Abbildung: Iapetus Media
Von Christian Schröter, 17. Oktober 2021, Lesedauer 2 Minuten, 2 Sekunden
#Zimmerreisen – nur wer einen Ort hat, kann schweben
Der Pianist Tobias Schößler und der elektronische Musiker Bernhard Wöstheinrich stammen aus der Region #Gütersloh, aber ihre künstlerische Zusammenarbeit hat sich erst nach Bernhards Umzug nach Berlin ergeben. Am 7. und 8. Februar 2021 haben die beiden intensiv miteinander geprobt und zum #Abschlusskonzert Freundinnen und Freunde in Tobias‘ Haus in #Harsewinkel eingeladen. #Schössler und #Wöstheinrich nehmen ihre Gäste im Wohnzimmer vor der Kulisse der Bücherwand mit Blick in den winterlichen Garten mit auf eine ausgiebige Improvisationsreise.
Die zwölf Stücke, die zu hören sind, sind Auszüge aus diesem #Konzert, sie dokumentieren das Zusammenspiel der beiden #Musiker, und wir hören den Ort, den Raum, und den nahen, intimen akustischen Klang von #Piano und #Elektronik, der von den Raum-Mikrophonen aufgenommen wurde. Wir können wahrnehmen, wie die Töne des #Synthesizers die #Saiten des #Flügels zum mitschwingen lassen, wir hören sogar das Knarzen des Klavierstuhls. Bernhard spielt auf einem E-Piano mit gewichteten Tasten und dynamischem Anschlag und auf seinem tragbaren Setup; dem #Laptop mit mehreren virtuellen Synthesizern, die er parallel verwendet und über sein Mischpult abwechselnd einsetzt und ineinander verwebt und überblendet. Er bringt Samples abstrakter Naturgeräusche mit, erzeugt subtile Loops. Er verzichtet darauf, den #Rhythmus vorzugeben und geht auf den Pianisten ein, wie ein Live-#Filmmusiker, der die Handlung unterstützt und begleitet, er betont die Stimmung oder lässt sie kippen, interpretiert, lässt Raum. Auch Tobias entwickelt variiert harmonische und melodische Motive auf dem Flügel sehr dynamisch, von leichten lieblichen Phrasen bis zu dramatisch wuchtigen Höhepunkten, aber auch er lässt Platz für die Gedanken und Stimmungen des Publikums. Anregungen geben die Titel, die das Konzert buchstäblich in alle Richtungen interpretieren. Am achten Februar war der Name #Covid-19 noch nicht vergeben, Ausgangssperren gab es in #China, die ersten von dort zurückgeholten Deutschen mussten in #Quarantäne. Aber in dem Jahr, in dem das Album gemischt wurde, sind Wohnzimmerreisen zu einer beliebten Praxis geworden. »Der Ort« ist ein wunderbarer #Soundtrack dafür. Die deutschen Titel untersteichen wie sehr diese Musik durch Ihren Ursprungsort geprägt ist und wie groß der Unterschied vom Hier zum Dort ist.
Tobias Schößler, Piano
Bernhard Wöstheinrich, Keyboard, Sampler und Synthesizer
Aufnahmetechniker, Florian Thoene
Bearbeitung und Schnitt der Aufnahmen, Bernhard Wöstheinrich
Tonmischung und Mastering, Markus Reuter
Fotografie Titelbild, Telemach Wiesinger
