Von Christian Schröter, 27. August 2021, Lesedauer 4 Minuten, 23 Sekunden
Der Traum der Selbstständigkeit wird nur von wenigen verwirklicht. Sein eigener Chef sein klingt gut, doch zu viele Menschen scheuen sich vor dem Schritt in die Unabhängigkeit. Ein Weg, der sichere Strukturen und Erfolg verspricht, ist die Kita-Gründung. Kitaplätze sind in vielen Teilen Deutschlands Mangelware. Viele Eltern melden ihre Kinder bereits an, bevor sie geboren werden. Zwischen 2006 und 2018 meldete das Statistische Bundesamt einen Anstieg von 1,94 zu 2,05 Millionen betreuter Kinder zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr, bei jüngeren Kindern stieg die Zahl von 250.000 auf 670.000. Um allen Eltern einen Platz garantieren zu können, stützt der Staat die Gründung neuer Kitas. Die Bedingungen sind günstig. Doch ist die Kita-Gründung auch Ihr Weg zur Selbstständigkeit? Stefan Schultz ist seit 13 Jahren Geschäftsführer des Berliner Kita-Trägers »planned child«. Der staatlich anerkannte Erzieher, Facherzieher für Gewaltfreie Erziehung und Sozialfachwirt war selbst an der Gründung von fünf Kitas beteiligt und hat über die Jahre 13 andere Gründer und Gründerinnen betreut. Er beantwortet hier die vier wichtigsten Fragen zur Kita-Gründung. Der zweifache Vater weiß, worauf es bei der Gründung von Kitas ankommt, und vermittelt in seinem Buch nicht nur wichtige Tipps aus seinen persönlichen Erfahrungen, sondern auch vermeidbare Fehler, die viele Gründer und Gründerinnen begehen. Lohnt es sich, eine Kita zu gründen? Die wohl wichtigste Frage bei der Gründung eines eigenen Geschäfts jeder Art ist die Finanzierung: Lohnt es sich, selbstständig zu werden und eine Kita zu gründen? Auch wenn der Bedarf an Kita-Plätzen groß ist, verdient nicht jeder Gründer gleich. Denn Kitas sind abhängig von ihrer Zielgruppe. Informieren Sie sich über Kitas in Ihrer Region und schauen Sie, ob es Bedarf, bzw. Marktlücken zu füllen gibt. Ist ein spezifisches pädagogisches Konzept noch nicht vertreten? Dann lohnt es sich, in diese Richtung zu gehen. Finanziell setzen sich die Einnahmen einer Kita aus Elternbeiträgen und Zuschüssen pro Kind zusammen. Um den Preis und die Kapazitäten einer gut laufenden Kita zu berechnen, müssen Ausgaben mit Zuschüssen verrechnet werden. Die übrigen Kosten werden dann vom Elternbeitrag gedeckt. Zu den Ausgaben kommen nicht nur Miet-, Energiekosten und Gehälter, sondern auch Anschaffungskosten für Gerätschaften, Spielzeug und Einrichtung. Diese einmaligen Kosten führen dazu, dass Sie, sobald die Kita läuft und eben diese Ausgaben getätigt wurden, schwarze Zahlen schreiben. Auch Marketing ist ein wichtiger Punkt, da Eltern in Ihrem Umkreis erfahren müssen, dass es Ihre Kita gibt. Haben Sie sich einen Namen gemacht, ist es möglich auch Spenden und Sponsoren für ihre Kita anzufragen. Mit einem guten Geschäftsplan kann sich die Gründung einer Kita somit durchaus lohnen. Was bedeutet es, eine Kita zu gründen? Eine Kita zu gründen ist nicht nur ein Geschäftsplan, sondern auch ein Herzprojekt. Kitas sind Stützen der Gesellschaft, die es Eltern erlauben zu arbeiten und Kindern eine gute, erfolgreiche Lern- und Betreuungsmöglichkeit bieten. Machen Sie sich bewusst, dass eine Kita zu führen auch bedeutet, Fachpersonal zu managen, viel Zeit mit Kindern zu verbringen und permanent an Ausbau und Optimierung zu arbeiten. Gleichsam bieten Sie sich selbst damit die Chance, selbstständig und sicher zu arbeiten. Wie erstellt man einen Geschäftsplan für die eigene Kita? Ein guter Geschäftsplan für die eigene Kita beginnt mit Recherche. Welche pädagogischen Konzepte wollen Sie verfolgen? Gibt es in Ihrem Umkreis genug Kinder, um langfristig Erfolg zu haben? Sind Sie bereit Fachkräfte zu suchen, Eltern mit einzubeziehen und sich mit der Forschung über Erziehung auseinanderzusetzen? Denn Erziehung entwickelt sich beständig weiter und als guter Kita-Besitzer sind Sie dafür verantwortlich, ihren Geschäftsplan an aktuelle Entwicklungen anzupassen. Auch angestellte Fachkräfte wie Erzieher und Pädagogen sollten gut in Ihren Plan passen und sich aus Menschen zusammensetzen, die ähnliche Vorstellungen von einem pädagogischen Konzept haben. Fragen Sie sich, was Ihre Erfahrungen und Qualifikationen für die Kita bringen und setzen Sie sich aktiv mit den sozialen und finanziellen Aspekten der Kita-Gründung auseinander. Ein Konzept, grundlegende finanzielle Mittel und die Bereitschaft zur Arbeit mit Kindern und Eltern sind die Grundlagen für einen guten Geschäftsplan. Sollten Sie eine Kita gründen? Das ist die Frage, die Sie sich selbst stellen müssen. Eine Kita zu gründen hat viele positive Aspekte: Elternunterstützung, Arbeit mit Kindern, Verwirklichung pädagogischer Konzepte und Arbeitsplatzsicherung für Fachpersonal und Sie selbst. Sie bringt jedoch auch einzigartige Herausforderungen mit sich. Wer Struktur und Verlässlichkeit nicht nur für sich selbst möchte, sondern auch bereit ist sie für andere herzustellen, ist bei der Kita-Gründung richtig. Mit einem Blick für finanzielle Planung und Begeisterung für Konzepterstellung und Managing von angestelltem Fachpersonal wird Ihre Kita zu einem großen Erfolg. Damit bieten Sie nicht nur Kindern eine gute Lebensgrundlage, sondern entlasten auch Eltern in ihrem Umfeld. Fazit Der Weg in die finanzielle Unabhängigkeit ist niemals leicht, doch Kitas sind aktuell unter den gefragtestes Geschäftsmodellen und bringen einen stetigen Kundenzufluss mit sich. Auch werden sie vom Staat gestützt und bieten die Möglichkeit, sich sicher und langfristig Selbstständig zu machen.