führen. »Individueller Ausdruck und Gemeinschaftserlebnis« »Es ist sehr schön zu sehen, dass es bei Bertelsmann dieses kulturelle Engagement gibt, zum einen für die Ausstellung, zum anderen für die Konzerte«, sagte Nils Wülker im Vorfeld des Konzerts im Gespräch mit dem BENET. »Über BMG besteht zwischen Bertelsmann und mir schon seit einigen Jahren eine Verbindung.« Das Besondere am Jazz sei für ihn, dass diese Musik Raum für individuellen Ausdruck biete und gleichzeitig ein Gemeinschaftserlebnis darstelle. »Man wirft sich musikalisch die Bälle zu, improvisiert gemeinsam, das macht für mich den Reiz an Jazz aus«, so Wülker. Dass er in seine Interpretationen auch andere Musikstile wie Pop oder Hip Hop einfließen lässt, steht für den bei BMG als Verlagskünstler unter Vertrag stehenden Musiker in keinem Widerspruch zum traditionellen Jazz. »Jazzmusik ist von Beginn an ein Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen und Stile gewesen. Insofern fühle ich mich auch in einer Jazztradition, auch wenn viel mehr drin steckt als rein traditioneller Jazz.« Stimmungsvolle Atmosphäre Am Mittwoch präsentierte Nils Wülker gemeinsam mit Arne Jansen an der Gitarre und Jan Miserre am Keyboard zum ersten Mal Stücke seines neuen Albums »On« im Trio – »und das unter dem Blick so vieler Helden«, sagte Wülker mit Blick auf Jim Marshalls Fotografien an den Wänden. Lichtinstallationen in wechselnden Farben schufen im Foyer der Stadthalle während des Konzerts ein stimmungsvolles Ambiente. Das Publikum zeigte sich von Anfang an begeistert und spendete zwischendurch auch den Improvisationen und Soli von Arne Jansen und Jan Miserre großen Applaus. Neben Kompositionen aus dem neuesten Album »On«, spielten Nils Wülker und seine Band auch einige Stücke des Vorgänger-Albums »Up«. Inspiriert durch einen Rundgang durch die Fotografie-Ausstellung vor dem Konzert brachten die drei Musiker spontan außerdem eine Interpretation von Miles Davis‘ »Freddy Freeloader« auf die Bühne und entlockten ihren Instrumenten bei ihren Improvisationen eindrucksvolle Töne. Miles Davis als Initialzündung Durch Miles Davis sei er überhaupt erst zum Jazz gekommen, verriet Nils Wülker nach dem Konzert in einem Bühnentalk mit Christian Schäfer. »Als ich im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal etwas von Miles Davis gehört habe, war es, als hätte mir jemand eine Farbe gezeigt, die ich vorher nicht kannte«, so Wülker. »Als ich daraufhin in einen Plattenladen ging und nach ‚dem‘ Album von Miles Davis fragte, erntete ich einen spöttischen Blick und die Antwort ‚Das Regal dahinten‘.« Mit Blick auf die Jim-Marshall-Ausstellung sagte Nils Wülker, dass in der Konzertfotografie für ihn ein ganz besonderer Charme liege. »Hier wird die Atmosphäre des Moments eingefangen, und gerade der Jazz ist eine sehr flüchtige Musik, die im Moment entsteht.« Nachdem er im vergangenen Jahr das Album »On« veröffentlicht hat, soll im Sommer übrigens ein neues Live-Album erscheinen – das verspricht der Star-Trompeter dem Gütersloher Publikum, das ihn schließlich zwar widerwillig, aber dennoch bestens gelaunt von der Bühne gehen ließ. Ausstellung bis Mitte Februar geöffnet Die Ausstellung »Jim Marshall: Jazz Festival« kann noch bis zum 18. Februar, immer montags bis freitags (außer an Feiertagen), jeweils von 8 bis 12 Uhr und zu Veranstaltungen in der Stadthalle besucht werden. Der Eintritt ist frei. Die Lightpower Collection, Bertelsmann und die Kultur Räume Gütersloh hatten bereits Ende 2016 außergewöhnliche Musikfotografien nach Gütersloh gebracht. Damals waren innerhalb eines Monats mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher in die Ausstellung »Neal Preston – In the Eye of the Rock’n‘Roll Hurricane« geströmt, um Foto-Portraits von Rock’n’Roll-Größen wie Led Zeppelin, Queen, Mick Jagger, The Who oder Bruce Springsteen zu sehen.

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