«Anne Marie die Schönheit«. Foto: Marianne Menke
Von Christian Schröter, 9. November 2023, Lesedauer 13 Minuten, 42 Sekunden
Bremer Shakespeare Company, Infos und Termine November 2023
Mit dem Namen Medea verbindet sich vor allem anderen der Mord einer Mutter an ihren eigenen Kindern. Das Bild ist so stark, dass es fast alle anderen Assoziationen auslöscht. Die Haupterzählung des Stückes gehört jedoch Medeas Ringen um Gerechtigkeit, ihrer Trauer und ihrem unbeugsamen Stolz. Sie ist weder blutrünstig noch leichtfertig in ihrer Entscheidung für ihre grausame Tat, ihre Kinder zu töten. Die Geschichte ihrer Herkunft, ihrer Liebe zu Jason, ihres Verrats an ihrem Vater und der gemeinsamen Flucht auf der Argo nach Korinth und auch die Geburt ihrer #Kinder und ihrer jahrelangen glücklichen Verbindung mit Jason ist bereits geschehen, als das Drama beginnt. In Korinth verliebt sich Jason in die Tochter des dortigen Königs, wobei ihm Medea im Wege steht und er sie verstößt. Sie soll das Land samt den gemeinsamen Kindern von heute auf morgen verlassen, da der König befürchtet, sie könnte sich dafür rächen, dass Jason sie für die Königstochter verrät. Es gelingt ihr, einen weiteren Tag im Land bleiben zu dürfen, und diesen Tag nutzt sie für ihre Rache.
»Medea« ist ein Stück über eine Fremde, die nie wieder an einem Ort wirklich ankommt, nachdem sie die eigene Heimat verlassen hat. Ein Stück über die Sehnsucht, einen Ort »zu Hause« nennen zu können und über die Angst, wenn das eigene »zu Hause« bedroht wird. Auf zeitlose Weise geht es darum, was von uns bleibt, wenn wir nicht mehr leben, und dass die bloße Existenz unserer Kinder uns versichert, dass wir zumindest in der Erinnerung weiterleben. In den Bremer Aufführungen wirkt ein Chor aus engagierten Amateuren mit. Die Theatergruppe wurde aus der Idee geboren, die coronabedingt verordnete Distanz zwischen Theater und Publikum zu überwinden.
Samstag, 4. November 2023, um 19.30 Uhr im Theater am Leibnizplatz (Premiere)
Sonntag, 5. November 2023, um 18 Uhr im Theater am Leibnizplatz
Freitag, 10. November 2023, um 19.30 Uhr im Theater am Leibnizplatz
Samstag, 18. November 2023, um 19.30 Uhr im Theater am Leibnizplatz
»#Hamlet« von #William #Shakespeare ist das einzige Stück, das die zentralen Fragen der Existenz umfasst, die für alle Menschen gelten. Das Stück untersucht den Konflikt zwischen privater und öffentlicher Pflicht und der Verpflichtung des Einzelnen gegenüber sich selbst und dem Staat. Es wurzelt in den klassischen Prinzipien der Untersuchung der wesentlichen Fragen Wer bin ich? Warum existiere ich? Was muss ich tun? Was »Hamlet« einzigartig macht, ist, dass es hervorhebt, wie in der heutigen Welt jeder Hamlet ist. Abgesehen von der Universalität menschlicher Emotionen ist die Geschichte von Hamlet an sich überzeugend. Wer kann einem Spiel mit acht gewalttätigen Todesfällen, einem Geist, Ehebruch, Inzest, einer verrückten Frau und einem Kampf in einem Grab widerstehen? Ist Hamlet ein Held? Vielleicht aber die Mehrdeutigkeit seiner heroischen Natur ist es, was ihn so faszinierend macht.
