Vor den Solardächern der LWL Klinik Herten: Hans-Jürgen Bußmann (Einkauf, Wirtschaft, Organisation), Marcus Meyer (Allgemeine Verwaltung), Jörg Hauff (Umweltbeauftragter) und Dr. Michael Kramer (Finanzen, Entwicklung, IT-Management). Foto: LWL
Von Christian Schröter, 13. Juni 2022, Lesedauer 6 Minuten, 28 Sekunden
Im Gespräch mit dem Umweltteam unter Leitung des Kaufmännischen Direktors Heinz Augustin ist zu erfahren, was es dazu braucht, die Maßnahmen zur Reduzierung des CO2 Ausstoßes umzusetzen. Den Fragen stellten sich Hans-Jürgen Bußmann (Einkauf, Wirtschaftm Organisation), Marcus Meyer (Allgemeine Verwaltung), Dr. Michael Kramer (Finanzen, Entwicklung, IT Management), Bernd Kruse (Personal) und Jörg Hauff (Umweltbeauftragter).
Warum haben Sie ein Umweltteam initiiert?
Augustin: Es ist überdeutlich, dass wir an der #CO2 Stellschraube drehen müssen, um #Klimaneutralität zu erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir nicht nur Emissionen reduzieren, sondern allgemein Umweltbewusstsein in den persönlichen wie beruflichen Alltag integrieren. Dafür müssen wir einsparen wie auch investieren und dabei so klug handeln, dass wir nicht nur nachhaltig, sondern auch effizient wirtschaften, um den Klinikbetrieb auch künftig zufriedenstellend aufrecht erhalten zu können. Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, alle Beteiligten an einen Tisch zu setzen, damit wir effektiv und transparent unsere Klinik-Umweltziele erreichen können.
Worin sehen Sie den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und wirtschaftlichem Erfolg bzw. den wirtschaftlichen Ergebnissen in unseren Kliniken?
Kramer: Er ist auf 2 Ebenen zu betrachten. Rein monetär lohnt sich zunächst die Investition in erneuerbare Energien aufgrund der hohen Energiepreise und der drohenden Versorgungsengpässe. Ein gutes Beispiel hierfür ist unsere neue Photovoltaikanlage, die sich in wenigen Jahren komplett refinanzieren wird. Auch der Einsatz energiesparender Endgeräte und energetische Sanierungen reduzieren mittelfristig die Kosten und helfen bei der wirtschaftlichen Konsolidierung der Klinik.
Die zweite Ebene betrifft den erweiterten wirtschaftlichen Erfolg. In vielen wirtschaftspsychologischen Studien wird der Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit des Unternehmens, Sinnerleben der Beschäftigten und Leistungsbereitschaft bestätigt. Aus meiner Sicht sind wir auf einem guten Weg dahin, und ich bin mir sicher, dass unser verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt und ihren Ressourcen die Motivation in und die Bindung zu unserer Klinik zunehmend steigern wird.
Neben der erwähnten Photovoltaikanlage: In welchem Bereich sind hinsichtlich der formulierten Klimaziele die größten Umstellungen notwendig gewesen?
Bußmann: Bereits Mitte/Ende der 1980er Jahre wurden die Dienststellen des LWL durch gezielte Kampagnen der damaligen LWL Koordinationsstelle für #Umweltschutz für die ökologischen Belange sensibilisiert. Dies trug dazu bei, dass wir hier bei sämtlichen Beschaffungen und Bauvorhaben schon seit vielen Jahren Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Blick haben. Darüber hinaus sind im Rahmen von regelmäßigen Energieaudits die Energieflüsse und die Verbrauchsdaten unserer Kliniken gesammelt, analysiert, Effizienzpotentiale aufgezeigt und möglichst zeitnah umgesetzt worden.
Hauff: Als Ergebnis dieser Audits wurden in den zurückliegenden Jahren unter anderem die komplette Regelungstechnik der Gebäude modernisiert, Wärmedämmungen erneuert sowie die erwähnte große Photovoltaikanlage installiert. Auch durch den Einsatz von LED-Technik im Innen- und Außenbereich konnten wir zusätzlich unseren Enegieverbrauch optimieren. Bei Neubauten, größeren Umbauten und Sanierungen wird die künftige »LWL Gebäudeleitlinie 2030«, die jüngst im LWL-Klimaausschuss vorgestellt wurde, richtungsweisend für die Zukunft. Die hier beschriebenen Maßnahmen hinsichtlich Energieeffizienz und Nachhaltigkeit haben das klare Ziel, bis zum Jahr 2030 die bilanzielle Klimaneutralität für den LWL zu erreichen.
Wie wird der Nachhaltigkeitsgedanke im Verwaltungsbereich allgemein unterstützt?
