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Bunt, vielfältig und gemischt, Lösungen für Klimaschutz und Artenvielfalt LEPUS NRW

Von Christian Schröter, 22. August 2022, Lesedauer 5 Minuten, 36 Sekunden

Bunt, vielfältig und gemischt, Lösungen für #Klimaschutz und #Artenvielfalt LEPUS NRW

»Durch diese lichteren, dünneren Pflanzenbestände schaffen wir optimalen Lebensraum für Ackerwildkräuter, Insekten und bodenbrütende Vogelarten wie Rebhuhn und Feldlerche«, erzählt Sven Nadolny von der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft und LEPUS #NRW Projektleiter in #OWL. Nicht nur das: »Die Tiere haben hier mehr Deckungsmöglichkeiten, sie können sich gut vor Angreifern schützen.« Gerade in der kalten Jahreszeit seien Deckung und auch Nahrung, die sie hier finden, wichtig. 

Auf einem Teil der Felder am Ringsthof der Familie König in Westerenger kann man extensiven Getreideanbau sehen. Die Weizenpflanzen stehen hier in größerem Reihenabstand. Es wird auf Pflanzenschutz und Dünger verzichtet. Es wird auch auf die Ernte verzichtet. Friedrich Wilhelm und Sohn Georg König machen mit bei dem Naturschutzprojekt »LEPUS NRW: Lebensräume erhalten, planen und schützen«. Dieses Projekt läuft seit zwei Jahren in OWL. Von Stemwede über Herford bis Bad Wünnenberg engagieren sich Landwirte und Jäger gemeinsam für den Schutz heimischer Arten in Feld und Flur. Das Ziel: Die Lebensbedingungen für Rebhuhn, Feldhase, Feldlerche, Kiebitz & Co. – sogenannte Offenlandarten – sowie die #Biodiversität insgesamt in der heimischen #Landschaft zu verbessern.

Das Projekt fokussiert sich auf Acker, Wiesen, Weiden sowie Hecken vor unserer Haustür – außerhalb von Schutzgebieten. Bei diesem Projekt werden die ehrenamtlichen Akteure aus Jagd und Landwirtschaft vor Ort in Sachen effektiver biotopverbessernder Maßnahmen beraten und beim Umsetzen begleitet. »Aktuell werden im Raum OWL in mehr als 25 Projektgebieten ›Lebensraumkonzepte‹ erstellt«, erläutert der Fachmann. Sie sind über ganz OWL verteilt beispielsweise in Petershagen, Preußisch-Oldendorf, Vlotho, Löhne, Bielefeld, Bad Salzuflen, Halle, Steinhagen, Herzebrock-Clarholz, Salzkotten oder Borgentreich – um nur einige zu nennen.

Nadolny: »Wir holen Leute ins Boot, die gar nicht wissen, dass dieses existiert.«

Das Projekt bringt die Akteure vor Ort – Landwirte und #Jäger – zusammen und zeigt Wege des Naturschutzes auf, die den meisten vorher so nicht bekannt waren. Auf der Reise werden effektive Wege für Naturschutz im Offenland sowie Fördermöglichkeiten aufgezeigt und praxistauglich in die Fläche gebracht. »Sie dienen als Leuchtturmprojekte und sollen Interessierte zum Nachahmen motivieren«, erläutert Nadolny. So sei beim Rebhuhn der Bestand in den letzten 30 Jahren um fast 90 Prozent zurück gegangen. Den anderen Offenlandarten und dem Niederwild geht es ähnlich. Die Ursachen sind vielfältig. Sie liegen nicht nur bei der Landwirtschaft. Anteil haben ebenso der Flächenverlust wie durch Überbauung, der #Verkehr und die Zerschneidung von Lebensraum. Aber es gibt wirksame Maßnahmen um die Situation zu verbessern. Dies hat auch Georg König überzeugt: »Wir möchten dem etwas entgegensetzen und zeigen, dass kooperativer Naturschutz mit der Landwirtschaft ein guter Weg ist.«

Vorbildlich und offen

Wie vorbildlich das gelingen kann, dafür steht Familie König. Sie nimmt mit ihren Flächen rund um den Ringsthof an dem LEPUS NRW Projekt seit 2 Jahren teil. Durch Beratung und gemeinsame Gespräche mit Sven Nadolny sind auf mehr als 5 Hektar Fläche nachahmenswerte Kombinationsmaßnahmen in der offenen Feldflur umgesetzt. 

Dies ist einmal der extensive Getreideanbau in weiter Reihe mit Ernteverzicht. Zum anderen die Ackerbrache mit lückigen Bereichen. Diese bieten Vögeln Gelegenheit zum Sandbaden, dem sogenannten »Hudern«. »Sie brauchen diese Gelegenheiten, um sich von Parasiten zu befreien«, erläutert Nadolny. Außerdem sind Flächen mit Ackerwildkräutern reich an Rohprotein. »Das ist für unsere Feldhasen enorm wichtig«, betont der Experte. Ebenso sind solche Brachflächen wertvolle Insektenhabitate und bieten Deckung und Brutraum.