Mittwoch, 8. November 2023, um 19.30 Uhr im Theater am Leibnizplatz
Donnerstag, 9. November 2023, um 10 Uhr im Theater am Leibnizplatz
Mittwoch, 22. November 2023, um 19.30 Uhr im Theater am Leibnizplatz
Donnerstag, 23. November 2023, um 10 Uhr im Theater am Leibnizplatz
Mittwoch, 29. November 2023, um 19.30 Uhr im Theater am Leibnizplatz
Donnerstag, 30. November 2023, um 10 Uhr im Theater am Leibnizplatz
Das preisgekrönte Stück des schottischen Erfolgsautors David Greig ist eine anarchische Reise von einem verschneiten schottischen Dorf in die Unterwelt und zurück, in eine Welt in der alles möglich ist und nichts ist, wie es scheint. Zur Wintersonnenwende fährt die junge, zugeknöpfte Literaturwissenschaftlerin Prudencia Hart zu einer Konferenz über »Romantische Grenzballaden« ins beschauliche Städtchen Kelso in Schottland. Im eingeschneiten Kelso wird sie von der akademischen Beobachterin der eitlen und zuweilen skurrilen Konferenzgesellschaft zur Heldin ihrer eigenen Ballade, als sie durch einen Riss in der Zeit in ein Bed & Breakfast stolpert, das der Teufel persönlich führt. Eine lyrische, verführerische, philosophische und komisch dreiste Komödie mit #Live #Musik. Ausgezeichnet mit dem Monica Bleibtreu Preis der Privattheatertage als »Beste Komödie« 2023.
Anne Marie ist eine alte Schauspielerin, aber keine, die als »Star« oder gar «Diva« gefeiert wurde. Jetzt am Ende ihrer Karriere und vielleicht auch bald am Ende ihres Lebens erinnert sie sich, wie ihr in der Provinzstadt, in der sie aufwuchs, das Theater die Tür zu einer Welt aufstieß, in der Träume von einem anderen Leben möglich waren. Dass nicht sie es war, die die großen Rollen auf den vielbeachteten Bühnen spielte, hat sie nicht bitter gemacht und dass auch die begehrtesten Männer immer andere bekamen, erfüllt sie nicht mit Enttäuschung. Sie nimmt es ihren Träumen nicht übel, dass sie sich nicht erfüllt haben. Anne Marie hat geheiratet und hat einen mittlerweile erwachsenen Sohn, der ihr aber fremd ist, nur bei Theaterleuten empfindet sie einen Gleichklang des Lebensgefühls. Ihr schonungsloser, aber humorvoller Blick ist auch die Bestandsaufnahme einer untergehenden Ära, in der das Theater noch ein zentraler Austragungsort gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und der Spiegel des intellektuellen und politischen Diskurses war.
Es war Yasmina Rezas ausdrücklicher Wunsch, dass Anne Marie von einem Mann gespielt werden soll. In diesem Monolog legt die gefeierte Autorin wieder den Finger in die Wunde zwischen Anspruch und Wirklichkeit, Schein und Sein, Wollen und Können. In der Lebensbilanz einer Theaterkünstlerin mischen sich melancholische und hochkomische Momente, die Peter Lüchinger, dem Ensemblemitglied der (beinahe) ersten Company Stunde, wie auf den Leib geschrieben sind. In Yasmina Rezas »Anne Marie die Schönheit« ist Peter Lüchinger in seiner letzten Rolle in der bsc zu sehen. Als Titelfigur gibt er für sein Publikum die Gastgeberin, in der seine Rolle und seine Persönlichkeit zu einer einzigartig oszillierenden Einheit verschmelzen.
Sonntag 12. November 2023, um 18 Uhr im Theater am Leibnizplatz
Samstag, 25. November 2023, um 19.30 Uhr im Theater am Leibnizplatz
»Maria Stuart«
Friedrich #Schiller stellt ein historisch nicht verbürgtes Treffen zwischen den beiden royalen Rivalinnen Elisabeth I. und der schottischen Königin Maria Stuart in den Mittelpunkt seines Dramas. Elisabeth I. besitzt zwar Englands Thron, doch befriedet ist ihr Land nicht ihr Vater, Heinrich VIII., hatte sich vom Papst losgesagt, und seitdem intrigieren katholische Widersacher im Geheimen gegen sie. Sie möchten die schottische Königin Maria auf dem Thron sehen, doch ist sie seit 19 Jahren unter englischem Arrest. Sie versucht, den fanatischen Mortimer zu instrumentalisieren ein gefährliches Unterfangen, denn Vertrauen zum Falschen, kann sie den Kopf kosten. Manipulation, Intrige und Verrat sind die einzigen Mittel der beiden Frauen, gegen offene Feinde und falsche Freunde zu bestehen. Als Elisabeth und Maria sich treffen, ist das Todesurteil über Maria bereits gefällt, doch Elisabeth zögert, es zu unterschreiben. Tut sie es nicht, verliert sie womöglich Thron und Leben, tut sie es aber, wird das die Welt auf immer spalten. Alle Blicke richten sich auf sie – muss wirklich sie es sein, die diese Entscheidung trifft?
