Liliane Lijn, »Power Game«, 1974. Foto: Neil Gullive
Von Christian Schröter, 3. März 2023, Lesedauer 5 Minuten, 8 Sekunden
Concrete Experience, Badischer Kunstverein, 10. Februar bis 16. April 2023, Ausstellungen in Deutschland
In enger Verknüpfung mit Ilse Garniers Ausstellung präsentiert Concrete Experience eine Gruppe von Künstlerinnen und Poetinnen der 1960er und 70er Jahre, die auf die sympoietische Beziehung zwischen dem erweiterten konkreten Gedicht und der Erfahrung des wahrnehmenden Körpers aufmerksam machen. »Concrete Experience« vereint Textarbeiten, #Skulpturen, #Installationen, #Soundaktivierungen, #Performances und Konversationen.
Die Auswahl der Arbeiten, die mit Lily Greenhams Musikstück Experience aus dem Album »Tendentious Neo Semantics« (1970) klangvoll eröffnet, lädt uns zu einem spielerischen und intermedialen Lesen der Entstehungsgeschichten von Gedichten ein. Andere Werke der Ausstellung lassen die Grenzen zwischen Sinnlichkeit und Bedeutung, zwischen Verbalem und Nonverbalem verschwimmen und können auf ähnliche Weise als Partituren für eine gelebte Poesie gelesen werden: Betty Danons Arbeiten aus der Serie Partitura Asemantica (1973) und Liliane Lijns Neurographs (1971) entwickeln beispielsweise neue und autonome Sprachen, indem sie Strukturelemente und Codes aus dem Bereich der Musik, der Technik und der Wissenschaft übertragen. Mit Poem Game (1970) öffnet Lijn das Feld der materiellen Poesie für generative, performative und soziopolitische Dimensionen. Poem Game ist ein Kartenset, aber vor allem ist es eine #Casino Performance, in der die Künstlerin das Publikum einlädt, kollektiv zu spielen und sich anhand der Textkarten mit Begriffen wie Identität, Sprache und #Macht kritisch auseinanderzusetzen. Teile des Casinos sind in der Ausstellung zu sehen und werden im Rahmenprogramm von der Künstlerin und eines von ihr angeleiteten Croupiers an einem Spielabend aktiviert.
Unter Erfahrung ist sowohl die Erfahrung der Leser, als auch die der Dichterinnen zu verstehen. So widmet sich Irma Blank (geboren 1934) einer Form des Schreibens, die nichts darstellen möchte, sondern einfach nur ist. Es entsteht eine dynamische Poesie der Präsenz, die in ihrer Geste zwischen Autorin und den Leser:innen widerhallt. Wanda Gołkowskas (1925 bis 2013) Arbeiten sind wiederum von Selbstreflexivität und Aufmerksamkeit geprägt und laden dazu ein, über die Überproduktion und Überfrachtung mit Informationen, die deren Integrität und Authentizität gefährden, nachzudenken. Reflexivität kann auch in der Dokumentation des Entstehungsprozesses eines Gedichts anschaulich werden, in diesem Fall in Mirella Bentivoglios De H a E (1978). In einer Bauwerkstatt wird gezeigt, wie in dem Herstellungsprozess der Buchstabe H zum Buchstaben E wird, sich dabei nicht nur materiell, sondern auch vom Buchstaben zur Sprache verändert.
