Von Christian Schröter, 1. August 2021, Lesedauer 1 Minute, 56 Sekunden
Rund 45 an Forschungsfragen interessierte Waldorflehrer und -ausbilder diskutierten in einem dreitägigen Symposion Ende Juni in Kassel Fragen und Aufgaben zur Weiterentwicklung der Waldorfpädagogik. Der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) hatte sie als Expert:innen auf ihrem jeweiligen Fachgebiet eingeladen.
Vor über 100 Jahren wurde die erste Waldorfschule gegründet, heute besuchen fast 90.000 Schülerinnen und Schüler die 254 Schulen in Deutschland. Auf diesen Erfolg aufbauend fragten die Teilnehmer des Symposions, welche Qualitäten heute gefragt sind, um diesen Impuls lebendig weiterzuentwickeln und in die Zukunft zu tragen. Das von den Schüler:innen heute zu erwerbende Wissen hat sich rasant vergrößert; und auch sie selbst sind heute erkennbar anders sozialisiert als noch vor einigen wenigen Jahrzehnten. Analoge Kulturtechniken haben durch die Digitalisierung eine Bereicherung erfahren, die sinnvoll und zeitgemäß Kindern und Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden will.
Ein Kern der Waldorfpädagogik ist der phänomenologische Unterricht, die Förderung der Urteilsbildung aus eigenem Nachvollzug beschreibbarer Phänomene. Schule sieht sich angesichts der geforderten Menge an Wissen heute zunehmend dem Zwang zur Reduktion auf in Abschlussprüfungen prüfbare Inhalte ausgesetzt. Was können Waldorfschulen diesem Zwang entgegensetzen, wie werden Prüfungsinhalte in den waldorfpädagogischen Kontext eingebettet? Der Frage wurde in Arbeitsgruppen nachgegangen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit als Antwort diskutierten vor allem Kolleg:innen der höheren Klassenstufen: Fragen der Globalisierung beispielsweise auf Englisch zu erarbeiten ermöglicht Schülern, Inhalte des Geographieunterrichts, der Geschichte und der Wirtschafts- und Politikwissenschaften mit der Handhabung einer Fremdsprache zu verknüpfen. In einigen Waldorfschulen wird dies bereits umgesetzt.
Ein weiterer Kern der Waldorfpädagogik ist die Orientierung des Unterrichtsstoffes am Entwicklungsalter der jungen Menschen. Im sogenannten Lehrplan der Waldorfschulen, der in steter Weiterentwicklung regelmäßig überarbeitet von der Pädagogischen Forschungsstelle im BdFWS publiziert wird, gibt es dazu Hinweise und inhaltliche Anregungen, die von den Kolleg:innen ausgearbeitet werden können. Die Teilnehmer:innen des Symposions verstanden ihre Aufgabe weniger als eine weitere Überarbeitung dieses Lehrplans, denn als Auftakt zu einer vertieften Beschäftigung sowohl mit den Wurzeln der Waldorfpädagogik als auch mit ihrer Aktualisierung – unter Beteiligung aller Kollegien der Waldorfschulen.
Das Symposion wurde initiiert vom BdFWS und der Pädagogischen Forschungsstelle. Vertreten waren Teilnehmer:innen aus Deutschland, Österreich, Norwegen und der Schweiz. Die Arbeit wird fortgeführt und soll in die Kollegien hineingetragen werden.
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