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Willensfreiheit

Von Christian Schröter, 7. März 2015, Lesedauer 2 Minuten, 13 Sekunden

Am 8. März referierte Prof. Dr. Hans-Joachim Markowitsch, Gedächtnisforscher an der Universität Bielefeld, zum Thema Willensfreiheit und sorgte unter der Moderation von Oliver Demand für rege emotionale Diskussionen. Markowitsch stieg mit einer kleinen Präsentation über Neurophysiologie ein und postulierte die Determiniertheit des menschlichen Willens. Seine Herleitung ist dabei mehr als fragwürdig, zumal er sich nach eigenem Bekunden in Philosophie und Physik nicht auskennt. Dennoch steht nach dem heutigen Stand der Physik fest: Der Wille des Menschen ist nicht frei, er ist determiniert. Allerdings sind die Determinanten dabei höchst dynamisch und seit Heisenberg wissen wir, dass sie nicht genau erkannt werden können. Eine Vorhersagbarkeit von Entscheidungen wird also niemals möglich sein, lediglich variable Wahrscheinlichkeiten sind erkennbar. Schon Einstein hatte früh erkannt: »Gott würfelt nicht«. Dass er diese Erkenntnis später verworfen hat (auch Hawking hat das aufgegriffen) und seine Aussage zu »Gott würfelt nicht nur, er zeigt uns nichteinmal, wo er würfelt!« revidiert hat, ist einem falschen Verständnis der Quantenmechanik zuzuschreiben, für deren Mitentwicklung er den Nobelpreis erhalten hatte. Retrospektiv spielt die Frage nach der Freiheit des Willens keine Rolle, prospektiv ist das Wissen um die Determiniertheit aller Entscheidungen letztlich auch nur eine weitere Determinante. Tatsächlich ist das Gefühl, freie Entscheidungen treffen zu können, ein Beitrag zum Glücksgefühl des Menschen. Der Islam geht davon aus, dass Allah sämtliche Entscheidungen trifft – trotzdem werden die Gläubigen vom Koran angeleitet, wie sie zu handeln haben. Das gilt ähnlich auch für viele andere Religionen und Weltanschauungen – daraus lässt sich schlussfolgern, dass es für den Menschen nicht denkbar ist, seine vermeintliche Willensfreiheit als determiniert hinzunehmen. Da die Determinanten dabei allerdings – wie gesagt – bis ins kleinste dynamisch sind und in ihrer Gesamtheit komplex bis an die Grenzen von allem (fast schon holistisch!), würde ihm das sowieso nicht helfen – viele Determinanten sind nicht nur nach Heisenberg nicht erkennbar, sondern halten sich im Unbewussten auf (interessant dabei auch Wilbers unwissentlicher Kreisschluss: Nach seinem Holon/Teilchen-Postulat ist der Holismus falsch, dennoch ist jedes Holon gleichzeitig Teil eines Holons der nächsten Hierarchie – fällt eine Hierarchie weg, löscht sie alle höheren aus, die niedrigeren bleiben bestehen (leider gibt es hier zahlreiche Gegenbeweise). Demnach wäre der Kosmos die unterste Hierarchie, ist gleichzeitig aber auch die höchste. Logischer Schluss: Korrekt müsste es heißen: Holon/Teilchen/Holon). Fazit: Selbst wenn wir wollten, müssten wir. Wir wissen es nur nicht vorher. Und nur das würde uns vom Zwang der Entscheidung befreien, also ist der empfundene Wille tatsächlich frei – die tatsächliche Entscheidung ist determiniert.

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