Zum Welttag für Verhütungsmittel: Die SOS Kinderdörfer leisten international Aufklärungsarbeit. In Ländern wie beispielsweise Somalia oder Nigeria erleichtern sie Frauen den Zugang zu Verhütungsmitteln. In Uganda, Mexiko und Panama werden in Hilfsprogrammen gezielt junge Frauen psychologisch gestärkt, um selbstbewusst ihren Männern gegenüberzutreten und beim Thema Verhütung ein Mitspracherecht zu haben. In Regionen, in denen die Bevormundung durch Männer noch zu stark ist, ist die Beratung sowie der Hinweis auf »unsichtbare« Verhütungsmethoden wie die Dreimonatsspritze eine wichtige Hilfe für Frauen. »So können sie selbstbestimmt über ihre Zukunft entscheiden«, sagt Breyer. Foto: Alea Horst, SOS Kinderdörfer weltweit
Von Christian Schröter, 25. Oktober 2023, Lesedauer 4 Minuten, 15 Sekunden
Zum Welttag für Verhütungsmittel: Sexuelle Aufklärung und die Wahl, zu verhüten, geben Mädchen und Frauen mehr Schutz, Selbstständigkeit und Perspektiven
München, 25. September 2023
»Mädchen und Frauen müssen die Möglichkeit haben, frei entscheiden zu können, ob und wie sie verhüten«, sagt Boris Breyer, Pressesprecher der #SOS #Kinderdörfer weltweit anlässlich des Weltverhütungsmitteltags am 26. September 2023. »Dafür brauchen wir global eine bessere Aufklärung sowie den Zugang zu Verhütungsmethoden.«
Der von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Thementag steht 2023 unter dem Motto »The Power of Options«, um in Erinnerung zu rufen, dass Menschen eine Wahl haben müssen, wie ihre Familienplanung aussehen soll. In vielen Ländern vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika gibt es diese Wahlmöglichkeit teilweise nicht, da beispielsweise finanzielle Mittel und sexuelle Aufklärung fehlen, oder kulturelle oder religiöse Ansichten die Nutzung von Verhütungsmitteln nicht zulassen. Ein weiteres Problem sei laut Breyer eine nicht ausreichende medizinische Versorgung. Dieser Missstand führt an vielen Orten dazu, dass Frauen keine gesunde Schwangerschaft erleben können, oder Säuglinge und Kleinkinder krank werden oder sterben.
Die Folgen fehlender Verhütung und Aufklärung sind vor allem auf dem afrikanischen Kontinent zu spüren. »Sie sind 2 der wichtigsten Faktoren des starken Bevölkerungszuwachses«, sagt Breyer. Werden keine umfangreichen Maßnahmen ergriffen, werden in Afrika im Jahr 2050 nach Angaben des UN Bevölkerungsfonds rund 2,5 Milliarden Menschen leben also fast doppelt so viele wie heute.
Uganda gehört beispielsweise zu den Ländern, in denen das UN Entwicklungsziel, das »bis 2030 den allgemeinen Zugang zu sexuellen und reproduktiven Gesundheitsdiensten, einschließlich Familienplanung, Information und Bildung, sowie die Integration der reproduktiven Gesundheit in nationale Strategien und Programme« vorsieht, nicht erreichen wird. Momentan leben rund 46 Millionen Menschen in dem afrikanischen Staat, dessen Bevölkerung sich bis zum Jahr 2050 mehr als verdoppeln könnte, wenn vor Ort keine Veränderungen vorangetrieben werden. Rund 1 Fünftel der etwa 10 Millionen #Mädchen und #Frauen im gebärfähigen Alter in Uganda gaben an, den Zeitpunkt einer #Schwangerschaft selbst bestimmen zu wollen, aber keine Verhütungsmittel zur Verfügung zu haben. Die Rate der #Teenager #Schwangerschaften ist mit etwa 25 Prozent eine der höchsten weltweit und auch die Anzahl der Kinderehen ist in Uganda immens: etwa ein Drittel der Mädchen heiraten vor ihrem 18. Lebensjahr. »Um sich abzusichern, weil sie oft keine andere Perspektive haben. Die #Covid #Pandemie hat die Lage noch verschlimmert«, erklärt Breyer. »Nachdem im Lockdown die Schulen fast zwei Jahre lang geschlossen waren, kehrten viele Mädchen 2022 nicht wieder zurück auf die Schulbank. Viele sind in der Zwischenzeit schwanger oder Mutter geworden.« Rund 650.000 Teenager Schwangerschaften waren allein im Zeitraum März 2020 bis September 2021 von der UN erfasst worden.
Auch in Asien werden viele junge Frauen ungewollt schwanger. Vor allem auf den Philippinen werden Minderjährige häufig zu Müttern: Allein im letzten Jahrzehnt gab es dort über eine Million Teenager Schwangerschaften. Diese sind nicht nur eine Herausforderung für die Gesundheit der jungen Frauen, sondern auch für ihre Babys.
Rund zehn Prozent der Kinder von minderjährigen Müttern kommen unterernährt zu Welt. Die Teenager müssen durch die Schwangerschaft die Schule abbrechen, und kehren in den meisten Fällen nicht mehr zurück, weil sie keine Ausbildung oder Arbeit finden, und so in die Armut abrutschen. »Im Rahmen unseres ›Child #Development and #Youth #Empowerment‹ Programmes für kindgerechte sexuelle Aufklärung bringen wir durch informative Vorträge, aber vor allem durch #interaktive Workshops Jugendlichen ab 12 Jahren das Wissen bei, wie sie sich vor ungeplanten Schwangerschaften schützen«, sagt Breyer. Zudem bieten die SOS Kinderdörfer Beratungen an und erklären den Jungen und Mädchen den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.
Familienplanung und Verhütung sind auch in anderen Ländern Teil der Hilfe der SOS Kinderdörfer: »Wir haben zum Beispiel in unseren Programmen für finanziell schwache Familien in Afrika gesehen, dass die Zahl der Geburten sehr schnell sinkt, sobald wir ihnen mit Hilfe zur Selbsthilfe ein Mindestmaß an wirtschaftlichem Wohlstand schaffen«, so Breyer. »Etwa die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre. Diese Menschen brauchen bloß eine Perspektive. Wenn sie #Bildung, einen #Beruf und die Möglichkeit zur Selbstbestimmung erhalten, haben sie auch keinen Grund, aus ihren Ländern zu flüchten.«
Aufklärungsarbeit der SOS Kinderdörfer weltweit
Die SOS Kinderdörfer leisten international Aufklärungsarbeit. In Ländern wie beispielsweise Somalia oder Nigeria erleichtern sie Frauen den Zugang zu Verhütungsmitteln. In Uganda, Mexiko und Panama werden in Hilfsprogrammen gezielt junge Frauen psychologisch gestärkt, um selbstbewusst ihren Männern gegenüberzutreten und beim Thema Verhütung ein Mitspracherecht zu haben. In Regionen, in denen die Bevormundung durch Männer noch zu stark ist, ist die Beratung sowie der Hinweis auf »unsichtbare« Verhütungsmethoden wie die Dreimonatsspritze eine wichtige Hilfe für Frauen. »So können sie selbstbestimmt über ihre Zukunft entscheiden«, sagt Breyer.
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