Foto: Sarah Jonek
Von Christian Schröter, 11. November 2021, Lesedauer 3 Minuten, 42 Sekunden
Zwei Frauen, einsam und verlassen an einem Bahnhofsgleis in der niemals müden Metropole New York – und es kommt einfach keine U-Bahn.
Die eine, geboren im Nordwesten der USA, erregt als skandalumwitterte feministische Schriftstellerin die Gemüter; die andere, als staatenlose Jüdin in Amerika gestrandet, stammt aus einem untergegangenen Europa. Schweigend sitzen sie da – und es kommt einfach keine U-Bahn.
Sie sind gemeinsam auf einer Redaktionssitzung der Zeitschrift Politics gewesen und kennen sich mehr oder weniger. Die eine schätzt die philosophischen Arbeiten der anderen genauso wie jene ihre Romane. Allerdings ist ihr erstes Kennenlernen einige Jahre zuvor unglücklich verlaufen und die gegenseitige Hochachtung unausgesprochen geblieben. Also sitzen sie zugeknöpft da – und es kommt einfach keine U-Bahn.
Die beiden Frauen sind Mary McCarthy und Hannah Arendt. McCarthy wird Arendts engste Freundin im Exil und bringt der Europäerin als sehr amerikanische Amerikanerin ihr Land näher. Durch Arendt wiederum begreift McCarthy die europäische Denktradition in ihrer Lebendigkeit. McCarthy lebt später zumeist in #Europa, während Arendt in Amerika Karriere macht. Beide bleiben sich über die Entfernung hinweg verbunden, lernen sich selbst über die andere besser kennen. Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg. Vorerst sitzen die zwei Frauen im Jahr 1949 am Gleis der »Astor Place Station« – und es kommt noch immer keine U-Bahn.
Inszenierung
Christian Franke studierte Germanistische Literaturwissenschaft, Philosophie und Angewandte Ethik in Jena. Von 2012 bis 2015 war er Regieassistent am Schauspiel Frankfurt und arbeitete dort unter anderem mit Karin Henkel, Alice Buddeberg, Philipp Preuss, Christopher Rüping und Jürgen Kruse zusammen. Seit 2013 realisierte er eigene Inszenierungen am Schauspiel Frankfurt und ist seit 2015 freischaffend. Bisherige Arbeiten führten ihn ans Staatstheater Wiesbaden, Theaterhaus Jena, Theater Oberhausen und das Staatstheater Braunschweig. »Two Women waiting for …« ist seine erste Arbeit für das Theater Bielefeld.
Bühne
Sabine Mäder studierte Bühnen- und Kostümbild an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Daran schloss sich eine Bühnenbildassistenz am Schauspiel Frankfurt an, unter anderem bei Sebastian Hartmann und Stéphane Laimé. Seit 2015 arbeitet Sabine Mäder als freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin. Engagements führten sie unter anderem ans Theater Oberhausen, Residenztheater München, Theater Basel, Schauspiel Frankfurt, Theaterhaus Jena, Wiener Burgtheater, Staatstheater Braunschweig und die Oper Linz. Mit den Regisseuren Ulrich Rasche und Christian Franke verbindet sie eine kontinuierliche Zusammenarbeit. Two Women waiting for ... ist ihre erste Arbeit für das Theater Bielefeld.
Kostüme
Martina Lebert, geboren 1981, ist Diplom Bühnen- und Kostümbildnerin. Zunächst Mitarbeit und Assistenzen unter anderem für Produktionen der Regisseure Robert Wilson, Martin Kušej, Simon Stone, Damiano Michieletto und Andrea Breth. Diese Engagements und eigene Arbeiten führten sie unter anderem zu den Salzburger Festspielen, an das Wiener Burgtheater, das Düsseldorfer Schauspielhaus, die Stadsschouwburg und die »National Opera & Ballet of the Netherlands Amsterdam«, das Hofpleintheater in Rotterdam und das »Shapira House« in Petach Tikwa, Israel. Seit 2014 ist Lebert freiberuflich als Bühnen- und Kostümbildnerin tätig. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit verbindet sie mit Gregory Caers und Elisabeth Colthoff. Zuletzt arbeitete sie an der Oper Linz mit Mizgin Bilmen/Georg Schmiedleitner. Martina Lebert ist Alumna der Studienstiftung des deutschen Volkes. »Two Women waiting for …« ist ihre erste Arbeit für das Theater Bielefeld.
Video
Grigory Shklyar wurde in Russland geboren und wuchs in Sankt Petersburg und Innsbruck auf, wo er Vergleichende Literaturwissenschaft studierte. Seit 2017 ist er als freischaffender Videokünstler und Regisseur tätig. Seine Arbeiten führten ihn unter anderem an das Saarländische Staatstheater, das Staatstheater Darmstadt, das Theater Braunschweig und an die »Théâtres de la Ville de Luxembourg«. Zuletzt widmete er sich verstärkt dem Theaterfilm. Dabei entstanden Arbeiten unter anderem für das »Theater Rampe« Stuttgart, Staatstheater Braunschweig und »TD Berlin« und »E-Werk Freiburg«. Grigory Shklyar ist Mitbegründer des »Korso-op.Kollektivs« und war Stipendiat des »Heidelberger Stückemarkts«. »Two Women waiting for …« ist seine erste Arbeit für das Theater Bielefeld.
Besetzung
Hannah Arendt Carmen Priego Mary McCarthy Christina Huckle
Premiere Sonntag, 7. November 2021, 19.30 Uhr, Theater am Alten Markt, Bielefeld, Hannah Arendt und Mary McCarthy gemeinsam zwischen Amerika und Europa, Christian Franke, Inszenierung Christian Franke, Bühne Sabine Mäder, Kostüme Martina Lebert, Video Grigory Shklyar, Dramaturgie Katrin Enders, mit Christina Huckle, Carmen Priego, die nächsten Vorstellungen sind am 20. November 2021, 27. November 2021, 28. November 2021, 3. Dezember 2021, 4. Dezember 2021, Karten gibt es unter www.theater-bielefeld.de und unter Telefon (0521) 515454
Original Content »Two Women Waiting For …« in Bielefeld bei Gütsel Online …