Meyer: Bei Ausschreibungen zum Beispiel von medizintechnischen Geräten oder im Rahmen unseres Fuhrparks werden zunehmend Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. Ob in Zusammenarbeit mit dem Zentraleinkauf in Münster oder in den Produktgruppen-Arbeitskreisen. Die entsprechenden Kriterien werden hier festgelegt und fließen bei der Anbieterauswahl in die Bewertung ein. Bei der Ausmusterung von Geräten werden Lieferanten und/oder Fachfirmen beauftragt. Damit ist die umwelt- und sachgerechte Entsorgung sichergestellt. Bei Geräten, die nicht mehr im Klinikbetrieb eingesetzt werden dürfen, aber technisch noch einwandfrei sind, wird die Möglichkeit einer Spende an Hilfsorganisationen geprüft und auch umgesetzt.
Bußmann: Auch »im Kleinen« tragen die Mitarbeiter zur Einsparung von Energie und somit Reduzierung von Emissionen bei. Zum Beispiel indem Sorge getragen wird, dass Rechner, Drucker und sonstige Geräte bei Abwesenheit nicht im »Standby« verbleiben, Beleuchtung nur bei Bedarf eingeschaltet ist oder auf korrektes Lüftungsverhalten geachtet wird. Wir setzen auf einen bewussten Umgang mit Energie und Materialressourcen - ob beim Verbrauch von Büromaterialien oder bei der Mülltrennung.
Stellen Sie sicher, dass die Mitarbeiter für das Thema fortwährend sensibilisiert werden?
Meyer: Wir weisen regelmäßig auf nachhaltige Mobilitätsangebote des Arbeitgebers hin, zum Beispiel auf das LWL Dienstradleasing, unser Pendlerportal Ridebee oder Vergünstigungen bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Auch in Sachen Ernährung werden die Kolleg:innen zum Beispiel durch Hinweise aus unseren Küchen immer wieder an die Themen Nachhaltigkeit und Bio erinnert. Handeln, vorleben und beständig kommunizieren – wir sind davon überzeugt, dass wir damit gut fahren.
Lassen sich im Rahmen der Personalführung zusätzlich »grüne« Verhaltensweisen fördern? Wie können Sie alle Mitarbeiter zu umweltfreundlichem Verhalten motivieren?
Kruse: Hinsichtlich der Anforderungen der Generation Z an die Unternehmen verfolgen wir die Strategie, den Wunsch nach einer ausgeglichenen Work Life Balance mit den Zielen der Nachhaltigkeit und einer grünen Ausrichtung zu verbinden. Durch die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten und die Möglichkeit von mobilem Arbeiten, Homeoffice und Online-Meeting – vor allem in den vergangenen 2 Jahren – sind wir den Bedürfnissen schon ein gutes Stück näher gekommen. Sicherlich hat die Pandemie dem in die Karten gespielt, doch haben wir ohne Zweifel gelernt, dass in bestimmten Arbeitsbereichen das flexible und mobile Arbeiten möglich ist. Zusätzlich leisten wir damit einen Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Denn: Wer öfter zuhause bleibt und den Arbeitsweg einspart, sorgt für weniger Schadstoffe auf den Straßen. Arbeitsweg, Arbeitsreisen oder Pendeln - das alles summiert sich zu einer ungünstigen Umweltbilanz. Vielen von uns wird dadurch bewusst, wie sehr unsere täglichen Tätigkeiten zur Klimakrise beitragen. Denn noch legt aktuell an einem regulären Arbeitstag ohne Pandemie der Großteil der deutschen Arbeitnehmer:innen viele Millionen von Kilometern zurück.
Welchen Beitrag kann die IT zur nachhaltigen Entwicklung unserer Kliniken leisten?
Kramer: Wie Herr Kruse bereits skizziert hat, können wir durch den Fortschritt der #Digitalisierung flexible Arbeitsmöglichkeiten schaffen, um etwa Arbeitswege und Dienstreisen zu reduzieren und darüber hinaus Arbeitszeit effizienter zu gestalten. Die geschaffene IT Infrastruktur sorgt dafür, dass die Beschäftigten, sofern ihre Arbeitsinhalte dies ermöglichen, ortsunabhängig auf dem gleichen Niveau arbeiten können. Wie an ihrem Arbeitsplatz in der Klinik. Zu erwarten ist auch, dass durch die elektronische Dokumentation der Patient:innenakten, der Personalakten sowie weiterer Verwaltungsakten der Papierverbrauch in der #Klinik noch weiter als bisher sinken wird. In Bochum übrigens nutzen wir seit einigen Monaten anstelle von Google die Internet-Suchmaschine »#Ecosia« und investieren mit jeder Suchanfrage automatisch in Baumpflanzprojekte in von Waldrodung betroffenen Ländern dieser Erde.
Klimaneutralität bis 2030 – ist das machbar?
Augustin: Ganz bestimmt. Wir müssen zwar noch ein gutes Stück des Weges gehen. In Bochum wie in Herten. Aber mit Hilfe aller beteiligten Kräfte ist dieses Ziel erreichbar!