Apathisches Küken im Stall des italienischen Lidl Lieferanten AIA. Foto: Essere Animali, Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt
Von Christian Schröter, 24. Dezember 2022, Lesedauer 4 Minuten, 46 Sekunden
Tierquälerei bei Lidl hat System, Deutschland, Spanien und nun Italien, europaweit leiden Hühner für Lidl
Berlin, Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, 24. November 2022
Der #Fleischskandal bei #Lidl betrifft immer mehr Länder. #Tierschutzorganisationen haben nun Filmmaterial aus italienischen Ställen veröffentlicht. Die Bilder wurden 2022 in zwei Hühnermastbetrieben undercover aufgenommen, die mit Lidl Italiens größtem Hühnerlieferanten, AIA (Agricola Italiana Alimentare), in Verbindung stehen. Dieser war zuvor bereits wegen Misshandlungen von Tieren und Verunreinigungen mit #Bakterien auffällig geworden.
Die Videos entstanden im Sommer 2022 in 2 großen Mastbetrieben in Norditalien, darunter eine der größten Hühnerfarmen Europas. Sie zeigen illegale aber auch legale Tierquälerei: Masthühner erleiden nicht nur Misshandlungen durch Arbeiter:innen. Qualzucht und grausame Haltungsbedingungen erzeugen ebenfalls Schmerzen und Leiden. Das Filmmaterial bestätigt den Eindruck, den bereits Aufnahmen aus deutschen und spanischen Ställen von Lidl Zulieferern erweckt haben: Hinter Lidls #Hühnerfleisch steckt #Tierqual. Die Aufnahmen kann man sich hier ansehen.
Die Albert Schweitzer #Stiftung für unsere #Mitwelt, Equalia aus Spanien, Essere Animali aus Italien und weitere europäische Tierschutzorganisationen fordern Lidl nochmals auf, seine Tierschutzstandards in der Hühnermast europaweit anzuheben. Hier kann man sich der Forderung anschließen. Europaweit tun dies bereits mehr als 170.000 Menschen.
Fleischskandal bei Lidl: Tierschützer fordern Lidl zum Handeln auf
Am 25. Oktober und am 15. November 2022 hatten die Tierschutzorganisationen bereits erschreckendes Undercover Material aus Niedersachsen und Spanien veröffentlicht. Medien im Inland und Ausland berichten seither über den Fleischskandal bei Lidl.
Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung, erwartet, dass sich Lidl endlich bewegt: »Deutschland, Spanien, Italien – die Aufnahmen zeigen: Lidl unterstützt europaweit Massentierhaltung und Tierquälerei. Hier noch von Einzelfällen zu sprechen und sonst weiter an dem kaputten System festzuhalten, ist wirklich schwach. Das Lidl Management sollte nach 3 Skandalen einsehen, dass es Zeit zum Handeln ist. Lidl muss jetzt europaweit mindestens die Kriterien der Europäischen Masthuhn-Initiative umsetzen.«
Die Europäische Masthuhn Initiative, die von der Albert Schweitzer Stiftung mit ins Leben gerufen wurde, schreibt, anders als zum Beispiel die »Initiative #Tierwohl«, gesündere Rassen vor. Hinzu kommen Vorschriften für mehr Platz, Tageslicht und Beschäftigungsmöglichkeiten für alle Hühner eines Unternehmens sowie für eine möglichst stressfreie Schlachtung. Angeschlossen haben sich weltweit mehr als 500 Unternehmen. Dazu zählen auch Lidls Konkurrenten Aldi, Bünting, Globus, Norma und Tegut.
Hingeworfen und vergessen: Masthühner in der industriellen Tierhaltung
Das Filmmaterial zeugt von den unmenschlichen Bedingungen der Massentierhaltung: In die Ställe werden tausende Tiere buchstäblich geschüttet. In den Aufnahmen ist zu sehen, wie Arbeiter wenige Tage alte Küken auf den Boden schleudern. In den wenigen Wochen Lebenszeit, die sie haben, vegetieren die Hühner ohne Beschäftigungsmöglichkeiten oder auch nur Ruhe Möglichkeiten vor sich hin.
In der Zeit wachsen die Hühner zuchtbedingt so massiv, dass Knochen und Organe nicht hinterherkommen. Besonders die Brustmuskulatur wird unnatürlich groß. Schmerzen, Deformationen und Organversagen sind die Folgen. In den Videos ist gut zu erkennen, wie schwerfällig sich die vier Wochen alten Hühner bewegen, die eigentlich immer noch Küken sind. Würde ein Mensch so schnell wachsen wie diese Masthühner, würde er noch im Säuglingsalter ein Gewicht von 300 kg erreichen. Im Video liegen daher viele Masthühner erschöpft oder gar in Agonie auf dem von Fäkalien durchsetzten Boden. Einige strecken und verdrehen die Beine, ein Zeichen für Beindeformationen oder Rückendeformationen. Dazwischen immer wieder tote Tiere, die unbeachtet gestorben sind.
Während Qualzucht und Haltungsbedingungen erschreckenderweise legal sind, zeigen die Aufnahmen auch klare Verstöße gegen europäisches Tierschutzrecht: Um kranke und verletzte Tiere notzutöten, packen Arbeiter:innen sie am Kopf und schleudern sie durch die Luft, um ihnen das Genick zu brechen. Ein Arbeiter schlägt mit einer Stange auf ein am Boden liegendes Huhn ein. Eine Arbeiterin drückt ein Huhn gegen die Haltestange der Tränkanlage. Keine der gefilmten Personen hat überprüft, ob die Tiere tatsächlich tot sind.
Die von den Ermittler:innen dokumentierten Tötungsmethoden sind weder schonend noch effektiv und wurden von den Tierschützer:innen bei den italienischen Behörden angezeigt. Gegen den spanischen und auch gegen den deutschen Lieferanten wurden ebenfalls Anzeigen erstattet.
AIA bereits mehrfach auffällig
Im Juli 2021 war bereits der Besitzer anderer mit AIA in Verbindung stehender Betriebe wegen Tiermisshandlung zu einer Geldstrafe von 3.000 Euro verurteilt worden, nachdem Essere Animali Untersuchungen veröffentlicht hatte.
Die Risiken der industriellen Hühnermast wirken sich auch auf die Lebensmittelsicherheit aus: Nach Angaben des Schnellwarnsystems für #Lebensmittel und Futtermittel der Europäischen Kommission gab es zwischen August und September 3 Todesfälle und 66 erkrankte Personen, die vom Verzehr der mit Listeria monocytogenes kontaminierten Würste von AIA betroffen waren, sodass Lidl und andere Supermärkte die Produkte zurückziehen mussten.
Produkte von AIA findet man in Deutschland zum Beispiel bei Rewe und EDEKA
Links
Über die Albert Schweitzer Stiftung für unsere #Mitwelt
Die Albert Schweitzer Stiftung setzt sich gegen Massentierhaltung und für die vegane Lebensweise ein. Dafür nutzt sie juristische Mittel und wirkt auf wichtige Akteure aus #Wirtschaft und #Politik ein, um Tierschutzstandards zu erhöhen, den Verbrauch von Tierprodukten zu reduzieren und das pflanzliche Lebensmittelangebot zu verbessern. Interessierten bietet sie fundierte Informationen und zeigt #Alternativen auf.