Von Christian Schröter, 20. Mai 2022, Lesedauer 4 Minuten, 45 Sekunden
Singin’ Circus, Songs und andere Verbrechen, ein Sketch und Liederabend aus britischer Manufaktur
Die Sketche der legendären britischen Komikergruppe Monty Python sind für viele Kult, nicht zuletzt wegen Filmen wie Der Sinn des Lebens oder Das Leben des Brian. Mit entwaffnender Direktheit demontieren sie mit Vorliebe staatliche und gesellschaftliche Autoritätspersonen aus den Berufsbereichen Polizei, Gericht, Bank oder Wirtschaft. Dabei werden die Pointen ohne Rücksicht auf Verluste aus der Hüfte geschossen. Da will zum Beispiel ein Mann Käse kaufen und muss erst – gefühlt – 180 Sorten fachmännisch durchdiskutieren; oder ein Buchprüfer hat den großen Traum, den Beruf zu wechseln und Löwenbändiger zu werden. Doch wehe, wenn überraschend die Spanische Inquisition eingreift ... Interessiert an dem berühmten britischen Humor orientiert sich das Theater Bielefeld bei Singin‘ Circus an den Sketchen von Monty Python und serviert im Stadttheater einen Abend mit klassischem und neuem Witz, garniert mit süffiger Musik.
Anlehnend an die Ästhetik der erfolgreichen Monty Python-Serie Flying Circus versetzt Regisseur und Bühnenbildner Michael Heicks die Sketche auf eine Bühne, die rasche Szenenwechsel erlaubt und immer wieder neue Räume assoziiert. Etwa mittels einer Showrampe, die von der Vorbühne über den Orchestergraben führt. 5 Spieler schlüpfen in rascher Abfolge in unterschiedlichste Rollen und Szenarien und geben dem Ganzen ihren eigenen Schuss Humor dazu. Die Kostüme (Jürgen Höth) erinnern durch gezielte Akzente an die Mode der 70er-Jahre, haben zugleich etwas angenehm Zeitloses. Trotzdem muss man die charakteristische Bobby Uniform der britischen Polizei nicht vermissen. Musikalisch wird der Abend von William Ward Murta geleitet, die musikalische Einstudierung übernimmt Oliver Siegel. Gemeinsam mit der Band lassen sie eine ganze Reihe populärer Monty Python Songs (»Meaning of Life«, »Galaxy Song«, »The Bright Side of Life«, um nur einige zu nennen) erklingen und sind dabei auch szenisch präsent.
Musikalische Leitung
William Ward Murta, geboren in Fort Smith/Arkansas und aufgewachsen in Oklahoma, ist seit 1984 Musical-Kapellmeister am Theater Bielefeld. Er übernahm die musikalische Leitung vieler Produktionen wie »Cabaret«, »Evita«, »Chicago«, »La Cage aux Folles«, «Piaf«, »Die Comedian Harmonists«, der Uraufführung von James Lyons »Für mich soll’s rote Rosen regnen«, Franz Wittenbrinks »Männer – Tore, Tränen und Triumphe«, »Sekretärinnen und Mütter«, außerdem »She Loves Me«, »Jekyll & Hyde«, »Me and My Girl«, »Crazy For You«, »The Scarlet Pimpernel«, »Chess«, »Company«, »The Birds« of Alfred Hitchcock, »City of Angels«, »Die Hexen von Eastwick«, »Bonnie & Clyde«, »Sunset Boulevard«, »A Little Night Music«, »Hochzeit mit Hindernissen«, »Avenue Q«, »Frühlings Erwachen«, »My Fair Lady«, »Lazarus«, »Die spinnen, die Römer«, »The Black Rider« und »The Goodbye Girl«. Murta ist in Musikerkreisen ein gefragter Arrangeur; zahlreiche seiner Arrangements gehören zu den Standards von Musical und Gala Aufführungen im Inland und Ausland. Darüber hinaus komponiert Murta eigene Musicals: 1987 »M … wie Marilyn« und sein Werk über das Leben von Galileo Galilei, »Starry Messenger« (»Sternenbote«), das 2004 sehr erfolgreich am Theater Bielefeld uraufgeführt wurde. Zu Beginn der Spielzeit 2010/11 folgte die Aufsehen erregende Uraufführung von »The Birds of Alfred Hitchcock« und 2016/17 »Das Molekül«, zu dem er ebenfalls selbst das Textbuch verfasste.