#Quijote ist eine Legende der Ritter von der traurigen Gestalt, der auf seinem alten Klepper gemeinsam mit seinem Knappen Sancho Pansa durch ein längst vergessenes #Spanien zieht und Abenteuer um Abenteuer erlebt. Im Namen des untergehenden Ordens der Irrenden Ritter kämpft er für Gerechtigkeit, die Ehre und die wahre Liebe. Was könnte uns heute diese über 400 Jahre alte Romanfigur noch erzählen? »Quijotesk« nennen wir es, wenn jemand »gegen Windmühlen« kämpft gegen Feinde kämpft, die anscheinend übermächtig sind und vielleicht doch nur in der eigenen Vorstellungswelt existieren. Miguel de Cervantes zeitkritischer Roman erzählt von den Gefahren aber auch vom Glück der Illusion, die im Widerstreit zur erbärmlichen Wirklichkeit steht. Seine Figuren stehen im Widerstreit mit der Realität. Aber ist das Leben nicht auch Traum (oder Einbildung) und umgekehrt? Wie stehen wir zu Menschen, die uns mit ihrer Fantasie irritieren? Haben sie noch einen Platz in unserer Welt, bzw. geben wir ihnen einen Platz? Und wir? Wagen wir uns von unserer rationalisierten Wirklichkeit wegzuträumen in eine imaginäre, verrückte Welt und in ein Leben, zugleich glücklich und tragisch, aber voller fantastischer Abenteuer? Cervantes Roman ist ein Votum für die Fantasie, für die Kunst des Lebens jenseits karger Realitäten.
In »Macbeth«, Shakespeares kürzestem Stück, überschlagen sich die Ereignisse und reißen Macbeth mit sich fort, so dass er sie nicht mehr kontrollieren kann. Nach einer blutig gewonnenen Schlacht treffen die beiden Feldherren Macbeth und Banquo auf drei hexenhafte Wesen, »weird sisters«, die ihnen Großes prophezeien. Macbeth soll König werden und Banquo ein Geschlecht von Königen begründen. Macbeth beschleunigt die Weissagung, indem er zusammen mit seiner ehrgeizigen Frau, Lady Macbeth, den König ermordet und den Verdacht von sich ablenkt. Er wird tatsächlich zum König gekrönt, doch mit dem Mord ziehen auch Angst und Misstrauen in sein Herz ein. Um Verdacht und Mitwisser zu beseitigen, muss er immer weiter morden. Er ist gefangen ist einem unendlichen Kreislauf aus Mord, Angst und Tod, angetrieben von seinen eigenen fehlgeleiteten Entscheidungen. Verzweifelt versucht er sein Schicksal zu beherrschen, doch er kann diesen zerstörerischen Pfad nicht mehr verlassen – er ist dem Untergang geweiht. Am Ende verzweifelt er an sich selbst. Die atmosphärische Inszenierung fasziniert durch eine straffe Erzählweise, starkes Schauspiel und Sound und Lichteffekte.
Während die Voyager Sonden 1 und 2 eine Anthologie der menschlichen Kultur durch das Sonnensystem tragen, befinden wir uns mitten in einer gewöhnlichen Straße auf der Erde, wo an einem Morgen, genau um 04.40 Uhr plötzlich die Zeit stehen bleibt.
Die einzigen Menschen, die sich dieses außergewöhnlichen Ereignisses bewusst sind, sind Tom und Sara, deren einzigartige Liebesgeschichte genau in diesem Augenblick beginnt. Losgelöst von der Einheit von Zeit und Raum hält dieser außergewöhnliche Monolog für eine Schauspielerin die Balance zwischen realistischen und humorvollen Charakterzeichnungen gewöhnlicher Menschen in einer gewöhnlichen Straße und überraschenden Science Fiction Elementen. Ein Märchen für Erwachsene, die noch an die Kraft der Liebe glauben.