Darüber hinaus haben Vater Friedrich Wilhelm und Sohn Georg König mehrjährige Blühflächen mit regionalem Saatgut aus heimischen Arten angelegt. »Diese sind besonders wichtig für unsere Insekten und Bestäuber«, unterstreicht Nadolny. Und für Rebhuhn und Feldhase bilden sie über das ganze Jahr eine dauerhafte Strukturbrücke und Nahrungsbrücke in der Feldflur. Diese mehrjährigen Blühflächen bestehen zu 80 Prozent aus Wildblumen wie Klatschmohn, Schafgarbe, Kleiner Odermennig, Wiesenkerbel, Gewöhnlicher Beifuß, Wilde Karde, Wiesen-Bärenklau, Echtes Johanniskraut, Margerite, Spitzwegerich, Rote und Weiße Lichtnelke. Die weiteren 20 % sind Kulturpflanzen wie Öllein, Phacelia, Gelbsenf, Rotklee, Gelbklee, Buchweizen und Waldstaudenroggen.

Klimaschutz und #Umweltschutz betrifft alle

Die Lösungswege sind bunt, vielfältig und gemischt. »Naturschutz und Artenschutz ist uns enorm wichtig und sollten zu jedem Menschen und auf jeden Hof gehören«, ist Antonius Tillmann, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes OWL überzeugt. Es gebe vielfältige Möglichkeiten, die Mischung mache es. »Die Landwirte gehören zwar, wie alle Menschen, mit zu den Verursachern unserer Probleme, doch sie sind auch ein wichtiger Teil der Lösung«, ergänzt WLV-Umweltausschussvorsitzender sowie Kreisverbandvorsitzender von Herford-Bielefeld Hermann Dedert. Ihre Bedeutung für den Klimaschutz dürfe nicht unterschätzt werden.

Grenzlinien – Biotopvernetzung in der Kulturlandschaft
 
»Ein Ziel des Projektes LEPUS NRW ist, ein Netz ganzjährig verfügbarer Lebensräume mit zahlreichen Brutflächen, Setzflächen, Nahrungsflächen und Deckungsflächen zu bekommen«, hebt Nadolny hervor. Durch Maßnahmen wie auf den Flächen der Familie König, oder auch die Pflege von Feldhecken und Kleingewässern, schaffen wir räumliche und zeitliche Verknüpfungen. »Dadurch können wir bestehende Landschaftsbestandteile erfolgreich aufwerten und verbinden«, bemerkt der Experte. Wir können Nahrungskreisläufe von Insekten, Bodenbrütern und Niederwild schließen und unsere Artenvielfalt insgesamt steigern. 

Nadolny verweist darauf, dass die Umsetzung auf rein freiwilliger Basis oder im Rahmen von geförderten Agrarumweltmaßnahmen möglich ist. Das LEPUS Projekt läuft noch bis Juni 2023. Es umfasst den Verbreitungsraum von Rebhuhn, Feldhase, Feldlerche, Kiebitz und anderer Offenlandarten von OWL über das Münsterland bis zum Niederrhein und zur Kölner Bucht. Es wird getragen von der Arbeitsgemeinschaft der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft sowie der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft. Es wird exklusiv gefördert von der NRW #Stiftung. Projektpartner sind die Bauernverbände und Jagdverbände in #Westfalen #Lippe und dem Rheinland. Mehr

LEPUS NRW

  • Lebensräume erhalten, planen und schützen

  • Mehrwert, Multifunktioneller Umweltschutz durch Kombinieren

  • Höherer Anteil extensiv genutzter Bereiche und mehr Lebensraumvielfalt für die gesamte Landschaft

  • Strukturbürcken und Nahrungsbrücken, ganzjährig nutzbare Lebensräume mit kurzen Wegen zwischen dicht und licht

  • Förderung von Bestäubern, Insekten, Läuferkäfern, Spinnen

  • Mehr ökologisch hochwertige Grenzlinien, der Ökoton Effekt wird gesteigert, also die Übergangbereiche verschiedener Ökosysteme

  • Höherer Anteil kleinerer Schläge, dies verbessert Vielfalt

  • Viele Offenlandarten werden gefördert

  • Vielfältige Fruchtfolge

  • Bodenschutz, Erosionsschutz und Gewässerschutz

Das Naturschutzprojekt LEPUS NRW – Lebensräume erhalten, planen und schützen läuft seit 2 Jahren in OWL. Das Ziel: Die Lebensbedingungen für Rebhuhn, Feldhase, Feldlerche, Kiebitz & Co. sowie die Biodiversität in der heimischen Landschaft zu verbessern.

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