Von Christian Schröter, 18. Dezember 2022, Lesedauer 3 Minuten, 47 Sekunden
RBB Intendantin Katrin Vernau kündigt umfassende Überprüfung und strategische Neuausrichtung des Programmangebots aus Nutzersicht an
Berlin, 18. November 2022
RBB Intendantin Katrin Vernau kündigt umfassende Überprüfung und strategische Neuausrichtung des Programmangebots aus Nutzersicht an – Einsparungen von 41 Millionen Euro – ,ehr Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen.
Der Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) wird sein Programmangebot grundlegend überprüfen und strategisch aus Nutzersicht neu ausrichten. Das kündigte RBB Intendantin Dr. Katrin Vernau bei einer Belegschaftsversammlung des Senders am Freitag an. Angesichts der finanziellen Situation des RBB und seiner eingeschränkten Reichweite sei die Schärfung des inhaltlichen Profils unausweichlich: »Wir müssen alles auf den Prüfstand stellen und bewerten, ob es ein bei unseren Nutzern erfolgreiches Angebot ist, ob es von Nutzen für die Gesellschaft als Ganzes ist, ob es zu unserem RBB Profil als Landesrundfunkanstalt passt, also etwas mit Berlin oder Brandenburg zu tun hat oder besondere Kompetenzen des RBB in die ARD einbringt«, sagte Vernau.
Kernfrage sei, wie der RBB alle #Beitragszahler mit seinen Programmangeboten auch zukünftig erreiche. »Genau in dieser Frage sind wir auf einer schiefen Ebene, weil sich das Mediennutzungsverhalten so dramatisch ändert. Spätestens ab 2030 wird mehr als die Hälfte der Mediennutzung nicht mehr linear erfolgen. Darauf brauchen wir eine gute programmliche Antwort. Wir können nicht weiter 70 Prozent unseres Etats investieren, um damit 40 Prozent der Bevölkerung zu erreichen – diejenigen über 55 Jahre«, sagte Vernau. Es dürfe keine Denkverbote geben: »Ist es sinnvoll, 7 Tage die Woche 24 h ein eigenes 3. #TV #Programm mit einem Marktanteil von 5,5 Prozent zu produzieren, wenn die meisten zwischen 18 und 20 Uhr einschalten, um regionale Berichterstattung zu sehen? Wir müssen unsere Nutzer besser verstehen und für alle relevante, attraktive Formate und Inhalte anbieten.«
Begleitet wird die programmliche Neuausrichtung von einem weitreichenden Sparprogram, welches erheblichen Zeitdruck für den Kurswechsel erzeugt. Der RBB muss bis Ende 2024 Rücklagen in Höhe von 41 Millionen Euro bilden. Das ist notwendig, weil die frühere Geschäftsführung des RBB Mehrerträge nicht, wie von der KEF (Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs) erwartet, zurückzulegte, sondern in den laufenden Haushalt einfließen ließ. Um dies rückgängig zu machen, ist der RBB gezwungen, bis Ende 2024 rund 41 Millionen Euro aus der bisherigen Planung zu nehmen: ein Drittel davon 2023, 2 Drittel im darauffolgenden Jahr.
»Das wird nicht einfach werden – aber es ist zu schaffen, insgesamt sprechen wir von etwa rund 5 Prozent bezogen auf das Gesamtbudget bis 2024«, sagte Vernau bei einer Belegschaftsversammlung. »Und je eher wir beginnen, umso mehr Handlungsspielraum haben wir.« Betriebsbedingte Kündigungen schloss sie aus und stellte – trotz des engen Spielraums – Tarifverhandlungen angesichts der Inflation in Aussicht. Allerdings werden beim RBB freiwerdende Stellen ab sofort nur im Einzelfall und nach strenger Prüfung nachbesetzt.
Im 1. Schritt sperrt der RBB die benötigten Mittel über alle Budgets hinweg anteilig, um einen ausgeglichenen Wirtschaftsplan für 2023 sowie eine solide mittelfristige Finanzplanung vorlegen zu können. Die konkreten Einsparungen müssten nun bis Anfang 2023 in direktionsübergreifender Zusammenarbeit definiert werden. Parallel wird sich der Sender mit vergangener und zukünftiger Unternehmenskultur auseinandersetzen. Für die nächsten Schritte im Erneuerungsprozess des RBB steht die Einbindung der Beschäftigten an. In einem »Zukunftsprozess« sind sie eingeladen, an der künftigen Ausgestaltung des Arbeitsalltags und Programmalltags im RBB mitzuarbeiten.
Vernau sprach sich für eine konsequente Nutzerorientierung der Angebote aus: »Der RBB muss der Sender von Brandenburg und Berlin für die Menschen in der Region sein. Wenn wir für sie gefühlt 'ein Stück Heimat' sind, dann brauchen wir uns keine Sorgen, um unsere Legitimation zu machen«, sagte die Intendantin. Hinzu käme die Notwendigkeit, in der ARD besser zusammenzuarbeiten, um doppelnde Programmangebote zu vermeiden. Der RBB stehe vor der Frage, wo seine besonderen Stärken liegen, die er in ein gemeinsames Portfolio einbringen könne. Kultur und Wissenschaft böten angesichts von Brandenburg und Berlin hier Möglichkeiten zur Profilierung, die aber noch intern zu diskutieren seien. Der interne Zukunftsprozess könne auch hier wichtige Hinweise liefern.
Als Teil des Reformprozess kündigte Katrin Vernau eine größere Öffnung des RBB nach außen an: »Wenn die Gesellschaft die großen Fragen unserer Zeit verhandelt, darf der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht abseitsstehen, sondern kann einen Beitrag leisten. Es ist wichtig, dass wir uns dafür stärker als bisher für Kooperationen öffnen – mit #Kultur und Medieneinrichtungen, mit Bildungsstätten oder mit der #Wissenschaft. Wir müssen nicht nur den Menschen einen persönlichen Nutzen bieten, sondern auch unseren gesellschaftlichen Nutzen unter Beweis stellen«, sagte Vernau.