Von Christian Schröter, 21. Dezember 2021, Lesedauer 1 Minute, 24 Sekunden
Lesetipps für Gütersloh: Christian Schröter, Ein Koffer voll Hoffnung, kostenloses E-Book​
Der Kreis Gütersloh hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Region entwickelt, die in vielen Bereichen von Zuwanderern mitgeprägt wird. Viele von ihnen sind zwischen den 1950er- und 1970er-Jahren aus dem Süden Europas als Arbeitsmigranten hierher gekommen. Die Anwerbeverträge, die die Bundesrepublik Deutschland ab 1955 mit Italien, Spanien, Griechenland, der Türkei, Portugal sowie Jugoslawien unterzeichnet hatte, boten den rechtlichen Rahmen hierfür.
Die zeitgenössische Bezeichnung der Arbeitsmigranten als »Gastarbeiter« zeigt, dass zunächst nur von einem vorübergehenden Aufenthalt in Deutschland ausgegangen wurde. Doch viele Arbeitsmigranten entschieden sich für einen Verbleib in Deutschland. Sie bauten Eigenheime, holten ihre Familien nach oder gründeten sie hier. Aus dem Vorübergehend war ein Dauerhaft, aus »Gastarbeitern« Einwanderer und aus Deutschland fast unmerklich ein Einwanderungsland geworden.
Doch trotz seiner großen Bedeutung ist dieser Teil der Geschichte bisher nur ungenügend dokumentiert. Deshalb hat die Arbeitsgemeinschaft der Archive im Kreis Gütersloh in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Gütersloh eine Ausstellung zu diesem Thema erarbeitet. Die aktuelle Integrationsdebatte wird auf diese Weise um eine historische Perspektive bereichert.
Die Ausstellung zeigt nicht nur die allgemeine Geschichte der Arbeitsmigration in den Kreis Gütersloh von 1955 bis 1973, sondern vor allem auch die persönlichen Lebenswege der ehemaligen „Gastarbeiter“. Mit welchen Erwartungen kamen sie nach Deutschland, welche Erfahrungen machten sie hier, wie kam es, dass sie hier dauerhaft ansässig wurden? Die Lebensläufe lassen den Teil des deutschen Wirtschaftswunders lebendig werden, der bisher in der öffentlichen Wahrnehmung nur wenig Beachtung fand.
Die Ausstellung wurde 2013 und 2014 im ganzen Kreis Gütersloh gezeigt.