Das mittlerweile 20. Projekt aus der Reihe erinnert an den brutalen Putsch, mit dem am 11. September 1973 das Militär die demokratisch gewählte Regierung der Unidad Popular mit ihrem sozialistischen Präsident Salvador Allende stürzte. Tausende Menschen wurden gefoltert, ermordet oder verschwanden spurlos. 18 Jahre lang regierte die Junta unter General Augusto Pinochet, »dank« der Unterstützung der US Regierungen (vor allem Richard Nixon, Henry Kissinger) und dem CIA. Vielen Chileninnen blieb nur der Weg ins Exil. Der damalige Bremer Bürgermeister Hans Koschnick öffnete Bremen schnell für Geflüchtete aus Chile, Institutionen und Bürger setzten sich für die Exilchileninnen ein. Die Lesung bringt Dokumente der Unidad Popular (September1970 bis September 1973), zum Beispiel Reden von Salvador Allende, Dokumente des #CIA, Korrespondenz zwischen westdeutscher Botschaft und Auswärtigem Amt, Aussagen von Zeitzeugen, Interviews mit Aktivistinnen und Journalistinnen, Auszüge aus Biographien von Opfern der Diktatur auf der Bühne zum Sprechen.
Montag, 6. November 2023, um 19.30 Uhr im Theater am Leibnizplatz
Donnerstag, 23. November 2023, um 19.30 Uhr im Theater am Leibnizplatz
William Shakespeares Hamlet ist in der westlichen Theatertradition das Drama, das die existentiellen Fragen aller Menschen in den Mittelpunkt stellt. »We are Hamlet« ist der Prolog zur internationalen Theaterkoproduktion der Prague Shakespeare Company, dem OdesaAcademic Ukrainian Music and Drama Theater named after Vasily Vasilko und der Bremer Shakespeare Company unter der künstlerischen Leitung von Guy Roberts. Wie beantworten junge Menschen Hamlets Fragen Wer bin ich? Warum existiere ich? Was kann/muss ich tun? Welche Antworten finden Jugendliche in Bremen, Prag oder Odessa auf diese Fragen? Die Antworten und/oder weiterführenden Fragen werden mittels Video Selfies festgehalten. Ein Ensemble von Schauspielerinnen und jungen Menschen aus den drei Ländern stellt die filmischen Ergebnisse vor und beginnt zu improvisieren und zu spielen »We are Hamlet«.
In der #Ukraine werden Freunde und Freundinnen gerne zu einem gemeinsamen Abendfestessen – einem »Zvana Vecherja« (Звана вечеря) – eingeladen, um schwierige Zeiten gemeinsam zu überstehen. Die Teilnehmer sind herzlichst eingeladen zu einer »Zvana Vecherja« ein, einer Benefizveranstaltung, die im Rahmen der Städtepartnerstadt einem Umbau im Theater in Odessa zur Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung gewidmet ist. Man kann sich auf ein Konzert mit großartigen Künstlerinnen freuen und sich auf der Bühne der bremer shakespeare company von einem Drei Gänge Menü mit köstlichen ukrainischen Spezialitäten von Bab’ Maria verwöhnen lassen.
Unser Alltag Ein gefühltes Chaos. Der Job fordert Nerven, Familie Zuneigung und soziale Medien Aufmerksamkeit. Und dann auch noch die Nachrichten ... Unser Gehirn reagiert mit Fluchtinstinkt Auszeit, digital Detox. Nichts denken in 60 Sekunden. Argumente, Logik, Fakten? Ja. Aber bitte nur aus der eigenen Filterblase. Luise und Tobias geht es nicht anders. Sie sind seit ewig befreundet und leben in einer Zweier WG. Nun will Luise raus aus dem Hamsterrad und stürzt alle ins Chaos. Gilt die große Veränderung auch im Kleinen? Mit welchem Fuß soll man losgehen? Was sagt die Wissenschaft? Was das Bauchgefühl? Der gesunde Menschenverstand? Und vor allem Was sagt Karl Lauterbach? Wäre da nicht Nachbarin Ruth, die auf alles eine Antwort hat, Luise und Tobias wüssten nie, ob auf ihr gefühltes Wissen Verlass ist... Kabarett, das auf Hirn und Herz zielt – und dabei unter die Haut geht!
Der #Club für #Politik, #Wirtschaft, #Verbände und #Kultur lädt ein zum Get Together, Netzwerken und einer Backstageführung mit Renate Heitmann, Geschäftsführender Vorstand der Bremer #Shakespeare Company.
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