Abbildung: Bübül-Verlag, Berlin
Von Christian Schröter, 27. August 2021, Lesedauer 2 Minuten, 30 Sekunden
Tanja Langer ist die Verlegerin des Bübül-Verlags. Sie ist auch Autorin, Veranstalterin, Rednerin – eine umtriebige, selten rastende Frau, die viel schafft und organisiert und manchmal eben auch am Randes des Nervenzusammenbruchs steht. Nun wird ihr Bübül-Verlag aus Berlin-Wannsee am 1. August 2021 fünf Jahre alt. Tanja Langer, die Verlegerin, gehört zu den ungewöhnlichsten Stimmen ihrer Generation. Formal anspruchsvoll, zugleich mit tiefer Emotionalität packt sie ihre Themen an: Erinnerung, Geschichte, Identität. Liebe, Verlust, Kunst. 1962 in Wiesbaden geboren, lebt sie seit 1986 in Berlin. Sie arbeitete als Regisseurin und Journalistin und verlegte sich dann ganz aufs literarische Schreiben und eben seit fünf Jahren auch aufs Verlegen von Büchern. Aktuell läuft in Osnabrück in der Stadtbibliothek die Ausstellung »Czernowitzer Köpfe« von Dietlind Horstmann-Köpper. Tanja Langer schrieb für die Ausstellung die literarischen Portraits. Zugleich spricht die Schriftstellerin über die Bilder der Malerin und entwickelt dabei Gedanken zur Kunst des Portraits an sich. Zuletzt erschienen von ihr die Romane »Der Tag ist hell, ich schreibe Dir«, »Kleine Geschichte von der Frau, die nicht treu sein konnte« und »Meine kleine Großmutter & Mr. Thursday oder Die Erfindung der Erinnerung«. Handverlesen und ausgesucht sind die Werke, die im Bübül-Verlag, dem Verlag mit den Büchern mit dem Büffel, erscheinen. Ihr Konzept ist tragend, einfach und bedacht: Kunst und Literatur im Dialog auf Spitzenpapier gedruckt. In Kontakt mit vielen Kulturschaffenden der Welt entstehen hier Bücher, so wie wir sie alle lieben. Ein gute Geschichte, schöne Bilder. Mehrsprachig kommen sie oft daher. Sie wollen angefasst, gelesen und betrachtet werden. Sie tragen Geschichten, Schicksale und Farben in sich, nehmen uns mit auf Reisen, in verwunschene Kulturen und verschachtelte Biographien. Es gibt Kinderbücher, Kalender und Postkarten und, ganz neu im Jubiläumsjahr, Bübül pocket – witzige Entdeckungen im Extraformat. Es hat sich herumgesprochen, dass es den Verlag gibt, Buchhändler dekorieren ihre Fenster mit den Büchern und die »taz nord« schrieb im März 2021, der »bibliophile Bübül-Verlag« sei eine ausgezeichnete Adresse, »winzig, aber hoch ambitioniert«. Das Buch »Die Reise im Zug« erzählt von einer Frau, die im Zug durch Deutschland fährt, um ihre Tochter zu besuchen. Dabei erinnert sie sich an eine andere, bedeutende Reise in ihrem Leben. Ein dichtes Panorama entfaltet sich, das menschliche Karussel des Miteinander, Umeinander … in einer iranischen Familie, das Beobachtetwerden, die Blicke.Es ist die Tochter, die sich die Gedanken der Mutter vorstellt …
Eine Konstruktion, die so diskret gesetzt ist, dass man sie beinahe vergisst. Doch minimalistischen Papier-Arbeiten von Ina Abuschenko-Matwejewa lenken den Blick auf die feine Bauart der Erzählung, setzen überraschende Akzente und eröffnen den Lesern überraschende Perspektiven. Gedanken und Erinenrungen entfalten sich auf knappstem Raum, schwebend zwischen Humor und melancholischer Erkenntnis. Nuschin Mameghanian-Prenzlow übertrug die Erzählung aus dem Persischen ins Deutsche.
Bübül-Verlag, 40 Seiten, persisch-deutsch, auf schönem Künstlerpapier nachhaltig gedruckt, mit zwölf farbigen Abbildungen sowie einer beigefügten Künstlerpostkarte, 14 Euro
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