Weit davon entfernt, ein statisches Objekt in Raum und Zeit zu sein, kann das Gedicht auch als ein fortlaufender Prozess oder als kontinuierliche Gegenwart aufgefasst werden, wie im Fall von Ana Hatherlys Alfabeto estrutural (1967). Dieses Werk besteht aus einer Reihe von 9 Durchführungen einer Formveränderung durch die abstrakte, geometrische Motive strukturell wie eine Sprache angeordnet werden. Es ist zugleich ein neues Schreibsystem und Sprachsystem, das von den Lesern über die Grenzen der Arbeit fortgesetzt werden kann. Durch die Praxis der japanischen Shodo Kalligrafie dekonstruiert und rekonstruiert die Künstlerin Chima Sunada (geboren 1944) Ideogramme und lädt dazu ein, die mehrdeutigen Modifikationen von Bedeutung durch den Akt des Schreibens zu erfahren. Die in Concrete Experience ausgewählten Arbeiten Sunadas offenbaren ihre gestische und spekulative Recherche zu piktografischen Etymologien. Wenn wir das Wissen der Erfahrung und des Kontakts als Berührung und des Berührtwerdens erleben sollen, so bietet Annalisa Alloattis Cecità (1967) eine meditative Reflexion über die Poesie und Materialität der Brailleschrift (internationale Blindenschrift). Für Alloatti ist diese Schrift eine Sprache der Sinne in Beziehung zueinander oder eine bindende Energie des Dazwischen: der Bedeutung, des Visuellen und des Haptischen.
Concrete Experience
10. Februar bis 16. April 2023, Badischer Kunstverein, In enger Verknüpfung mit Ilse Garniers Ausstellung, präsentiert Concrete Experience eine Gruppe von Künstlerinnen und Poetinnen …
Expect The Unexpected
16. Februar bis 30. April 2023, Kunstmuseum Bonn, Pressekonferenz: Dienstag 14. Februar 2023, 11 Uhr, Eröffnung am Mittwoch, 15. Februar 2023, 19 Uhr (der Eintritt ist frei) …
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Habitat im Dialog, Fotografien von Anne Schänharting
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Sophia Domagala, Heaven And Hell
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Jürgen Wenzel
28. Januar bis 10. April 2023, Leonhardi #Museum #Dresden, Eröffnung am Freitag, 27. Januar 2023, 20 Uhr, durch Matthias Flügge, der Künstler ist anwesend. Jürgen Wenzel leitete …
Ella Littwitz, Red Mercury
10. Februar bis 30. April 2023, Basis Frankfurt, Eröffnung am 9. Februar 2023, 19 Uhr …
Ramona Seyfarth, Blaue Felder über Roten Wolken
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»Himmel – die Entdeckung der Weltordnung«
9. Februar bis 20. Mai 2023, Kunststiftung DZ Bank …
Transmediale 2023, A Model, A Map, A Fiction
1. bis 5. Februar 2023, Akademie der Künste …
Kirstin Arndt, I’ve Got A Bigger Fish To Fry
3. Februar bis 8. April 2023, Galerie Mathias Güntner, Eröffnung 2. Februar 2023, 18 bis 21 Uhr, an diesem Abend eröffnen die #Fleetinsel Galerien gemeinsam. Dachlatten, Europaletten, Lkw Planen …
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28. Januar bis 26. Februar 2023, Kunstverein Göttingen, Eröffnung 27. Januar 2023, 18 bis 20 Uhr, der Kunstverein Göttingen freut sich, die Ausstellung Vertreibzeit des dänischen Künstlers Rasmus …
Maeve Brennan (London), Horses And Angels, und Carina Emery, Spindle Still
3. Februar bis 26. März 2023, E Werk Freiburg, Vernissage Donnerstag, 2. Februar 2023, 18.30 bis 22 Uhr, Begrüßung 19 Uhr im Foyer, Maeve Brennan (London) …
Ekrem Yalcindag, Das Zeitalter der Einsamkeit
20. Januar bis 10. März 2023, Anna Laudel Galerie Düsseldorf, zeigt vom 20. Januar bis zum 10. März 2023 erstmalig in Deutschland Hayal İncedoğan …
Dante, Ein Bauer
22. Januar bis 18. Februar 2023, Galerie Filser & Graef, die eindrucksvolle Installation aus Fotografien von Kai Uwe Schulte Bunert und seinem Dokumentarfilm »Not a single Day« …
Gottfried Jäger, Fotografien der Fotografie, Generative Systeme 1960 bis 2020
8. Februar bis 23. April 2023, Sprengel Museum Hannover, Gottfried Jäger (geboren 1937) zählt zu …
