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Stern Interview mit der früheren Moderatorin Anke Harnack über den Einfluss von PR Firmen im Regionalprogramm, »Manchmal wirkte das wie Verkaufsfernsehen«

Von Christian Schröter, 5. November 2022, Lesedauer 2 Minuten, 36 Sekunden

Stern Interview mit der früheren Moderatorin Anke Harnack über den Einfluss von PR Firmen im Regionalprogramm, »Manchmal wirkte das wie Verkaufsfernsehen«

Hamburg, 4. Oktober 2022

Die norddeutsche Moderatorin Anke Harnack, die lange für das #NDR Regionalmagazin #Hamburg #Journal um 18 Uhr arbeitete, blickt äußerst kritisch auf ihre Zeit bei der TV Sendung zurück. Immer wieder seien #Themen gesetzt worden, »bei denen im Hintergrund PR Agenturen maßgeblich mitwirkten. Das nahm fragwürdige Ausmaße an. Es hat sich ein werblicher Charakter eingeschlichen, der sich aus meiner Sicht für eine unabhängige Berichterstattung verbietet«, sagt Harnack im #Stern #Interview. Harnack hatte die Sendung fast 10 Jahre lang moderiert, 2019 kündigte sie ihren freien Rahmenvertrag im Clinch um entgangene Honorare.

Bei der Vorabend Sendung seien zu ihrer Zeit »über die Jahre etliche Agenturen involviert« gewesen, erzählt Harnack. «Das ist in vielen Fällen auch in Ordnung so. Wenn aber von vornherein vorgegeben ist, dass bei einer Publikumsmesse nur solche Standbesitzer vor die Kamera dürfen, die zuvor von PR Leuten handverlesen wurden, habe ich damit ein Problem. Dann wird eine Sendung automatisch sehr werblich. Manchmal wirkte das wie #Verkaufsfernsehen

Vermisst habe sie, dass PR gesteuerten Themen journalistisch nur selten etwas entgegengesetzt worden sei. »Damit meine ich: Wenn man einem Immobilieninvestor in der Hafencity ein Forum bietet, wäre es gut, daneben jemanden zu Wort kommen zu lassen, der etwa die hohen Mieten in dem Stadtteil thematisiert. Doch solche Differenzierungen gab es beim Hamburg Journal um 18 Uhr selten. Stattdessen präsentierte die Sendung einen Luxus Einrichter oder eine Modedesignerin 11 Minuten am Stück wie in einem XXL Werbefilm.« Bisweilen hätten Agenturen sogar versucht, den gesamten Sendeablauf zu bestimmen, so Harnack.

Hintergrund des Gesprächs sind Vorwürfe der #Vetternwirtschaft sowie Beschwerden über ein vergiftetes #Betriebsklima, die den Norddeutschen Rundfunk in Hamburg derzeit erschüttern. Die Senderspitze hat eine interne Aufklärung in Gang gesetzt. Dazu gehört die Frage, ob es eine unzulässige Beeinflussung des Programms durch die Fernsehchefin und Direktorin des Landesfunkhauses Hamburg gab. Eine ihrer Töchter betreibt eine der PR Agenturen, deren Themen wiederholt im TV Programm platziert wurden. Ob die familiären Bande ausreichend transparent waren, ist unklar. Intern jedenfalls sei die Verbindung öffentlich gewesen, sagt Harnack im Stern. »Bei der 18 Uhr Ausgabe und im Hamburger #TV Unterhaltungsressort dürfte diese Beziehung allen geläufig gewesen sein«, so die frühere #NDR #Moderatorin. »Wenn Themenvorschläge dieser Agentur eingeplant wurden, hieß es aus der Redaktion schon mal: ›Auf Wunsch der Direktorin …‹ oder ›Sabine hätte gern …‹. Dann wusste man Bescheid.«

Harnack nimmt sich von der #Kritik nicht aus. Sie habe sich damals angepasst verhalten, statt Contra zu geben. »Stolz bin ich darauf im Rückblick jedenfalls nicht.«

Auf Stern Anfrage weist der NDR [natürlich. Anm. d. Red.] den Vorwurf zurück, das Regionalmagazin um 18 Uhr habe insgesamt einen »werblichen Charakter« und verweist ansonsten auf die noch laufende Untersuchung. Landesfunkhaus Chefin Sabine Rossbach gibt an, die Redaktion nie angehalten zu haben, gegen journalistische Standards zu verstoßen: »Das ist nach meiner Einschätzung [sic!] auch nicht geschehen.« Die Agentur teilt mit, es habe keine Bevorzugung gegeben.

Stern Online

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