Bundesjugendorchester. Foto: Selina Pfrüner
Von Christian Schröter, 30. April 2023, Lesedauer 2 Minuten, 15 Sekunden
Zusammen(ge)hören: Bundesjugendorchester am 15. April 2023 in der Rudolf Oetker Halle, Nachwuchsmusiker präsentieren Programm für Menschen mit und ohne Hörbeeinträchtigung
Bielefeld, 30. März 2023
Am Samstag, 15. April 2023, um 20 Uhr, ist das Bundesjugendorchester unter Leitung von Christoph Altstaedt zu Gast im Großen Saal in der Rudolf Oetker Halle. Gemeinsam mit Schülern des Bildungszentrums und Beratungszentrums für Hörgeschädigte Stegen präsentieren die Nachwuchsmusiker ein einmaliges Programm, das Hörende ebenso wie Menschen mit eingeschränkter Hörwahrnehmung erleben können: Ausgangspunkt bildet Ludwig van Beethovens Symphonie Nummer 3 – komponiert im Stadium fortgeschrittenen Gehörverlusts. Ergänzt wird das Werk von zwei Uraufführungen: Brett Deans Testament und Mark Bardens the weight of ash. Lichtregie im Saal und eine Wanderausstellung im Foyer erweitern das Konzerterlebnis.
Nicht zuletzt dank ihrer Länge sprengte Ludwig van Beethovens revolutionäre dritte Symphonie alle Konventionen der damaligen Zeit. Das mit dem Beinamen »Eroica« (»Die Heroische«) versehene Werk beginnt mit der unerwarteten Wucht zweier Orchesterakkorde – und hat seit seiner Uraufführung 1804 im Wiener Palais bis heute nichts von ihrer überwältigenden Kraft verloren. Dies ist umso erstaunlicher, betrachtet man die besonderen Entstehungsumstände der Symphonie: Beethoven komponierte seine Dritte in einer Zeit, in der sein Gehörverlust bereits weit fortgeschritten war. Seine Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit über die bevorstehende Ertaubung bringt der Komponist in seinem Heiligenstädter Testament zum Ausdruck. Der 1802 verfasste Brief an seine Brüder Kaspar Karl und Johann wird während des Konzertes in der Rudolf Oetker Halle vorgelesen und in Gebärdensprache übersetzt.
Musik zu spielen, gar zu komponieren – obwohl das Ohr als Sinnesorgan ausfällt: Beethovens Beispiel inspirierte das Bundesjugendorchester zu einem einmaligen Programm, in dem die Erfahrung von #Musik weiter gefasst wird als durch reines Hören. Neben der Aufführung der »Eroica« kommen 2 Uraufführungen auf die Bühne: Der australische Komponist Brett Dean nähert sich in Testament der Gefühlswelt und Gedankenwelt Beethovens über dessen geräuschhaftes Hören: Das hohe Pfeifen des Tinnitus, das Kratzen der Kielfeder über das Notenpapier und die gedämpften Klänge der Außenwelt verschwimmen zu einem bedrückenden Abbild der Beethovenschen Gefühle. Wie kann Musik unterschiedlich gehört, wahrgenommen und gelebt werden? Diesen Fragen spürt der US-amerikanische Komponist Mark Barden – seit 2020 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Detmold – gemeinsam mit den Schülern des Bildungszentrums und Beratungszentrums für Hörgeschädigte Stegen nach. Mit der Komposition »The Weight of #Ash« erarbeiteten sie ein #Werk, das im wahrsten Sinne Unerhörtes präsentiert.
Karten für das Konzert sind ab 15 Euro an der #Theater und Konzertkasse, Altstädter Kirchstraße 14, Telefon +49521515454 und unter #online erhältlich.