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Bild: Passionsspielgemeinschaft Waal

Jubiläums Passion Waal feiert 2023 berührende Premiere

Von Christian Schröter, 9. Juni 2023, Lesedauer 5 Minuten, 56 Sekunden

Jubiläums Passion Waal feiert 2023 berührende Premiere

Eine der ältesten, vermutlich die älteste #Passion #Bayerns feiert 2023 ihr 400 jähriges Jubiläum. Unterzieht man die Verhältnisse des zu Grunde liegenden Gelübde: #Pest und 30 jähriger #Krieg einem Vergleich zu den heutigen mit #Pandemie und #Ukraine, sind diese unzweifelhaft sehr deckungsgleich. Und so geht es auch insgesamt um keine Geschichte von vor 2.000 Jahren, sondern die größte der Geschichte überhaupt in ihrer absolut brennenden Aktualität. Der Herrgott schuf mit strahlendem Sonnenschein die besten Voraussetzungen zur Freiluft-Eröffnungsfeier vor dem Waaler Passionstheater.

Michael Daigeler, 1. Vorsitzender der Passionsspielgemeinschaft Waal begrüßte die zahlreichen, insbesonders politischen Ehrengäste und ließ die hoch engagierte, von Krankheit und #Unfällen verschont gebliebene Probenphase Revue passieren, stattete den Dank der Veranstalter an Förderer und Freunde ab. 

Schirmherr Dr. Thomas Goppel legte mit seinem geistreichen Grußwort die Qualitäts-Messlatte für Redner und Passionsspiele hoch und beschwor eindringlichst die Wichtigkeit von Stabilität bei Wertmaßstäben in allenthalben von Wandel geprägten Zeiten.  Das größte Geschenk Gottes an die Menschheit zählt zweifelsohne dazu. Die Begeisterung für die Waaler Passion hat er, sie in frühester Jugend schon mit den Eltern besucht habend, von diesen übernommen und legte diesen Geist Allen der viel beklatschten 1. bis 3. Reihe ans Herz. Mehr, als ein Schmunzeln, löste seine launige Bemerkung aus, dass die von Michael Daigeler benannte Zahl von über 220 Beteiligtem und 1 Esel höchst ungewöhnlich für Projekte dieser Größe sei, was die Esel anbelange.

Dr. Bertram Meier, Bischof von Augsburg, machte keinen Hehl aus seinem Stolz, Waal im Bistum des Heiligen Ulrich zu wissen, da können Größe und Kommerz durchaus zu München gehören. Seinen Segen spendete er allen Mitwirkenden und Gästen für eine erfolgreiche, bis in den Oktober gehende Spielzeit mit Verkündigung von zur Kanzel gewordenen Bühne.

Maria Rita Zinnecker, Landrätin Ostallgäu, augenfällig solidarisch in den Farben der Waaler Team-Mitglieder gekleidet, bezog explizit alle Anwesenden über Reihen 1 bis 3 in ihre Begrüßung ein, freute sich insbesonders, dass neben den südlicher gelegenen Attraktionen mit Waal auch im nördlichen Landkreisbereich eine kulturelle Institution dieser Ausprägung besteht, die gerne nach Kräften und Möglichkeiten unterstützt werde. Einmal i Leben müsse man sich Oberammergau antun, letztes Jahr war dies für sie der Fall; doch Passion ist für sie eben Waal.

Robert Protschka, 1. Bürgermeister des Marktes Waal, hatte – in Anspielung auf die auch seitens der Gemeinde erfolgte Unterstützung – seiner eigenen Feststellung nach, schon für weniger Geld Reden gehalten, sparte jedoch nicht mit Lob für das beeindruckende Engagement aller Beteiligten, welches dem Zusammenhalt im gesamten Gemeindeleben ebenso seinen Stempel aufdrückt, als die Passionsspiele ein Aushängeschild höchsten Stellenwertes sind.

Mit dem Zitat des französischen Schriftstellers Victor Hugo: #Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist, charakterisierte Dietmar Ledel, der musikalische Leiter den selbst gesetzten Anspruch, der am roten Faden Komm Schöpfer Geist umgesetzt wird.

