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In Herz und Hand, 275 Jahre Fürstenberg, Schätze aus Privatbesitz

Von Christian Schröter, 2. Juli 2022, Lesedauer 4 Minuten, 41 Sekunden

In Herz und Hand, 275 Jahre Fürstenberg, Schätze aus Privatbesitz

Fürstenberg, Juni 2022

Seit 275 Jahren schreibt die Porzellanmanufaktur Fürstenberg Kulturgeschichte, die von privaten Sammlern mit Leidenschaft bewahrt wird. Vom 25. Juni bis zum 30. Oktober 2022 zeigt das #Museum #Schloss #Fürstenberg in der Sonderausstellung »In Herz und Hand – 275 Jahre Fürstenberg. Schätze aus Privatbesitz« diese einzigartigen Kostbarkeiten und knüpft so einen roten Faden durch 275 Jahre Manufakturgeschichte. Bisher noch nie öffentlich ausgestellte, seltene Objekte von der Frühzeit der Manufaktur bis zum 21. Jahrhundert zeigen die tiefverwurzelte Faszination für Niedersachsens einzige Porzellanmanufaktur.

Zu Ehren des 275. Jubiläums der Porzellanmanufaktur entwickelte das Museum Schloss Fürstenberg gemeinsam mit dem Freundeskreis Fürstenberger Porzellan die besondere Ausstellung. Ausschließlich aus Privatbesitz stammende Porzellane erzählen von der Leidenschaft vieler #Sammler für das »weiße Gold« aus Fürstenberg. Dabei stellen die Porzellanliebhaber nicht nur ihre Objekte zur Verfügung, sondern wirkten mit ihren Geschichten der einzelnen Porzellane selbst am Konzept der Ausstellung mit. Aus inspirierenden Gesprächen mit dem Museumsteam entwickelte sich eine Sonderausstellung, die in 4 Teilbereichen die Geschichte von Fürstenberg beleuchtet und dabei die Dauerausstellung einbindet und ergänzt.

Die Anfangsjahre der Manufaktur bilden das erste Thema. 1747 gründete Herzog Carl der Erste von Braunschweig-Wolfenbüttel auf dem Jagdschloss in Fürstenberg eine Porzellanmanufaktur. Mit der Herstellung der begehrten Luxusware versprach er sich Prestige und klingende Münze. Carl verband mit der Manufakturgründung aber mehr noch die Hoffnung, einen strukturschwachen Teil seines Herrschaftsgebietes wirtschaftlich zu entwickeln. Den Menschen eine Perspektive zu bieten durch hochwertiges Kunsthandwerk ist eine Idee, die auch heute noch aktuell ist. Die Anfangsjahre brachten viele Schwierigkeiten mit. Es brauchte jahrelanges Experimentieren, bis endlich eine funktionierende Produktion eingerichtet war. Die Exponate des ersten Teils der Ausstellung »In Herz und Hand« erzählen mit ihrer charismatischen Imperfektion vom Fleiß und der Findigkeit der Fürstenberger Porzelliner.

Von 1756 bis 1828 existierte in Braunschweig die fürstliche Buntmalerei als Filialbetrieb der Manufaktur. Dort waren hervorragende Porzellanmaler tätig und das Publikum konnte Bestellungen aufgeben oder direkt einkaufen. Die Niederlassung war das #Schaufenster Fürstenbergs. Ihren Leistungen wendet sich der zweite Teil der Ausstellung zu. Ein Highlight ist das »Holländische Service« – eines der umfangreichsten erhaltenen Tafelservice aus dem 18. Jahrhundert, das zum ersten Mal in Deutschland präsentiert wird. Es war ursprünglich für einen niederländischen Kunden angefertigt worden, daher der Name des Services. Ein weiterer Porzellanschatz sind 15 Teller und Schalen aus dem berühmten Service von Herzog Carl dem Ersten mit braunschweigischen Landschaften, bemalt von Johann Friedrich Pascha Weitsch, die von der Richard Borek Stiftung in Braunschweig ausgeliehen werden.

