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Bundesumweltministerium fördert Forschungsprojekt für bessere Frühwarnung an der Oder

Von Christian Schröter, 14. März 2023, Lesedauer 4 Minuten, 13 Sekunden

Bundesumweltministerium fördert Forschungsprojekt für bessere Frühwarnung an der Oder

  • Bundesumweltministerium fördert Forschungsvorhaben des Leibniz Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) mit mehr als 4,8 Millionen Euro

Berlin, Bonn, 14. Februar 2023

Zu hohe Salzfrachten, niedrige Wasserstände und hohe Temperaturen in Kombination mit einer giftigen Alge – das waren die wesentlichen Ursachen für die Oderkatastrophe im letzten Jahr. Um bessere Prognosen und Frühwarnungen zum Zustand der Oder zu ermöglichen, werden die ökologischen Folgen des Fischsterbens vom Sommer 2022 im Rahmen eines umfassenden Forschungsvorhabens detailliert untersucht. Hierzu hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke heute den Förderbescheid über mehr als 4,8 Millionen Euro an das #Leibniz #Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) übergeben. Ziel des Projektes ist es, die entstandenen Schäden und die Regeneration des Ökosystems Oder systematisch zu erfassen und daraus Empfehlungen abzuleiten, wie die Widerstandsfähigkeit der Oder erhöht und der Fluss renaturiert werden kann. Die Ergebnisse sollen auch für andere Fließgewässer in Deutschland genutzt werden.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke: »Detaillierte Informationen über die Ursachen und die Regeneration des Odersystems nach der Umweltkatastrophe vom vergangenen Sommer können dabei helfen, wertvolle Flusslandschaften wie die Oder besser zu schützen. Unser Ziel ist es, im Schulterschluss mit den Ländern Frühwarnsysteme zu entwickeln und zielgerichtete Maßnahmen abzuleiten, die die Widerstandsfähigkeit der Oder und ihrer Auen verbessern. Dazu wird das jetzt gestartete Projekt des IGB wesentlich beitragen. Mit dem Bundesprogramm Blaues Band Deutschland, das wir gemeinsam mit dem Verkehrsministerium vorangebracht haben, steht uns zudem ein geeignetes Werkzeug für Renaturierungsmaßnahmen zur Verfügung. Auch durch das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz, das noch in der ersten Jahreshälfte starten soll, stehen weitere Fördermöglichkeiten für die ökologische Entwicklung von Flüssen und Auen zur Verfügung.«

Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN): »Die Oderkatastrophe hat uns erneut vor Augen geführt, wie wichtig es ist, die Reinhaltung und Renaturierung der Flüsse und ihrer Auen in Deutschland voranzutreiben. Feuchtgebiete und Auen besitzen eine wichtige Funktion als Puffer und Rückzugsraum für seltene Tiere und Pflanzen. Zudem können wir uns mit mehr Renaturierungen auf größerer Fläche gegen Herausforderungen wie den Folgen des Klimawandels besser schützen.«

Der Ausbau der Oder sowie Einleitungen haben die Resilienz des Flusssystems insgesamt geschwächt. Eingriffe durch den Menschen und der Klimawandel führen an der Oder zu ausgeprägten Niedrigwasserphasen. Sie machen Flüsse und Auen anfälliger gegenüber schädlichen Einflüssen wie hohen Temperaturen, Schadstoffen und übermäßigen Nährstoffeinträgen.

In dem Forschungsvorhaben des IGB werden die unmittelbaren Auswirkungen der Umweltschäden auf die Lebensgemeinschaften des #Oder #Systems, zum Beispiel der Fischfauna, der Wasserinsekten, Muscheln und Algen untersucht. Aber auch bisher nicht quantifizierte Leistungen des Ökosystems für die Menschen sollen in die Analyse einbezogen werden. Dazu gehören zum Beispiel Verluste für die Fischerei, Nährstoffrückhalt und Speicherung von Kohlenstoff. Darüber hinaus werden die gewässerchemischen und -ökologischen Parameter analysiert, um die Massenentwicklung der toxischen Alge Prymnesium parvum, deren Verbreitung im Sommer 2022 u.a. zu einem massiven Fischsterben in der Oder führte, besser zu verstehen und verbesserte Vorwarninstrumente zu entwickeln. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Untersuchung der Funktion der Auengewässer als Rückzugsort, die für das Überleben vieler Fische und wasserlebender Wirbelloser besonders wichtig sind.

Hintergrund

Im August 2022 fand ein massenhaftes #Fischsterben in der Oder statt. Neben Fischen starben in diesem Zusammenhang auch andere Wasserorganismen wie Schnecken und Muscheln. Im Oderhaff (Kleines Haff) in Mecklenburg Vorpommern und in den Küstengewässern der Ostsee wurde kein Fischsterben beobachtet.

Die wahrscheinlichste Ursache für das Fischsterben ist ein sprunghaft gestiegener Salzgehalt, der gemeinsam mit weiteren Faktoren zu einer massiven Vermehrung der Brackwasseralge Prymnesium parvum geführt hat. Die Alge produziert eine giftige Substanz, die für Fische und andere Wasserorganismen tödlich sein kann. Dies geht aus dem Bericht der deutschen Expertengruppe zu den Ursachen des Fischsterbens hervor, der am 30. September 2022 veröffentlicht wurde.

Die Oder ist eine wertvolle Lebensader für Deutschland und Polen – ein im Grenzgebiet naturnaher Fluss mit wichtigen ökologischen Funktionen. Die Auswirkungen dieser Umweltkatastrophe könnten den Fluss längerfristig schädigen. Weitere negative Einflüsse auf dieses wichtige Ökosystem müssen vermieden werden.

Mit dem vom Bundesumweltministerium (BMUV) im Rahmen des Bundesnaturschutzfonds geförderten Vorhabens werden die Schäden des Ökosystems erfasst, um die natürliche Regeneration zu verfolgen und Grundlagen für effektive Renaturierungsmaßnahmen legen. Das BMUV wird darüber hinaus bereits laufende Aktivitäten der Länder und Initiativen anderer Akteure zur Planung und Umsetzung von Maßnahmen an der Oder im Bundesprogramm Blaues Band Deutschland, Förderprogramm Auen, weiter unterstützen und voranbringen.

Das Leibniz Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist eine wissenschaftliche anerkannte Einrichtung im Forschungsverbund Berlin und eines der größten Forschungszentren für Binnengewässer in Deutschland. Die Zuwendung in Höhe von mehr als 4,8 Millionen Euro wird für den Zeitraum vom 1. Februar 2023 bis zum 30. April 2026 bewilligt. Mehr

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