Von Christian Schröter, 25. November 2021, Lesedauer 10 Minuten, 33 Sekunden
Das »Ellinadiko« und Mythologie im Alltag
Ich hatte in meinem Beitrag zur Spielemesse Essen bereits erwähnt, das ich für die meisten Menschen der mordernen Gesellschaft das bin was man als Nerd oder Freak bezeichnet. Für mich ist das nichts Schlechtes, denn eigentlich gibt es da für mich keine Norm. Und viel, von dem was andere Menschen mal belächelt haben, gehört heute zur Normalität. Wenn ich als Kind jemandem erzählt habe das ich mich für Götter, Wesen, Monstren und Mythologie interessiere, wurde mir oft schnell klar gemacht für wie dumm man mich doch hält und was für ein Quatsch das alles sei. Dabei war es das nie dumm oder Quatsch und das ist es bis heute nicht. Ich war nur etwas früher dran mit solchen Dingen, als andere in meinem Alter. Und bis heute fällt mir eines immer mehr auf: Selbst der klarste, hellste, und ordentlichste Verstand kann nicht leugnen wie viel von dieser Mythologie sich in seinem Umfeld oder Alltag befindet. Jedes Gebiet, jeder Kontinent, jedes Land hat seine eignene Mythologie . Eine, der weltweit am meisten verbreitete und bis heute genutze Mythologie und Geschichte, ist die der Griechen.
Woher kommt der Einfluss auf mich? Mein Vater war immer ein großer Filmfan. Heute hat das bei ihm nachgelassen, aber als ich ein Kind war liefen bei uns immer irgendwelche Filme und meine Eltern haben eine beachtliche Videosammlung, da sie damals immer alles Mögliche aufgenommen hatten. Darunter so Klassiker wie „20.000 Meilen unter dem Meer“, „Sindbads Reise“ , aber eben auch „Die Fahrten des Odysseus“. Ein Film von 1954 ( und somit gut 25 Jahre vor meiner Zeitrechnung) mit Kirk Douglas, Anthony Quinn und vielen anderen bei denen sich Menschen unter 25 heute leider fragen , wer diese Menschen sind („grandiose Schaupieler“… Ende). Ich glaube das dieser nicht nur mein Interesse an der griechischen Mythologie weckte, sondern das daraus dann auch dieses ehrfürchtige Gefühl diesen Dingen gegenüber entstand. Als Kind konnte ich natürlich noch nicht wissen das es darüber ganze Studienlehrgänge gibt und welches Ausmaß es wirklich in unserer modernen Zeit hat. Für mich war es damals einfach eine Möglichkeit in eine fantastische Welt voller Mythen und Monstren, Helden und Sagen einzutreten, die ich so schnell auch nicht mehr komplett verlassen würde und die sich bei mir auch noch in unendlich viele weitere Bereiche ausweiten würde. Aber das alles würde hier den Rahmen sprengen.
Ich war immer fasziniert von der Hierarchie der griechischen Gottheiten, deren erschaffenen Wesen und denen daraus resultierenden Legenden. Die zwölf Hauptgötter der griechischen Mythologie sind Zeus, Poseidon, Hera, Demeter, Apollon, Artemis, Athene, Ares, Aphrodite, Hermes, Hephaistos und Hestia. Und aus deren Legenden heraus entstanden Helden und Monstren wie Achilles, Herkules (Herakles), Helena von Troja, Iason, Ikaros (Ikarus), die Medusa, Zentauren, Pegasus und viele, viele mehr. Eine der ältesten Schriften ( ich kann mich auch irren) dazu ist die »Theogonie«, die „Entstehung der Götter“ des Dichters Hesiod. Diese beschreibt die Entstehung der Welt und die Herrschaft der Götter in ihrer Reihenfolge und wird auf 700 vor Christus geschätzt.
Aber bis heute befinden sich diese Sagen und Mythen in Bild, Schrift und Wort genau in unserer Mitte. Auch wenn viele Menschen der Moderne dies allzu gern leugnen. Wir sprechen z.B. von „Sisyphos-Arbeit“, haben eine „Achilles-Ferse“, werfen anderen „“Narzissmus“ vor, bewundern unsere „Mentoren“ und „Adonisse“ und lassen uns auch mal gern von irgendjemandem oder irgendetwas „becircen“. Nur um uns dann wie „Krösus“ zu fühlen und unsere Reichtümer von „Hermes“ liefern zu lassen. Ironisch ausgedrückt, denn mit Mythologie haben wir ja nix am Hut… ne schon klar. Dann tragen wir oder unser Nachwuchs einen bunten Pegasus oder Monstren auf der Haut oder den Klamotten und sehen uns Götterstatuen in Museen oder auf Bildern an.
