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Was haben Tablets mit »digitaler Bildung« zu tun?

Von Christian Schröter, 21. 2023, Lesedauer 3 Minuten, 47 Sekunden

Was haben #Tablets mit »digitaler Bildung« zu tun?

Gütersloh, 21. Dezember 2023

Tablets haben nichts mit »digitaler Bildung« zu tun … was immer das überhaupt sein soll. Soll es #Bildung vermittels digitaler Medien sein? Das ist sehr schlecht und funktioniert nicht. Gar nicht. Ganz im #Gegenteil. Oder soll es die Bildung in digitalen Dingen sein – also »#Digitalkompetenz«? Dazu sind Tablets erst Recht völlig ungeeignet.

Ersteres wäre so, als würde man #Spitzenkoch per #Ausbildung bei McDonald’s werden wollen. Letzteres wäre so, als würde man Spitzenkoch werden wollen, indem man sich lediglich täglich fertig zubereitete, beliebte und mediokre #Gerichte servieren lässt und dann isst. So lernt man nicht #Kochen.

Im Kern ist das Problem, dass nur beim »analog« gedruckten (oder geschriebenen) Wort das Denken im Kopf stattfindet. Bei allen anderen Medien findet es außerhalb des Kopfes statt – und zwar durch andere. Je »multimedialer« desto mehr ist alles vorgegeben. Deshalb ist auch das Bewegtbild so beliebt. Der Inhalt wird durch die Form und den zeitlichen Ablauf vermittelt. Die Emotionen werden durch Stilmittel vorgegeben (#Inszenierung, #Tonality, #Filmmusik, #Schauspiel) – da bleibt nichts offen, man muss nicht denken – man kann kaum denken. Das würde auch zu nichts führen, denn der Film ist nun einmal so wie er ist.

Man könnte es als »#Medienframing« bezeichnen. Oder wie es Marshall McLuhan formuliert hat: »Das Medium ist die Botschaft«. Was aber nicht selten missverstanden oder falsch verstanden wird. Es bedeutet beispielsweise, dass im #Fernsehen alles Unterhaltung ist. Alles. Aus verschiedenen Gründen. Natürlich finden im Fernsehen auch #Fakten statt, die aber überwiegend irrelevant sind. Aber selbst diese Fakten sind letztlich als Unterhaltung geframt. Krieg und Tote? Oh je. Schalten wir um zur #Schlagerparade. Willkommen bei den #Nachrichten. #Attentat in Soundso. Kommen wir zum #Fußball. Das waren die Nachrichten. Und nun einige Verbrauchertipps. Kennen Sie schon das neue, leckere Schokoeis?

Neil Postman hat das als »Guck Guck« bezeichnet. Jeder normale Mensch müsste sich bei Nachrichten zu Gräueln erst einmal sammeln und das ganze verarbeiten. Dann würden aber die Nachrichten lange Pausen machen müssen und wahrscheinlich Stunden und Tage dauern. Das geht natürlich nicht. Das würde sich kein Mensch anschauen. Und eben deshalb ist alles im Fernsehen Unterhaltung.

Auch die sogenannten »Polittalks« kranken daran. Sie sind reine #Unterhaltung (und #Selbstdarstellung) und sonst gar nichts. Sonst müssten sie ganz anders ablaufen – das wäre aber undenkbar: Gast A würde ein Statement abgeben. Gast B müsste sagen: »Ich verstehe. Darüber muss ich erst einmal in Ruhe nachdenken und mich weiter informieren. Ich melde mich in den nächsten Wochen«. Das geht natürlich nicht. Hat man denn jemals erlebt, dass etwa bei Lanz ein Gast seine #Meinung geändert hat? Niemals. Das wäre albern und notwendigerweise unsubstantiiert.

Und genau deshalb ist das Verschwinden des gedruckten Wortes einer der größten denkbaren Kulturverfalle der Menschheitsgeschichte und nicht zu unterschätzen. Man kann das Wort #digital verbreiten – aber wer liest das schon? Es ist bekannt, dass in den sogenannten »#Social #Media« nur die Headlines gelesen werden. Denn schon 2 Klicks weiter warten die nächsten aufregenden »Contents«. Noch viel Wichtigeres, Lustiges … die neuesten, süßen Katzenvideos, lustige Memes, Börsentipps, »Wie werde ich in 5 Minuten Millionär mit Kryptoscheiß« … das Phänomen ist als »FOMO« bekannt – »Fear of Missing Out« – man will dabeisein beim Unbesinnlichen, beim Infotainment, Entertainment, Edutainment …

Die Sprache (sic!) ist hier sehr aufschlussreich: das Anhängsel »tainment« kommt von »taint«, und das bedeutet soviel wie »beschmutzen«, »beflecken«, »verderben« …

Das Fazit

Gebt den #Kindern auf keinen Fall Tablets, Bücher, Smartphones oder sonstigen Firlefanz. Gebt ihnen Bücher, Bücher, Bücher. Und noch mehr Bücher. Aber vernünftige Bücher aller Genres und keinen Müll. Vor allem Sachbücher. Normalerweise sollten die Bibliotheken überbevölkert sein. Normalerweise müssten sie es sein. Und das frühere Ritual hatte auch eine subtile, fast subversive Wirkung. Die #Leihkarte. »#Digitalisiert« man dieses Prozedere, begibt man sich auf dieselbe Ebene wie das »Digitale« (was evident ist) – aber dann verliert man eben. Was ebenfalls evident ist.

Das ist genauso, wie wenn lokale Einzelhändler einen »normalen« »#Onlineshop« an den Start bringen. Oder gar lokale »#Onlinemarkplätze« versuchen. Damit begeben sie sich auf dieselbe Ebene wie #Amazon und haben schon verloren. Wie wir ja sehen. Man kann im #Einzelhandel »digitalisieren«, aber nicht so – und es gibt nichts Allgemeingültiges, es ist individuell. Absurderweise sieht das niemand ein – aber jeder betont gleichzeitig die Wichtigkeit des lokalen Einzelhandels, weil er eben individuell ist. Wie absurd.

Original Content Was haben Tablets mit »digitaler Bildung« zu tun? bei Gütsel Online …

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