Symbolbild
Von Christian Schröter, 10. April 2022, Lesedauer 2 Minuten, 4 Sekunden
Brieftaubenwesen als Immaterielles Kulturerbe, Deutscher Tierschutzbund kritisiert UNESCO
Deutscher Tierschutzbund, 10. März 2022
Der Deutsche Tierschutzbund zeigt sich angesichts der Aufnahme des Brieftaubenwesens als immaterielles Kulturerbe in Deutschland enttäuscht und kritisiert die Entscheidung der #UNESCO Kommission deutlich. Von der Zucht über die Haltung, das intensive Training und den Transport bis hin zu den Strapazen der Wettflüge seien Stress, Leid und Tod der Tauben gang und gäbe. Auf die systemimmanenten Probleme hatte der Tierschutzbund zuletzt bei einem gemeinsamen Gesprächstermin mit Vertretern der Kommission sowie des Verbands Deutscher Brieftaubenzüchter im Mai 2021 hingewiesen – offenkundig erfolglos.
»In der angeführten Begründung spricht die UNESCO davon, dass sich der Brieftauben-Verband einem Dialog mit Tierschutzorganisationen geöffnet habe, um den strittigen Punkten der Praktik stärker gerecht zu werden. Das ist völlig unzureichend und irreführend – unsere grundlegende Kritik wurde mit der Entscheidung für die Aufnahme in jeglicher Hinsicht ignoriert. Wir fordern die UNESCO auf, dies zu korrigieren«, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbunds. »Aus Tierschutzsicht ist einer Nutzung von Tieren, die mit erheblichen Tierschutzproblemen einhergeht, keine Würdigung als Kulturform zuzusprechen. Wie bei der Falknerei stehen aber auch beim Brieftauben’sport‘ die Bedürfnisse und die Unversehrtheit der Tiere offenkundig hinter anderen, als angeblich kulturell wertvoll eingestuften Aspekten, zurück.«
Seit Jahrzehnten spricht sich der #Deutsche #Tierschutzbund gegen die aus Tierschutzsicht kritischen Aspekte des #Brieftaubensports aus. So kommt es in jedem Jahr zu Todesfällen, die billigend in Kauf genommen werden. Auch noch so gründliche Vorkehrungen können beispielsweise nicht verhindern, dass plötzliche Wetterumschwünge dazu führen, dass es während der Wettkämpfe zu zahlreichen Verlusten kommt, so die Kritik der Tierschützer. Insbesondere Jungtiere sterben entweder durch Verfliegen, durch Beutegreifer, an Kollisions-Verletzungen oder Entkräftung. Grundsätzlich basieren die Wettflüge auf Stress und anhaltenden Leiden, da sich mit der Trennung von Partnertauben oder Elterntieren vom Nachwuchs die Ortstreue und Partnertreue der #Tiere zu Nutze gemacht wird, die zur schnellen Heimkehr bewegen soll. Obwohl das Tierschutzgesetz eigentlich verbietet, einem Tier Leistungen abzuverlangen, die es nicht erbringen kann, treiben die Wettflüge die Vögel so an ihre Grenzen. »Wir dachten, das Immaterielle #Kulturerbe stehe dafür, dass Menschen ihre Traditionen und ihr Wissen zukunftsgerichtet weitergeben. Dass unter dem Deckmantel der Tradition tierschutzwidrige Praktiken von der UNESCO gefördert werden sollen und damit auch der Wunsch unserer Gesellschaft nach einem ernsthaftem Mehr an Tierschutz mit Füßen getreten wird, ist mehr als bitter.«