Auch in unserer Kunst finden wir es wieder. Als Statuen, Bildnisse, in und an historischen sowie mordernen Bauten und Plätzen. Zum Beispiel „Echo des Poseidon“ , ein 10 Meter hoher Bronzekopf, im Jahre 2016 auf der Mercatorinsel in Duisburg errichtet, der die vorbeifahrenden Schiffe grüßen und segnen soll. Man findet die Abbilder der Mythen in Filmen, Romanen, Logos, Kunstwerken und zum großen Teil in unserer täglichen Sprache und Schrift. Wir sehen sie jeden Tag im Supermarkt und auf unseren Bildschirmen, als Markenlogos versteckt hinter großen Trinkbechern, Softwarelogos, Labels und mehr. Es umgibt uns eigentlich überall dort wo wir schalten und walten.
Für mich ist das wunderbar, denn ich arbeite sehr gerne mit Motiven und Geschichten der griechischen Mythologie und hänge derzeit an einer Medusa und einem Mammutprojekt, Poseidon auf einem Trinkhorn, fest. Aber mir ist auch bewusst das diese Dinge der Mythologie, wie auch die Geschichte Griechenlands und allem was dazu gehört in unserem modernen Alltag oft verrissen werden. Sie sind oft nicht mehr authentisch mit dem was sie eigentlich sein sollten, sondern werden aufgemotzt, verramscht und und verzerrt. Für alle, die sich nun nicht direkt nach Griechenland begeben können und dort abseits der Touristenwege ihre eigenen Erfahrungen machen können, bleibt nur die Literatur, das Internet und die griechische Küche.
Bei der Literatur, der Kunst und dem Internet wurde ich schon lange fündig. Und ich habe nie etwas dagegen Antike, Authenzität und Moderne miteinander zu kombinieren . Wenn… ja wenn… es denn gut gemacht wird. Und besonders bei der griechischen Küche habe ich schon gruselige Sachen gesehen, gekostet und leider auch selbst produziert. Ganz, ganz schlimm. Ich gebe voller Stolz zu, daß ich selbst dabei wahrscheinlich ein richtig gutes Abwehrmittel gegen Ungeziefer erschaffen habe… nichts was kreucht und fleucht würde sich in die Nähe dieses Kochunglückes wagen. Das überlasse ich also lieber anderen Leuten, den Profis.
Gütersloh hat da so einiges an griechischer Küche zu bieten. Als meine Eltern nach langer Zeit mal wieder bei mir und meinen beiden Männern zu Besuch waren, wollte ich unbedingt griechisch essen gehen. Der Grund dafür war und ist bis heute eigentlich sehr simpel…. ich wollte unbedingt mal gute, relativ authentische Moussaka probieren. Ruhig etwas modernisiert, aber eben nicht komplett falsch. „Wer mich als Auberginenhasser davon überzeugt, kann nicht schlecht sein“ das war mein Gedanke. Und da ich schon länger mitbekam was Theo und Menia Sargianidis und ihr Team im „Ellinadiko“ und in der „Alten Heuwaage“ so machen, was sie dort leisten und anbieten, wollte ich endlich mal dort im Restaurant vorbei schauen.
Der erste Eindruck war definitiv gut. Ich mag es sehr wenn ein Restaurant es schafft mich bereits beim ersten Betreten schon allein mit der Atmosphäre und der Optik aus meinem Alltag heraus zu holen. Hektik, Termindruck, Regenwetter und Verkehr waren in dem Moment wie weg geblasen, in dem ich das Restaurant betrat und Wohlfühlen setzte ein. Das war schonmal mein erster Pluspunkt. Wir hatten einen Tisch reserviert, also mussten wir auch nicht warten oder erst schauen was möglich ist und wurde gleich von einem netten Mitarbeiterin unter allen geltenen, derzeitigen Maßnahmen in Empfang genommen.
Unsere Plätze befanden sich im hinteren, größeren Saal. Dieser grenzt direkt an den schönen Biergarten und kann für Feierlichkeiten auch gemietet werden. Ein Foto des ganzen Saales konnte ich hier nicht machen, da ich weitere dort anwesende Gäste nicht stören wollte. Aber nachdem wir uns kurz umsehen und so einige persönliche Details der Besitzer wie auch, sehr zu meiner Freude, Dinge der griechischen Geschichte und Mythologie entdecken konnten ( ja auch hier) bekamen wir dann bald einen Einblick in die Karte des Restaurants.
Diese sieht zum einen, muß ich ja zugeben, ziemlich cool aus. Da ich mit www.elegance-of-crafting.de ja Brandmalarbeiten mache juckte es mich schon ein wenig in den Fingern und freute mich auch ein wenig eine solche Karte zu sehen. Aber mich hat die Auswahl an Speisen und Weinen auch sehr überrascht. Einige Dinge, auf der Karte waren mir zwar bekannt, nur hatte ich sie bisher noch auf keiner Speisekarte gesehen. Und der zweite positive Aspekt waren für mich die Weine. Meine Familie mütterlicherseits ist französischer Abstammung. So gut wie die Hälfte meiner Family sind wein- oder likörtrinkdene Franzosen. Nicht alle, aber viele. So auch ich. Gut hier handelte es sich nun um griechische Weine, aber niemand ist perfekt ( ACHTUNG… kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten). Ne mal im Ernst, die gute Auswahl hat mich schon begeistert und sogar meine Mutter gönnte sich ein Schlückchen, was schon was heißen soll.