Einem charmanten Servicetypus ist der dritte Teilbereich gewidmet: Mit Déjeuners, also Frühstücksgeschirren, aus allen Epochen der Fürstenberger Geschichte wird ein eleganter Zeitstrahl geknüpft, der mit der Dauerausstellung verwoben ist. Hier fügen sich die Preziosen ein und erweitern die ständige Präsentation um besonders interessante und hochkarätige Exponate.

Die Ausstellung beschließt in der vierten Abteilung eine bislang nur wenig beachtete Episode der Fürstenberger Geschichte: Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Zweigbetrieb für aufwändige Malereidekore in Dresden eingerichtet. Unter dem Maler Oswald Miersch entstanden dort sehr aufwändige und prunkvolle Porzellane, die alle handwerklichen Register der Porzellanmalerei zogen. Hintergrund dieser Unternehmung war eine nach dem Krieg sprunghaft zunehmende Nachfrage nach Luxusporzellanen.

Die Ausstellung »In Herz und Hand« wirft mit Hunderten von Exponaten Schlaglichter auf faszinierende Themen und zeigt, wie die Freude des Sammelns die Manufakturgeschichte lebendig hält.  »Es berührt zutiefst, einer so geballten Passion zu begegnen, die eine 275-jährige Porzellanmanufaktur als das begreift, was sie ist: ein unabdingbares Kulturgut und dadurch heute und in Zukunft so relevant wie zum Zeitpunkt ihrer Gründung«, sagt Museumsleiter Dr. Christian Lechelt.

Nach dem Ausstellungsbesuch lohnt noch ein Entdeckungsrundgang durch das Dorf Fürstenberg, das so etwas wie ein »Pompeji« des europäischen Porzellans ist. Verschiedene Baudenkmale im Ort erinnern an die Gründungszeit der Manufaktur: die Alte Mühle, worin das erste Laboratorium eingerichtet war, und das Alte Brennhaus, in dem die Überreste der ältesten Porzellanbrennöfen erhalten geblieben sind. Der Freundeskreis Fürstenberger Porzellan ließ im Jubiläumsjahr an den historischen Bauten Stelen mit weiteren Informationen aufstellen. 

Die Vernissage der Ausstellung »In Herz und Hand – 275 Jahre Fürstenberg. Schätze aus Privatbesitz« findet am 24. Juni um 18 Uhr im Museum Schloss Fürstenberg statt. Der Eintritt ist frei. Dr. Samuel Wittwer, Direktor der Abteilung Schlösser und Sammlungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg und bekannt als Porzellanexperte der #TV Sendung »Kunst und Krempel« des Bayerischen Rundfunks, konnte als Festredner gewonnen werden.

Über das Museum Schloss Fürstenberg

Im März 2017 wurde mit Unterstützung des Hauptsponsors, der Deutsche Sparkassen-Giroverband, sowie weiteren Förderpartnern das neu gestaltete und renovierte Museum Schloss Fürstenberg wiedereröffnet und bietet mit seinem modernen und vielfältigen Ausstellungskonzept Spaß und Infotainment für alle Generationen. Mit der umfangreichen Dauerausstellung und einem Programm aus Sonderausstellungen und Aktionen werden nicht nur die Historie der Manufaktur und die Technologie der Porzellanherstellung für die Besucher erlebbar gemacht. Vielmehr öffnet das Wissen über die Bedeutung von Porzellan in den Lebenswelten der Menschen einen neuen, spannenden Zugang zu Geschichte und Kultur verschiedener Epochen.

Das Museum Schloss Fürstenberg befindet sich mitten im Weserbergland im ehemaligen Grenzposten und Jagdschloss der braunschweigischen Herzöge. Es zeigt in verschiedenen, teilweise interaktiven Ausstellungsbereichen auf rund 1.900 Quadratmetern und auf drei Stockwerken die Herstellungsgeschichte und Kulturgeschichte von Fürstenberg Porzellan. Der Werksverkauf ist ganzjährig geöffnet und bietet alle Produkte der aktuellen Fürstenberg und Sieger by Fürstenberg Kollektion.

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