Freuen sich über das nachgeschneiderte Kleid (von links): Jörg Düning-Gast, Verbandsvorsteher des Landesverbandes Lippe, Dr. Susanne Hilker vom Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, Marja Kettner, Kostümbildnerin für historische Kleidung, Kunstpädagogin Sabine Wedemeyer-Schwiersch und Dr. Vera Lüpkes, Direktorin Weserrenaissance-Museum Schloss Brake. Foto: Silvia Herrmann, Weserrenaissance-Museum Schloss Brake
Von Christian Schröter, 13. Juni 2022, Lesedauer 2 Minuten, 5 Sekunden
Sonntag, 15. Mai 2022, Weserrenaissance Museum Schloss Brake, Lemgo
»The Power of Museums« – so lautet das Motto des Internationalen Museumstages am Sonntag, 15. Mai 2022. Das #Weserrenaissance #Museum Schloss Brake ist selbstverständlich wieder mit von der Partie. Alle Interessierten sind von 10 bis 18 Uhr herzlich eingeladen, sich die Dauerausstellung und die aktuelle Sonderausstellung »Ausgezeichnet. Prämierte venezianische Kostümkreationen aus #OWL« anzusehen. Der Eintritt ist frei. Doch damit nicht genug: Um 15 und 16 Uhr stellt das Museum der Öffentlichkeit erstmals das nachgeschneiderte Grabkleid der mit sechs Jahren verstorbenen Katharina zur Lippe vor. Sie war die Tochter von Graf Simon VI., der vor gut 400 Jahren am Schloss Brake lebte und regierte.
Über drei Monate haben Marja Kettner, ihres Zeichens Kostümbildnerin für historische Kleidung, und die Kunstpädagogin Sabine Wedemeyer-Schwiersch gemeinschaftlich an der Robe gearbeitet. In Fachkreisen ist Marja Kettner bekannt und hat unter anderem für das Londoner Victoria and Albert Museum gearbeitet. Zusammen haben die beiden Frauen das Kleid – so weit wie feststellbar – in seiner ursprünglichen Form rekonstruiert. Den Seidensamt haben sie handgefärbt und der wahrscheinlichsten Farbgebung angepasst. Auch die Spitzenborten haben die Expertinnen nachträglich per Hand eingefärbt. Das Kleid ist per Hand genäht worden und am Saum verdrahtet, damit die Falten eine Standhaftigkeit haben.
»Die 40 angebrachten Knöpfe sind extra für dieses Kleidungsstück nach renaissance-zeitlichen Vorbildern angefertigt worden«, erklärt Marja Kettner. Die Stickerei an den Ärmeln erfolgte nach einer Rekonstruktion von Sabine Wedemeyer-Schwiersch. Sie hatte das Grabkleid, das im Original im Lippischen Landesmuseum in Detmold ausgestellt wird, vorab genauestens analysiert und vermessen.
Die Reste des originalen Grabkleides von Katharina zur Lippe wurden bei Umbauarbeiten der Augustiner-Chorherren-Kirche in Blomberg in der dortigen Gruft der Grafen zur Lippe in den 1970er Jahren gefunden. Die am 19. Mai 1600 verstorbene, damals 6 jährige Katharina war in ihrem Festtagskleid beerdigt worden. 400 Jahre lang feuchtem Klima ausgesetzt zu sein, hat dem Kleid sehr geschadet: Seide, Samt und Spitzen waren brüchig geworden, hatten sich teilweise völlig aufgelöst und die Naturfarben waren verblasst. Erst die Rekonstruktion entspricht der ursprünglichen Pracht dieser Kostüm Rarität.
»Wir freuen uns sehr, belegen zu können, dass Kinder in der Renaissance gekleidet waren wie Erwachsene, ebenso repräsentieren mussten und dass man sogar in Modefragen am Hof Simon VI. up to date war. Das Kleid ist ein wahrer Augenschmaus. Dank dem Förderkreis des Museums, der die Rekonstruktion finanziert hat«, sagt Museumsdirektorin Dr. Vera Lüpkes.