Freie Fahrt für den Boss, Alberto Venzago: Stylist der Wirklichkeit, Ernst Leitz Museum Wetzlar. Foto: Alberto Venzago
Von Christian Schröter, 11. April 2023, Lesedauer 2 Minuten, 38 Sekunden
Alberto Venzago: Stylist der #Wirklichkeit, Retrospektive des Schweizer Fotografen im Ernst #Leitz #Museum Wetzlar
Wetzlar, 10. März 2023
In mehr als 5 Jahrzehnten hat Alberto Venzago ganz unterschiedliche Themen mit seiner #Leica festgehalten und dabei alle Formen der Fotografie zwischen Dokumentation und freier #Inszenierung ausgelotet. Die Ausstellung mit rund 150 Motiven gibt Einblick in sein reiches, vielschichtiges Werk und ist bis zum 14. Mai 2023 im Ernst Leitz Museum im Leitz-Park Wetzlar zu sehen.
Alberto Venzago war fast in der ganzen Welt unterwegs, hat in Australien, Japan und New York gelebt, bis er wieder in die Schweiz zurückkehrte. Er war immer ein Grenzgänger und Rastlosigkeit gehörte viele Jahre zu seinem Alltag. Ob Reportagen aus dem Iran zur Zeit der islamischen Revolution oder die Abholzung des Regenwalds, ob Kinderprostitution in Manila, #Voodoo Zeremonien in Benin oder nicht zuletzt seine langjährige Beobachtung der Yakuza, der organisierten Kriminalität in Japan: Als #Bildjournalist suchte Venzago immer die größtmögliche Nähe zu seinen Sujets, setzte sich nicht selten lebensbedrohlichen Gefahren aus. Im Mittelpunkt seiner international publizierten und ausgezeichneten Reportagen stand immer der Mensch. Neben dem Bildjournalisten zeigt sich im Werk Venzagos auch immer der professionelle Studiofotograf, dessen Werbekampagnen, einprägsam und ästhetisch zugleich, vielfach für Aufmerksamkeit sorgten. Sehr persönliche Porträts internationaler Stars wie Tina Turner, Penelope Cruz, Sting oder Mick Jagger sowie freie Motive und Serien demonstrieren die Vielfalt seines kreativen Arbeitens. Deutlich zeigt sich, wie stark seine Karriere vom Wechsel zwischen Dokumentation und Inszenierung, zwischen »genommenen« und »gemachten« Bildern geprägt ist.
Der nun in Wetzlar präsentierte Querschnitt zeigt die wichtigsten Stationen seines Lebenswerks – Schwerpunkte bilden die Serien zum Voodoo-Kult, den Yakuza und eine Gruppe großartiger Celebrity Porträts. Dass Venzago längst auch als Filmregisseur für Furore sorgte, verdeutlicht eine Auswahl an Filmmaterial, das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist.
Über seine Yakuza-Serie sagte Venzago selbst einmal: »Ich war damals der einzige Fotograf, der so nah an die Yakuza herankam. Die ‚Familie‘ hat mich damals einfach akzeptiert, ich durfte fast überall dabei sein, wobei ich die ersten Monate kein einziges Bild gemacht habe. Sie haben mich getestet. Und mir wurde schnell klar, das wird eine lange Geschichte, kein Scoop. Ich wollte in die Tiefe gehen. Das haben sie sofort verstanden. Heute ist das alles unvorstellbar.«
Wim Wenders wiederum beschrieb dessen Projekt »Voodoo – Mounted by the Gods« wie folgt: »Was Venzago aus zwölf Jahren erstaunlichster Erfahrungen, aus über 100 Stunden Videomaterial und Tausenden von Negativen destilliert hat, das hat es noch nicht gegeben, weder im Kino noch in der Fotografie, das ist einmalig, im wahrsten Sinne des Wortes.«
Biografie: Der Schweizer Fotograf, Bildjournalist und Filmemacher Alberto Venzago, am 10. Februar 1950 in Zürich geboren, entschied sich nach dem Studium der Heilpädagogik und der Klarinette mit Mitte 20 als Autodidakt für die Fotografie. Rasch erfolgreich, arbeitete er auch 4 Jahre für die Agentur Magnum Photos, publiziert in Life, Stern und Geo. Er pendelt seither mühelos zwischen fotojournalistischer Dokumentation, freier künstlerischer Arbeit und Werbefotografie. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten ICP Infinity Award. Venzago lebt und arbeitet in Zürich. Mehr …