Betreuen das Projekt »Impulszentrum Gütersloh« an der Verler Straße 148: Andrej Below, Mandy Eppendörfer, Andreas Reinhold und Sebastian Stasiuk.
Von Christian Schröter, 9. 2021, Lesedauer 3 Minuten, 41 Sekunden
Impulszentrum Gütersloh: Besonderes Projekt des Fachbereichs Jugend und Familie
Gütersloh (gpr) Viele Gütersloher kennen das Haus an der Verler Straße 148 noch als Jugendtreff der »#Falken«. Lange Zeit stand es danach leer, seit einigen Monaten ist dort wieder Leben eingekehrt. Derzeit wird dort ein besonderes Projekt durchgeführt und das Gebäude als »Impulszentrum« genutzt. Gütersloher Jugendliche, die nicht die gleichen (Bildungs-)Chancen haben, kümmern sich um das Gebäude und renovieren es aus eigenen Kräften. Das Projekt trägt nicht nur optisch erste Früchte, auch die Jugendlichen haben dort eine »Heimat gefunden«, betont Andreas Reinhold.
Die Jugendlichen, die Teil des Gütersloher »Impulszentrum« sind, sind schon länger bekannt: »Wir arbeiten hier mit einer Gruppe von Personen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren zusammen, die zum Teil straffällig sind oder es auf andere Weise nicht ganz einfach im Leben haben«, erklärt Reinhold. »Eine Aufgabe des Jugendamtes ist es unter anderem Kinder und Jugendliche, die nicht die gleichen (Bildungs-)Chancen haben zu unterstützen und zu fördern. Mit unseren Einzelfallmaßnahmen sind wir in diesen Fällen teilweise an unsere Grenzen gekommen.«
Auf der Suche nach einem anderen Ansatz, ist die Stadt Gütersloh dabei auf das Konzept des Impulszentrums in Hamm gestoßen, dessen Träger der Verein »Paidaia« ist. Bei der Umsetzung für Gütersloh wurde zunächst mit einer ausführlichen Analysephase begonnen, gemeinsame Workshops mit den Jugendlichen folgten, um Kontakt und Vertrauen aufzubauen. Unterstützt wurde der städtische Fachbereich dabei durch den Bonner Träger Ibasy. Im Mittelpunkt der Projektidee des »Impulszentrums« steht ein bildungsprozessorientierter Förderansatz. Ein spezieller Ansatz aus der Sozialen Gruppenarbeit, bei dem Jugendliche selbstständig Verantwortung übernehmen sollen. »Es geht darum, produktives Arbeiten und sportliche Betätigung zu fördern und damit den Jugendlichen die Möglichkeit für Selbstwirksamkeit zu geben«, erklärt Andrej Below. Die bisherigen Anteile problematischen Verhaltens der Jugendlichen werden dabei klar verurteilt. Gleichzeitig dreht sich aber vieles um den Aspekt der »Wertschätzung«. »Die Jugendlichen sollen im Impulszentrum unterstützt werden, ihre eigenen Potenziale zu entfalten und für sich Perspektiven aufzubauen«, so Andreas Reinhold.
Beauftragt mit der Durchführung des Projektes ist seit Mai dieses Jahres der Gemeinnützige Verein für Rehabilitation »Haus Nordhorn«, der im Bereich ambulante Kinder- und Jugendhilfe tätig ist. Die Leitung des Gütersloher »Impulszentrums« hat Mandy Eppendörfer übernommen. An drei Nachmittagen in der Woche findn Treffen mit den Jugendlichen vor Ort statt. »Wir sind kein typischer Jugendtreff. Es geht vielmehr um Produktivität, Spaß und darum, gemeinsam etwas zu lernen und zu erschaffen.« Ein Ort also an dem die Jugendlichen selbst Verantwortung übernehmen und die notwendige Orientierung erhalten. Gestartet ist das Projekt mit sieben bis acht Jungen, mittlerweile kommen doppelt so viele – auch Mädchen – regelmäßig zu den Treffen, um gemeinsam Renovierungen im Haus vorzunehmen. Mit Unterstützung durch einen #Handwerker haben die Jugendlichen bereits einiges geleistet. Im Erdgeschoss befindet sich jetzt ein Konferenzraum, dafür wurden Wände geschliffen und gestrichen, neuer Boden verlegt, Lampen und Bilder aufgehängt. Auch die Möbel wurden selbstständig organisiert und zum Teil repariert oder wieder in Schuss gebracht. Nebenan befindet sich noch eine große Baustelle, hier wird ein Sport- und Fitnessraum entstehen. Im Obergeschoss ist ein großer Aufenthaltsraum fertiggestellt, auch die Küche wurde renoviert und ein Tonstudio ist in Planung. Wenn alles fertig ist, sollen die Räumlichkeiten möglichst auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.
»Durch das Projekt hat sich ein guter Kontakt zu den Jugendlichen entwickelt«, erklärt Andreas Reinhold. »Für die Teilnehmer ist es ein Ort der ›Wertschätzung‹ geworden.« Auch wenn es im Kontakt mit den Jugendlichen auch einige Rückschläge zu verzeichnen gab und nicht alle erreicht werden würden, verlaufe das Projekt bislang insgesamt positiv. Eine besonders enge Abstimmung und Zusammenarbeit findet auch mit der #Polizei #Gütersloh statt. »Insgesamt ist das ›Impulszentrum‹ ein offener Prozess und auch für uns ein Experiment. Zunächst ist es für die Laufzeit von einem Jahr angelegt mit der Option zur Verlängerung.« Und die Jugendlichen haben für die kommenden Monate bereits viele Pläne, so soll der Außenbereich gestaltet werden und ein Beachvolleyballfeld und ein Kräutergarten angelegt werden. Auch Ideen, wie Eltern mit in das Projekt einbezogen werden können, bestehen bereits.