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Premiere der Brüder Grimm-Festspielsaison in Hanau mit dem Märchenklassiker »Aschenputtel«. Hanau, Brüder Grimm Festspiele. Foto: Hendrik Nix, Brüder Grimm Festspiele Hanau

Goldener Schuh als Schlüssel zum Glück, Neuinszenierung des Musicals »Aschenputtel« startet Brüder Grimm Festspielsaison 2023 in Hanau

Von Christian Schröter, 15. Juni 2023, Lesedauer 5 Minuten, 4 Sekunden

Goldener Schuh als Schlüssel zum Glück, Neuinszenierung des Musicals »Aschenputtel« startet Brüder Grimm Festspielsaison in Hanau

Hanau, 15. Mai 2023

In Anwesenheit von Bundesinnenministerin Nancy Faeser begannen am Freitag mit dem Musical »Aschenputtel» in Hanau die 39. Brüder Grimm Festspiele. Vor gut gefülltem #Haus entfaltete sich auf der Bühne des überdachten Amphitheaters die Geschichte des Mädchens Konstanze, das unter der Knute seiner Stiefmutter zur Dienstmagd degradiert wird und bei einem geheimen Ballbesuch seinen Prinzen und damit sein Lebensglück findet. Viel Zwischenapplaus und stehende Ovationen für das Ensemble sorgten für einen positiven Start in die diesjährige Festspielsaison, die Oberbürgermeister Claus Kaminsky nach eigenem Bekunden bereits in gute Stimmung versetzt hat: Schon jetzt sind 40.000 Karten verkauft worden. Die Spielzeit dauert bis 30. Juli 2023.

Zur Begrüßung der #Zuschauer, unter denen zahlreiche Vertreter aus #Politik, #Wirtschaft und #Gesellschaft waren, zitierte Kaminsky Joachim Ringelnatz: »Ich bin so knallvergnügt.« Mit diesem Satz beschrieb das Stadtoberhaupt nicht nur seine Begeisterung über die Vorverkaufszahlen, sondern auch die Vorfreude auf die erste Premiere und die damit beginnende gesamte Bühnensaison. Märchen, erklärte der Oberbürgermeister, hätten eine besondere Bedeutung und eine Ausstrahlung weit über die Grenzen hinaus und schlug damit wiederum den Bogen zu Hanaus neuem Status, die mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern nun Hessens kleinste Großstadt ist, vom Statistischen Landesamt so anerkannt. Auch das stimme ihn froh, denn diese Anerkennung habe lange auf sich warten lassen. Ehrengast Nancy Faeser bestätigte dies und nannte das Vermächtnis der #Brüder #Grimm ein kulturhistorisches Welterbe von nationaler Relevanz. Die Festspiele, so Faeser, seien nach der Pandemie nicht nur für das Publikum eine Wohltat, sondern vor allem für die Künstler, die trotz der Hilfspakete unter den Einbußen gelitten hätten.

In Anwesenheit von Hanaus Märchenbotschafterin, der Schauspielerin Marie-Luise Marjan, eröffnete Intendant Frank-Lorenz Engel um kurz vor 20 Uhr schließlich offiziell die 39. Brüder Grimm Festspiele. Beim Aschenputtel 2023 handelt es sich um eine Neuinszenierung der Produktion von 2014, das Buch stammt von Frank-Lorenz Engel, für die Regie und Choreografie ist in diesem Jahr Bart de Clercq verantwortlich. Er hat sich in Hanau in den vergangenen Jahren bereits als Chef-Choreograf einen Namen gemacht und auch bei Aschenputtel die Tanzeinlagen erdacht. Die Musik kommt von einer vierköpfigen Band, die ihren Platz auf einem eigenen Podest über der Bühne hat, live gespielt (Musikalische Leitung: Tobias Deutschmann). Die Komposition stammt von Marc Schubring, das Arrangement von Markus Syperek, die Liedtexte aus der Feder von Edith Jeske. Die Zuschauerinnen und Zuschauer werden zunächst von Konstanzes (Aschenputtels) Kinderfrau, der guten Fee Griseldis (Alexandra Farkic), in die Geschichte des Mädchens eingeführt: Sie erzählt vom Tod der Mutter, von der engen Verbindung Konstanzes (Myriam Akhoundov) zu ihrem Vater (Benedikt Selzner). Als dieser ihr eröffnet, er werde wieder heiraten und damit nicht nur eine neue Ehefrau, sondern auch gleich noch zwei Stiefschwestern ins Haus bringen, reagiert Konstanze zunächst nicht begeistert, lässt sich aber von Griseldis positiv stimmen (Lied »Alles wird gut«) und steht dem künftigen Patchworkmodell offen gegenüber. Stiefmutter Dorabella (Elisabeth Ebner) und ihre Töchter Babette (Charlotte Schramm) und Dorette (Isabell Waltsgott) sind indes weniger für die Familienzusammenführung zu haben und lassen von Anfang an keine Gelegenheit zur Schikane verstreichen. Als Konstanzes Vater auf Geschäftsreise fährt, eskaliert die Situation: Konstanze darf nicht mehr am Familientisch essen (symbolisch wird hier ihr Stuhl weggenommen), muss als Dienstmagd arbeiten, künftig in der Küche schlafen und wird von ihren Stiefschwestern als »Aschenputtel« verhöhnt. Zunächst geht sie mit diesen Demütigungen gelassen um, doch das ändert sich, als der König zu einem Ball einladen lässt.

