Blick in die Ausstellung. Foto: Ufuk Arslan
Von Christian Schröter, 15. August 2022, Lesedauer 2 Minuten, 12 Sekunden
Neue Ausstellung, Edita Kadiric, Cocoon, Museum Würth, 16. Juli bis 13. November 2022
Das Museum Würth in Künzelsau zeigt vom 16. Juli bis zum 13. November 2022 die Ausstellung »Edita Kadiric: Cocoon – Sammlung Carmen Würth und Leihgaben«.
Die 1976 in Banja Luka (heute #Bosnien und# Herzegowina) geborene Edita Kadiric blickt auf eine Kindheit im Sozialismus und eine von Krieg, Unsicherheit und Gewalt geprägte Jugend zurück. Ihren Magister der bildenden Künste schloss sie im Bombenhagel des Jugoslawienkriegs in Belgrad ab. Unter den Eindrücken der aktuellen Kriegsgeschehnisse in der #Ukraine beginnen wir zu ahnen, was das bedeuten mag.
Wie in einem Reflex auf das Erlebte ermöglicht die Künstlerin den geheimnisvollen Wesen ihrer #Kunst – zumeist Mädchen und jungen Frauen, aus deren Körpersprache noch deutlich die Verletzlichkeit Pubertierender hervortritt und in denen Realismus und fantastische Visionen zur Einheit verschmelzen – einen scheinbar zeitlosen Zustand in sicherem Raum. Für diesen Raum verwendet sie den Begriff des Kokons. Die unter diesem Titel zusammengefasste umfangreiche Werkserie umkreist das Thema Kindheit und Erwachsen werden. Sie bildet zugleich das Zentrum der Ausstellung. Kadiric findet behutsame, fast zärtliche Bilder für den instabilen adoleszenten Zustand des Übergangs, der von Unsicherheit, Verletzlichkeit und sprachlosem Erstaunen geprägt ist, aber auch von explosiven Momenten, in denen Gefühle wie »sich einfügen« und »man selbst sein« aneinander reiben. Geschickt setzt Kadiric die Schönheit ihrer Farbpalette und die Anmut ihrer Protagonistinnen ein, um uns ästhetisch zu verführen. Die Werke faszinieren, doch sie wecken auch widersprüchliche Gefühle: Gehen Schönheit und Zärtlichkeit da nicht eng einher mit Sprachlosigkeit, Verunsicherung und Verletzlichkeit?
In jüngster Zeit ist Bewegung in die Kunst von Edita Kadiric gekommen: Zu den Zeichnungen, die die Künstlerin als Basis ihres Schaffens betrachtet, sind kleine, bisweilen recht groteske Animationen gestoßen. Die Ausstellung gibt einen Überblick über die Werkentwicklung der letzten 20 Jahre. Der Großteil der gezeigten Bilder stammt aus der Sammlung von Carmen Würth, die Edita Kadiric bereits seit vielen Jahren sammlerisch begleitet und auch die Anregung zur Ausstellung gab.
Da Kadiric, wie sie selbst betont, fasziniert von der Vielfalt an Ausdrucksformen ist, die die Kunstgeschichte hervorgebracht hat, ist der ästhetische Resonanzboden ihrer Werke mitunter ebendort zu suchen – von der Gotik über die auratische Ikonenmalerei ihrer slawischen Heimat bis zu Jugendstil, Symbolismus und Surrealismus und Phantastischem Realismus. Welche Fäden sie aufgreift um aus ihnen etwas Neues weiterzuspinnen ist ein weiterer Aspekt der Schau. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Swiridoff Verlag.
Edita Kadiric: »Cocoon«, Sammlung Carmen Würth und Leihgaben
16. Juli bis 13. November 2022, Museum Würth, Künzelsau, täglich 11 bis 18 Uhr, Eintritt frei