Von Christian Schröter, 8. September 2021, Lesedauer 1 Minute, 51 Sekunden
Wer in diesen Tagen das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake besucht, wird sich wundern. Denn inmitten der Dauerausstellung trifft man plötzlich und unerwartet auf Büsten und Figuren, die eigentlich aus einem ganz anderen Kontext stammen. Das kann ein sympathisches Mädchen aus Terrakotta oder auch ein kleines Nilpferd sein. Dann wiederum stößt man auf eine lebensgroße Asiatin oder sieht eine elegante Inderin. Sie alle korrespondieren vorzüglich mit den Renaissance-Objekten des Hauses und laden die Besucher zum Innehalten ein. Der Künstlerin Isolde Frepoli geht es in vielerlei Hinsicht um »Begegnungen«. Die gleichnamige Ausstellung ist bis zum 30. Januar 2022 zu sehen.
»Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Besucherinnen und Besuchern nach dem erneuten Corona-Lockdown nun endlich wieder Begegnungen aller Art ermöglichen können. Begegnungen mit der Kunst, mit anderen Menschen und natürlich mit sich selbst«, sagt Museumsdirektorin Dr. Vera Lüpkes.
Die Ausstellung im Weserrenaissance-Museum setzt eine Reihe fort, die 2017/18 im Museum für Ägyptische Kunst München begonnen wurde. Kam es dort zu »Begegnungen« zwischen zeitgenössischer und altägyptischer Skulptur, so treten Isolde Frepolis plastische Arbeiten nun in Dialog mit gemalten Porträts und architektonischem Figurenschmuck aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Den Arbeiten der Bildhauerin liegt eine genaue Beobachtung zugrunde: Die Modelle stehen zum Teil leibhaftig in ihrem Atelier, zum Teil benutzt sie Fotos, Abbildungen in den Medien oder auch Gedächtnisbilder von Menschen, denen sie nur flüchtig auf der Straße begegnet ist. Es kommt ihr nicht darauf an, eine Person naturgetreu wiederzugeben, sondern einen Zug ihres Wesens zu verewigen. Eine Arbeit ist für Isolde Frepoli vollendet, wenn sie das Gefühl hat, die dargestellte Person »erwischt« zu haben.
Die in Italien aufgewachsene, seit Jahrzehnten in Deutschland lebende und arbeitende Künstlerin, war Meisterschülerin und Assistentin an der Akademie der Bildenden Künste München, Lehrbeauftragte an der Universität Bielefeld und Dozentin an Sommerakademien. Isolde Frepoli lebt seit 1993 in Schlangen und hat an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellung im In- und Ausland teilgenommen.
Die Ausstellung im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake konnte dank des Corona-Stipendienprogramms des Landes Nordrhein-Westfalen für freischaffende Künstlerinnen und Künstler realisiert werden. Zur Ausstellung erscheint eine Broschüre mit den ausgestellten Werken.
30. Mai 2021 bis 30. Januar 2022, Weserrenaissance-Museum Schloss Brake