Und dann hörte ich Theos Stimme, der sich gerade mit anderen Gästen unterhielt. Ich lief auf ihn zu, bat die sehr netten Gäste um Verzeihung, und sprach ihn an. Wir hatten vorab schonmal online ein paar Sätze ausgetauscht und auch ein bisschen was voneinander gesehen. Da ich diesen Beitrag unbedingt schreiben wollte, erklärte ich es ihm und freue mich bis heute über seine Reaktion und auch die seiner Gäste. Ehrlich gesagt konnte ich es mir auch nicht nehmen lassen eben diese Gäste , nachdem Theo gegangen war, nochmal nach dem besonderen Etwas des Ellinadiko zu fragen. Und eigentlich wusste ich es da ja schon, wie die Antwort ausfallen würde. Für diese Gäste war das besondere Etwas… die Menschlichkeit und die Liebe im Restaurant. “ Wir kommen so oft es geht wegen dem guten Essen, manchmal auch nur auf einen Tee oder Kaffee. Aber wir fühlen uns immer willkommen.“ Und so war es auch für mich und meine Familie. Sogar Fragen zu den Unverträglichkeiten meines Sohnes wurden mit viel Geduld beantwortet und geklärt.
Ich bestellte also meine geplante Moussaka, von der ich immernoch nicht wusste ob ich sie wirklich mag, und als Vorspeise mit Feta überbackene Pilze. Sowohl ich als auch meine gesamte Begleitung waren hellauf begeistert. Allerdings befürchte ich das das Ellinadiko mich evtl für andere griechische Restaurants versaut haben könnte. Soll heißen… ob ich das woanders genauso gut finde, das bezweifel ich gerade noch. Und wir haben tatsächlich noch einige Tage lang davon gesprochen. Das tun wir selten. Nicht weil wir es nicht mochten, sondern einfach weil uns der Alltag dann auch wieder einholt. Hier blieb aber der Gesamteindruck sehr im Gedächtnis und sorgte sowohl bei mir als auch bei meinem Teenanger, der gern kocht, dafür das wir uns auch Zuhause doch mal wieder mehr mit der griechischen Küche beschäftigen wollen. Und zwischen dem Hauptgang und dem Dessert fielen uns allen auch hier wieder die kleinen und großen optischen Details auf. Wieder verbunden mit Persönlichkeit, diesem Gefühl von Fernweh nach Sonne und Meer, aber auch wieder Mythologie gemischt mit Moderne.
Bevor wir dann nach echt gutem Essen, Trinken, Kaffee und Gesprächen das Ellinadiko über den schönen Biergarten verließen ( nicht ohne Trinkgeld für die tolle Mitarbeiterin, weil wer im stressigen Job erklärt und sich bemüht verdient Anerkennung) habe ich mich natürlich nochmal bei Theo verabschiedet und auch dabei wieder Herzlichkeit und Respekt erlebt. Natürlich werden wir wiederkommen.
Folgender Eindruck könnte einem Leser hier kommen: „Ja klar sind die nett und freundlich. Die wollen doch Geld verdienen.“ Hmmm… ok… ja kann man so sehen… aber…. ich kenn es oft eben auch anders. Durch meine Tätigkeit bin ich eigentlich immer viel rumgefahren und rumgekommen, eigentlich auch schon davor. Hier erlebte ich oft …. nennen wir es mal nett „Verkaufsfreundlichkeit“. Ein Fakelächeln, das jeden Betrugsprofi vor Neid erblassen lässt. Für die meisten ist das so ok, solange sie bedient werden und entsprechende Waren bekommen. Und eigentlich ist es generell auch ok so, weil nicht jeder immer einen super Tag haben kann und eben dennoch Gäste bewirten und bedienen muß, ganz klar. In all den Jahren habe ich aber eines gelernt: Echte Herzlichkeit und ein echtes Lächeln kannst du nicht faken. Und jemanden, der das erkennt kannst du auch nicht täuschen. Nur weil man es ignoriert heißt es nicht das man es nicht bemerkt.
Was mir hier im Ellinadiko begegnet ist war nicht nur wirklich richtig gutes Essen und Trinken, sondern auch Wohlfühlatmosphäre und das Gefühl willkommen zu sein. Dafür ein ganz großes Lob an Theo und Menia Sargianidis. Ich komme gerne wieder.
Bitte schaut euch die Seiten auf Facebook und die Webseite des Ellinadiko mal an:
www.facebook.com/Restaurantellinadiko
Bis zum nächsten Mal,
Bianca von »Elegance of Crafting«
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