Von Christian Schröter, 23. Dezember 2022, Lesedauer 2 Minuten, 32 Sekunden
Gütersloh, 70. Wiederkehr der Einweihung der wiederaufgebauten Apostelkirche, 30. November 2022
In der Tat, am 30. November 2022 hat sie ihren 70. Geburtstag, zu dem nicht nur die Evangelische Gemeindeglieder dankbar gratulieren, sondern auch viele Bürger, die diesem das #Stadtbild prägenden #Kirchenbau eine glückliche #Zukunft wünschen.
Merkwürdig, die #Apostelkirche in »Güterslohs guter Stube« vereint den alten Turm aus dem 13. Jahrhundert und das neue Kirchenschiff des 20. Jahrhunderts. Mit dem Mahnmal an der Ostwand und der Gedenknische im Turmraum erinnert sie an die schwer belastete »jüngere« Vergangenheit.
Ein Rückblick
Auf makabre Weise wurde der »Totensonntag« des Jahres 1944 am 26. November in Gütersloh ein »Sonntag der Toten«, denn bei dem bis dahin schwersten Luftangriff starben 77 Menschen.
Dazu kam der Schock über die Zerstörung der Apostelkirche, nur der Turm blieb – erheblich beschädigt – erhalten. Doch in ihm fanden 19 Menschen den #Tod, die in diesem »sichersten Luftschutzraum der Stadt« vergeblich Schutz gesucht hatten.
Trotz vieler anderer drängender Nöte war es den Güterslohern eine Herzensangelegenheit (ältester christlicher Ort, Keimzelle für unsere Stadt), ihre zerstörte Kirche sofort wieder aufzubauen. Doch sollten bis dahin noch fast 8 Jahre vergehen. Wie kam das?
Der verlorene #Krieg belastete das alltägliche Leben mit harten Einschränkungen, es fehlten Wohnungen vor allem für die Flüchtlingsströme, die Währungsreform von 1948 machte bereits gesammelte Gelder für einen Wiederaufbau praktisch wertlos.
All die Widrigkeiten zwangen zu grundsätzlichen Überlegungen: erst Wohnungen – dann Kirchen, Vorrang für eine 2. Kirche in der Stadtmitte oder Vorrang für neue Kirchen in den Außenbezirken. Hinzu kamen die Fragen: Wenn eine neue Apostelkirche entsteht, dann ist an das »wann?« und das »wie?« zu denken (7 Modelle konkurrierten!).
In dieser Zeit arbeiteten freiwillige Helfer: Frauen, Männer, Jugendliche leisteten Aufräumarbeiten, um möglichst viel verwertbares Baumaterial aus den Trümmern zu gewinnen.
Inzwischen war der Wiederaufbau – auch in kirchlichen Kreisen – nicht mehr unumstritten und wurde kontrovers diskutiert. Doch dann wurde der Beschluss zum Wiederaufbau gefasst, der unter anderem eine #Kirche in verkleinerter Form (rund 300 Sitzplätze) als »intime Feierkirche« vorsah.
Um die finanziellen Lasten (rund 300.000 D Mark) auf möglichst breite Schultern zu legen, wurde eine Beteiligung weitester Kreise angestrebt, die der Bauverein unter dem Vorsitz des Fabrikanten Gustav Wolf verwirklichen sollte. Ihm gelang es unter anderem, die Lösung der finanziellen Probleme zu erreichen. Diese Aktion ist als beispielgebendes Zeichen bürgerschaftlichen Engagements in unserer Stadt zu würdigen.
Auch Persönlichkeit und Ideen des Architekten, Prof. Werner March, gaben dem Wiederaufbau den nötigen zielgerichteten Schwung. Er wies immer wieder auf die Bedeutung der Apostelkirche im städtebaulichen Gefüge hin. Für ihn war sie die »städtebauliche Seele« von Gütersloh, ohne sie hätte die Stadt ein »entseeltes Gesicht«.
Endlich wurde am 1. Advent 1952, dem 30. November, unter großer Beteiligung der Bevölkerung die Kirche neu geweiht, wobei der damalige Landeskonservator ihre Gestalt »als sehr glücklich« bezeichnet, sie seit 1984 wieder als #Denkmal geschützt ist.
»Dies nachzuempfinden, sind alle herzlich eingeladen«, Ullrich und Bärbel Felchner.