Inszenierung und Bühne
Michael Heicks ist seit Januar 2005 Intendant der Bühnen und Orchester Bielefeld, wo er von 2000 bis 2004 bereits Schauspieldirektor war. Mit Beginn der Spielzeit 2018/19 übernahm er zudem die Intendanz der Rudolf-Oetker-Halle (Konzerthaus Bielefeld). Begonnen hatte Michael Heicks nach seinem Regie und Schauspielstudium an der Otto Falckenberg Schule in München zunächst als freier Regisseur mit Inszenierungen am Staatstheater Braunschweig, Staatstheater Oldenburg, Grips Theater Berlin, am Deutschen Theater Göttingen, Theater Salzburg, bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall, am Theater Basel, Theater am Neumarkt in Zürich und am Thalia Theater Hamburg. Am Theater Bielefeld inszenierte er zuletzt Terror von Ferdinand von Schirach, Die Kommune von Thomas Vinterberg, Turgenjews Väter und Söhne, dem Liederabend Istanbul sowie Paare. Liebe ist eine schwere Geisteskrankheit von Johann Buchholz, »Kaleidoscope_To the Dark Side of the Moon«, David Bowies »Lazarus«, Thomas Vinterbergs »Die Jagd«, »The Black Rider« und »Warten auf’n Bus«.
Kostüme
Jürgen Höth ist freischaffender Bühnen und Kostümbildner. Mit dem Theater Bielefeld verbindet ihn eine langjährige Arbeitsbeziehung unter anderem mit den Regisseuren Matthias Kaschig, Mareike Mikat, Dariusch Yazdkhasti, Michael Heicks und Christian Schlüter. Zuletzt übernahm Jürgen Höth die Ausstattungen für »Weißes Gold«, »How to date a feminist«, die Theaterserie »Sissy Murnau« und »Spin« sowie das Bühnenbild für »Charlys Tante« und für das Tanzstück »Opus fünfundsechzig«.
Musikalische Einstudierung
Oliver Siegel, geboren 1972 in Wattenscheid, studierte von 1993 bis 1999 Jazzpiano an der HKA in Arnheim/NL (heute ArtEZ Arnhem). Er ist Multiinstrumentalist, Produzent und Tontechniker sowie Mitglied und Mitinitiator vieler Bands und Projekte im Reaktionsfeld zwischen Rock, Improvisation, Jazz, Experiment, #Collage, #Pop, #Elektronik, Krach und Neuer Musik. Seit 2003 ist er zudem als Komponist und Bühnenmusiker für Theater, Tanz und Performance tätig, so zum Beispiel am Schauspielhaus Bochum, an den Theatern Oberhausen und Bremen, am Schauspiel Frankfurt und anderen. Am Theater Bielefeld hat er die Musik zu den Produktionen Aladin und die Wunderlampe, Der Zauberer von Oz und Der Räuber Hotzenplotz komponiert und live bei den Vorstellungen auf der Bühne mitgewirkt.
Premiere Samstag, 14. Mai 2022, 19.30 Uhr, Stadttheater Bielefeld, Besetzung Susanne Schieffer, Carolin Soyka, Georg Böhm, Janis Kuhnt, John Wesley Zielmann, Musikalische Leitung William Ward Murta, Inszenierung und Bühne Michael Heicks, Kostüme Jürgen Höth, Dramaturgie Jón Philipp von Linden, Irene Wildberger, Musikalische Einstudierung Oliver Siegel, mit Georg Böhm, Janis Kuhnt, Susanne Schieffer, Carolin Soyka, John Wesley Zielmann, Band, 15. Mai, 28. Mai, 1. Juni, 18. Juni, 26. Juni, 30. Juni 2022, Karten unter Telefon +49521515454