Von Christian Schröter, 16. Mai 2023, Lesedauer 1 Minute, 50 Sekunden
Lesetipps für Gütersloh, Gütsel Bestseller, Thomas Schuler, »Die #Mohns«
Gütersloh, April 2004
Die Familie steht einem Medienimperium der Superlative vor: #Random #House ist größter Buchverlag der Welt, #RTL größter Fernsehanbieter Europas, Gruner und Jahr größter Zeitschriftenverlag Europas. Nach der Fusion mit Sony kommt jede 4. CD von BMG. Durch die #Bertelsmann Stiftung reicht ihr Einfluss weit in die deutsche Politik hinein. Trotzdem ist ihr Name kaum bekannt: die Mohns.
Oft ist die Antwort auf die Frage nach dem Grund für die Taten eines Menschen: »Weil er es kann«. Diese Tatsache hat offenbar auch die Mohns nur allzuoft eingeholt, wie Thomas Schuler in seinem fundiert recherchierten und ausgewogenen Werk darlegt. Mit einer guten #Schreibe schildert er den Weg von den Anfängen des Unternehmens bis zum heutigen weltumspannenden Medienkonzern, auf dem nicht wenige Menschen auf der Strecke blieben. Sowohl die Menschen als auch das Unternehmen selbst werden detailliert beschrieben und völlig unpolemisch dargestellt, wenngleich Schuler sich zumindest zweier zynischer Spitzen nicht enthält.
Dass hinter der guten Behandlung der Mitarbeiter nicht nur reine Menschenfreundschaft, sondern auch nüchterne Steuersparaspekte stehen und im Interesse der Unternehmenspolitik oft auch Menschen auf der Strecke bleiben, ist für einen Konzern dieser Grössenordnung offenbar notwendig. Daß aber beispielsweise während der Entnazifizierung der Besatzungsmächte Fragebögen manipuliert werden und verschwinden, dass Bundesverdienstkreuze durch Seilschaften an den Mann gebracht werden und dass Einfluss #auf den #Journalismus genommen wird, ist weit weniger notwendig. Auch Tatsachen wie die SS Mitgliedschaft von Heinrich Mohn oder die Familienverhältnisse Reinhard Mohns widersprechen der Mär vom vermeintlich christlichen Lebenswandel. So wundert es nicht, daß sich die #Machterhaltung und #Machtgewinnung als Prämisse herauskristallisiert – das ist nur allzu menschlich. Ebenso menschlich wie die Häme derer, die es nicht können und die Bewunderung anderer, die es auch nicht können. Die unternehmerischen #Leistungen werden von Schuler letztlich in keinster #Art und Weise geschmälert.