Von Christian Schröter, 12. Juni 2021, Lesedauer 1 Minute, 48 Sekunden
Seit einigen Wochen hat sich die Lage bei der Materialbeschaffung – insbesondere bei Holz, Stahl und Dämmstoffen – zugespitzt. »Das stellt momentan vor allem die Bau- und Ausbaugewerke und damit solche Bereiche des Handwerks vor enorme Probleme, die derzeit sehr gut laufen«, erklärt Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer OWL. Die Handwerkskammer sei sich dieser Situation bewusst.
Die Situation bringe die Handwerksbetriebe in eine missliche Lage – sowohl was die Preiskalkulation wie auch die Termineinhaltung betrifft. Denn die teils extremen Preissteigerungen beim Einkauf von Holz, das aktuell oftmals nur zu Tagespreisen angeboten wird, können nicht ohne Auswirkungen bleiben. »Betriebe können bei so exorbitanten Materialpreissteigerungen im Tagestakt ihre Leistungen nicht mehr verlässlich kalkulieren und ursprünglich vereinbarte Preise nicht mehr halten, die Leistungen werden völlig unverschuldet teurer«, betont Eul. »Ich werbe an dieser Stelle für Verständnis bei der Kundschaft unserer Betriebe, wenn wegen der unverschuldeten Kostensteigerungen entsprechende Preisanpassungen nötig sind. Ein Auftraggeber hätte auch nichts gewonnen, wenn der Handwerksbetrieb während der Vertragsausführung an seine wirtschaftlichen Grenzen stößt und das Bauvorhaben unvollendet bleibt«, so der Kammerpräsident.
Die Organisationen des Handwerks arbeiteten mit Nachdruck an Lösungen, versichert Eul. Eine mancherorts geforderte Preisobergrenze oder Exportbeschränkungen seien absehbar aber keine realistischen Optionen. In der Handwerksorganisation stimmt der Zentralverband des Deutschen Handwerks derzeit ab, ob und inwieweit Preisgleitklauseln problementschärfend genutzt werden können, und inwieweit die öffentliche Hand als Auftraggeber den betreffenden Unternehmen zusätzliche Preisspielräume eröffnen muss. Keinesfalls dürfe es dazu kommen, dass Handwerksbetriebe, die aufgrund der aktuellen und akuten Materialengpässe in Leistungsverzug geraten, hierfür zusätzlich mit Vertragssanktionen belegt werden, betont Eul.
»„Die hohe Nachfrage nach Bauleistungen im Neubau und im Bestand sind Treiber der Konjunkturentwicklung. Durch massive Lieferengpässe droht die Baukonjunktur jetzt ins Stocken zu geraten«, bestätigt auch Michael Friemuth, Bauunternehmer aus Paderborn und Mitglied des Vorstandes der Handwerkskammer. Neben Holz seien auch erdölbasierte Produkte wie Rohre, Abdichtfolien, Dämmstoffe, Anstriche und Epoxidharze von den Engpässen betroffen. Inzwischen können seinen Angaben nach einige Gewerke kaum noch arbeiten. Friemuth fordert, bei Holz die marktpolitischen Holzeinschlagsbeschränkungen aus dem Forstschädenausgleichsgesetz aufzuheben.
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