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Monica Bonvicini, »Breach of Decor«, 2020, Copyright: Monica Bonvicini and VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Jens Ziehe

Präsentation des Katalogs »Monica Bonvicini. Hot Like Hell« und Künstlergespräch mit Monica Bonvicini

Von Christian Schröter, 17. Juni 2021, Lesedauer 3 Minuten, 27 Sekunden

Am Mittwoch, 19. Mai 2021, um 18 Uhr, präsentiert die Kunsthalle Bielefeld den Katalog, herausgegeben von Christina Végh, Direktorin der Kunsthalle Bielefeld, mit einem Künstlergespräch zwischen Monica Bonvicini und Christina Végh. Diese Veranstaltung findet digital per Videokonferenzsoftware statt. Das Gespräch findet in englischer Sprache statt. Den Link zur Teilnahme gibt es per E-Mail … Die Publikation bringt zwei unterschiedliche Serien von Arbeiten auf Papier zusammen. Sie enthält neue Zeichnungen aus der Schwarzweiß-Serie »Hurricanes and Other Catastrophes«, einem fortlaufenden Projekt, das sich über mehr als ein Jahrzehnt erstreckt und in dem die Künstlerin kontinuierlich die Zerstörung aufzeichnet, die nach Naturkatastrophen zurückbleibt. Das Buch enthält auch »Never Tire« – eine Serie in Farbe, die mit den politischen und emotionalen Umwälzungen des Jahres 2020 arbeitet. Da Texte einen wichtigen Platz in Bonvicinis Praxis einnehmen und viele ihrer großformatigen Arbeiten auf Sätzen, Texten und Zitaten basieren, ist »Never Tire« sinnbildlich für die Auseinandersetzung der Künstlerin mit Literatur und Poesie sowie mit dem Erbe der Protestkultur in Form von Graffiti und Protestzeichen. Geschaffen im Geiste der Empörung, die viele im Jahr 2020 – einem Jahr beispielloser Umwälzungen – empfanden, spielt die Serie mit der Ästhetik des Protests und dem Drang nach Gerechtigkeit, der durch Bewegungen wie »Black Lives Matter« und »#MeToo« sichtbar wird. Die Zeichnungen selbst bilden schwarze, dunkelgraue und rosafarbene, nebulöse Landschaften, in denen sich Motive aus Maschendraht, Ketten und Textzeilen abzeichnen. Im Kontrast zu diesem unbestimmten Hintergrund wirken die Sätze erschreckend real und präsent. Viele Botschaften in »Never Tire« stammen aus dem Buch »Fragmente einer Sprache der Liebe« von Roland Barthes, sowie aus neu interpretierten Zitaten und Fragmenten von Judith Butler, Natalie Diaz, Soraya Chemaly, Andrea Dworkin und den Memoiren von Philip Johnson. Nachdem sie die passenden Passagen für die Bilder gefunden hat, dreht Bonvicini sie um, kürzt sie oder verändert die Reihenfolge der Worte. Zeitweise unkenntlich gemacht, erlangen diese Zitate eine neue und poetische Dimension, wie bei »Weep Me Crude«, »Power Joy Humor & Resistance« und »I Never Tire«. Diese textuelle Komponente der Arbeiten sammelt und vermittelt ein spezifisches Wörterbuch: eine Reihe von Konnotationen, die der Betrachter nachvollziehen und zuordnen kann. Die Serie der großformatigen Zeichnungen »Hurricanes and Other Catastrophes« ist ein Archiv von schwarz-weißen Landschaften, in denen Verlust und Zerstörung den Horizont bilden. Das von Bonvicini nach dem Hurrikan Katrina im Jahr 2005 initiierte Projekt dokumentiert den fortschreitenden Verfall von Häusern und Architekturen nach Naturkatastro- phen - es konzentriert sich auf die Intensität dieser Umwelt- folgen in den letzten Jahren und deren Auswirkungen auf die Gegenwart. Visuell eindrucksvoll sind diese Porträts der Zerstörung nach Stürmen und Waldbränden eine direkte Antwort auf die zunehmend alarmierenden Wetterverän- derungen, die durch die globale Erwärmung hervorgerufen werden. Das Jahr 2020 hat sich neben den weltweiten Verwerfungen durch die Pandemie auch als ein Jahr mit rekordverdächtigen Hurrikansaisons erwiesen, die durch die Klimakrisen deutlich verschärft wurden. Allein in den letzten zwei Jahrzehnten wurden weltweit mehr als 7000 größere Katastrophenereignisse registriert, die von Hitzewellen über Überschwemmungen und Dürren bis hin zu Waldbränden reichten, 1,23 Millionen Menschenleben forderten und 4,2 Milliarden Menschen betrafen. Dies unterstreicht sowohl die menschlichen als auch die wirtschaftlichen Auswirkungen des ungebremsten Klimawandels, der seit dem Jahr 2000 Schäden in Höhe von 2,97 Billionen Dollar verursacht hat. Letztes Jahr wurden mehr als Millionen Hektar Land verbrannt, was dazu führte, dass 18.000 gebaute Strukturen, darunter viele Häuser, durch die Flammen zerstört wurden. Bonvicini macht auf diese Verwüstung aufmerksam und bietet dem Betrachter eine ergreifende Meditation über die vom Menschen verursachten Klimaschäden und die Zerstörung von Ökosystemen, Lebensgrundlagen und sogar der intimsten Umgebung – dem eigenen Heim. Der Katalog, erschienen im Snoek Verlag in deutscher und englischer Sprache, kostet während der Ausstellungszeit bis zum 30. Mai in der Kunsthalle 39 Euro. Der Preis im Buchhandel beträgt 48 Euro. Textbeiträge in deutscher und englischer Sprache von Christina Végh und Colin Lang. »Was an Monica Bonvicinis Arbeitsweise immer wieder fasziniert, ist ihre Haltung, ihr Punk-Ethos und ihre Sensibilität, die natürlich auch eine Form von Widerstand ist«, so Colin Lang.

Original Content Präsentation des Katalogs »Monica Bonvicini. Hot Like Hell« und Künstlergespräch mit Monica Bonvicini bei Gütsel Online …

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