Der Monarch (Franz Frickel) handelt dabei mit Hintergedanken: Er ist bankrott und sucht mit dem royalen Tanzvergnügen eine wohlhabende Frau für seinen Sohn, Prinz Benedikt (Soufjan Ibrahim). Unterstützt wird er bei diesem Vorhaben von seiner Frau, Königin Gunhild (Franziska Kuropka), doch grundsätzlich haben die beiden komplett unterschiedliche Vorstellungen von der Erziehung ihres Sprösslings. Während König Siegfried auf männliche Tugenden wie Mut, Stärke und Durchsetzungsvermögen setzt, ist die Prinzenmutter eine Freundin der gesunden Lebensweise, asiatischen Lehre und höheren Bildung – beide Wege behagen Benedikt nicht wirklich, aber auch er führt, wie Aschenputtel, kein selbstbestimmtes Leben. Als er inkognito gemeinsam mit Haushofmeister Graf Gerold (Kevin Arand) die Einladungen unter den reichen Familien des Landes verteilt, kommt es zur ersten Begegnung zwischen ihm und der vermeintlichen Magd, und es knistert direkt.

Aschenputtel beschließt, ihr Schicksal jetzt selbst in die Hand zu nehmen und gelangt mit Unterstützung von Fee Griseldis und den magischen Tauben tatsächlich als schöne Unbekannte mit Maske zum Ball am königlichen Hof. Dort entspinnt sich die Liebesgeschichte mit dem Prinzen, doch als man sie auffordert, die Maske abzunehmen, flieht sie – ihr rechter Tanzschuh bleibt zurück. Der Prinz macht sich auf die Suche nach dessen Besitzerin: In Hanau ist dies gelöst mit einer Kiste voller goldener Pumps und 2 »neutralen« Darstellerinnen, die in einem dynamischen, mit Musik untermalten »Bäumchen wechsel Dich« das #Schuhwerk anprobieren.

Der Rest der Geschichte ist ebenso bekannt wie „märchenhaft“: Dorabella versucht, Aschenputtels Existenz zu verschleiern und ihre eigenen, heiratsfähigen Töchter in die erste Reihe zu schieben – erfolglos, denn der Schuh passt nun mal einfach nicht. Benedikt erkennt voller Entzücken Konstanze wieder und macht sie zu seiner Braut. Beim Hochzeitsmahl, an dem auch Konstanzes Vater teilnehmen kann, kommt die Wahrheit über ihr Dasein als #Aschenputtel ans Licht, und die gesamte Stieffamilie soll des Landes verwiesen werden. Konstanze aber zeigt sich großmütig, vergibt ihren Stiefschwestern und holt sie sogar an den Hof.

Die verschiedenen Familienkonstellationen in diesem neuinszenierten Märchenklassiker sind mit eigenen Farbkompositionen unterschieden, die sich in Bühnenbild (Hans Winkler) und Kostümen (Anke Küper und Kerstin Laackmann, Maskenbild: Wiebke Quenzel) wiederfinden.

Informationen und Eintrittskarten auch zu den weiteren Stücken »Hase und Igel«, »Hans im Glück«, »Tartuffe« und »Das kunstseidene Mädchen«, hier

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