Autor und Regisseur Manfred Dempf bezeichnete sich augenzwinkernd als – technisch korrekt – Kollegen von Johann Wolfgang von Goethe. Nachdem, was er auf die Bühne brachte, dürfte der Freiherr wohl kaum Anstoß daran nehmen können. Er berichtete von einem früheren Autoaufkleber Gott spielt in meinem Leben keine Rolle: er führt die Regie und seinem Erleben dazu über so einige Wunder der letzten Monate. Schon vor 17 Jahren hatte er das jetzt inszenierte Buch in Waal eingereicht, es geriet aus den Augen und als der frühere Spielleiter sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen musste, wurde es zur Grundlage eines Kraftaktes – schließlich sind ausschließlich Laien ehrenamtlich am Werke: die Aufführung binnen 4 Monaten auf die Beine zu stellen. Obendrein: die Stimmigkeit zur zeitlichen Aktualität konnte seinerzeit nicht auch nur im Ansatz erahnt werden.

Das Spiel beginnt am Ende der 40 Tage von Jesus in der Wüste, als Judas ihn dort aufsucht und mit großer eigener Erwartungshaltung zur Rückkehr zu den Menschen bewegt. #Judas #Passion könnte sie auch genannt werden, die Waaler Jubiläums Passion, denn über weite Strecken wird er zur tragenden Rolle und Johannes Kellner gibt ihm mit großer schauspielerischer Leistung viel Profil. Neben der Angst des Petrus sind es die Erwartungshaltungen des Judas, welche Bischof Dr. Bertram Meier später als die ihn sehr berührenden Beziehungs-Kisten um Jesus als einen seiner ersten Eindrücke bezeichnen wird. Sicher: #Gott hat zu seinem Erlösungsplan nicht des Judas bedurft, hätte auch andere Wege gewusst, wenn der Judas, wie uns Allen stets zu eigenem Willen nicht zum Verrat geführt hätte, wenngleich die göttliche Vorhersehung um sein erfolgen wusste. Es ist eines der großen Verdienste dieser Passion dass sie das ganze Ringen des Judas um ein Verstehen von Jesus aus seiner Focusierung zeichnet. Sein Scheitern, was gänzlich Anderes ist, als nur übler Verrat. Letzterer allerdings kommt einem bezüglich der ehemals ehrenhaften Grundwerte grüner Politik in den Sinn und damit der brandaktuelle Gegenwartsbezug.

»Für wen haltet Ihr mich?« ist der Titel der Waaler Passion 2023 zum 400 jährigen Jubiläum. Antworten werden keine versprochen, hingegen eine Vielzahl von Anstößen zum eigenen weiteren Nachdenken. Für viele, auf der Suche Befindlichen, welche insbesonders zwischen Glauben und Amtskirche trennen, dürfte der Besuch dieser Passionsspiele der optimale Weg sein. Während sich die Amtskirche mit Versäumnisse bei Missbrauchs-Aufarbeitung und synodalem Irrweg derzeit selbst sehr im Wege steht und gemieden wird führt die Verkündigung von Bühne statt Kanzel zu zahllosen neuen Impulsen. Genial der Mut, die 1. Hälfte der Aufführung mit dem Pessach #Mahl enden und die Besucher mit der Frage weshalb dieses verkürzte Letzte Abendmahl in die Pause gehen zu lassen. Von dort kehren Sie zurück, finden Jesus und die Apostel im angedunkelten Bühnenraum vor: es geht also weiter. Auf die Pessach Tradition folgt der Neue Bund: das Letzte #Abendmahl.

Hier werden mit dem Verzicht auf die Einsetzungsworte: so oft Ihr dies tut, ebenso wie am Kreuz den Zuspruch an den Schächer Dismas: noch heute wirst Du mit mir im Paradiese sein, wie der Hingabe der Gottesmutter als unser Aller Mutter gegenüber Johannes, den er liebte: sieh da, Deine Mutter, Freiräume für neue Denkansätze geschaffen, dem Verkündigungsauftrag in höchster Güte entsprochen. Wenn am Ende des Spiels, das nicht das Ende der Geschichte ist, Akteure und Besucher gemeinsam das Te Deum anstimmen und aus dem Zuschauerraum erst zur zweiten Strophe die Stimmen voll einsetzen, selbst Passions-Routiniers wie Wolfgang Miehl, Organisationsleiter der Passionsspiele St. Margarethen im Burgenland, während der ersten noch von Tränen der (Be-)Rührung erfasst sind, steht unzweifelhaft fest: die Frage Für wen haltet Ihr mich? wurde richtig gestellt – hat die Nerven getroffen!

13. und 14. Mai, 20. und 21. Mai, 24. und 25. Juni, 1. und 2. Juli, 8. und 9. Juli, 16. und 17. Juli, 23. und 24. Juli, 30. Juli, sowie 1. Oktober und 7. und 8. Oktober, samstags jeweils 18 Uhr und sonntagss 13.30 Uhr sind weitere Gelegenheiten, sich anregen zu lassen.

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