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Lesetipps für Gütersloh: Stefan G. Rohr, »Der Sommer mit dem Krähenmann«

Von Christian Schröter, 20. Dezember 2023, Lesedauer 2 Minuten, 34 Sekunden

Lesetipps für Gütersloh: Stefan G. Rohr, »Der Sommer mit dem Krähenmann«

  • Zeitensprung in einen Jugendsommer – ein Kurzroman nicht nur für Erwachsene

Belletristik Online, Bad Ems, 19. November 2023

Ist es eigentlich als antizyklisch zu verstehen, wenn in Zeiten boomender #Science #Fiction #Literatur eine #Geschichte aus der Vergangenheit interessieren soll? Zudem noch eine Erzählung, die sich auf einen 15 Jährigen vor 50 Jahren und dessen mieses Umfeld einlässt? Nun, ob gegen den Mainstream oder mit diesem: In der Literatur zählt nur das Lesevergnügen. Und eben dieses schert sich so gar nicht um angesagte Trends. Wenn die besagte Freude am Leseerlebnis auch noch tiefemotionale Rührungen auslöst, dann hat man es vielleicht sogar mit einem Werk zu tun, welches mehr darstellt als nur eine Story.

Frühlingsduft und Sommerwind, die Luft schmeckt nach dem Salzwasser der nahen #Ostseeförde. Der Blick des Autors geht zurück in den Beginn der 70er Jahre. Nur für einen einzigen kurzen Sommer. Das Geschehen des Romans »Der Sommer mit dem Krähenmann« von Stefan G. Rohr, welches nach Aussage des Autors auf einer wahren Begebenheit beruht, ereignet sich in nur wenigen Monaten, vom Frühjahr bis Herbst des Jahres 1971. Zu vermuten ist es, dass es sich weitgehend um eine Autobiographie handelt, was Rohr allerdings in Gänze unbeantwortet lässt. Der Spielort ist Flensburg, die Fördestadt im Norden Schleswig Holsteins, das Tor zu Skandinavien, ganz überraschend auch der Geburtsort des Verfassers. Im Mittelpunkt steht die Begegnung eines Fünfzehnjährigen mit einem alten Schauspieler, aus der sich spontan eine wunderbare und wertvolle Verbindung für beide ergibt. Der Autor nimmt seine Leserschaft mit, dieses auf einen ganz eigentümlichen Weg, welcher die Sicht und Empfindungen eines Heranwachsenden in einem hochbelasteten Familienumfeld erkennen und nachempfinden lässt. Gewalt und psychische Belastungen im vaterlosen Elternhaus auf der einen Seite, auf der anderen Fürsorge und Förderung durch den alternden Künstler, der schnell erkennt, dass dieser Junge, dem er nur durch Zufall begegnet, kaum Zukunftschancen haben würde. Stefan G. Rohr erzählt ein enorm emotionales Geschehen, eine Geschichte voller Zwischentöne und Schattierungen, berührend, herzzerreißend und unvergesslich, doch immer wieder auch mit sanftem Humor und peppigen Dialogpassagen aufgelockert. Dabei ganz unterschiedlich in den Perspektiven der Personen und deren Hintergründe. Der Autor schafft es in einer wunderbaren Erzählform, welche zum einen die Tonierung eines Fünfzehnjährigen, dann aber auch die Dialoge Erwachsener gekonnt verknüpft wiedergibt, die Leserschaft in ihre Jugendzeit zurückzuverfrachten. Jüngeren wird durchaus etwas aus den Jahren vermittelt, welche die Jugend der eigenen Eltern waren. Am Ende aber, unabhängig der eigenen Erinnerungen, ist diese Geschichte von einer so großen Emotionalität, dass es ganz und gar nicht leichtfällt, das Buch nach dem Schlusssatz trockenen Auges zu schließen. 

Lektorat Nicola Gavran

Nicola Gavran, langjährige Erfahrungen aus der Agenturarbeit, dem #Marketing, der Textentwicklung und dem Lektorat in unterschiedlichsten Bereichen, von der Werbung, über fachjournalistische Dokumentationen, bis hin zu Sachbüchern und Fachbüchern und belletristischen Romanen. Mehr

Taschenbuch, 183 Seiten, 12,5 mal 19 Zentimeter, ISBN 978-3748554134

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