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Die US amerikanische Dichterin Diane Seuss erhält den Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie. Foto: Gabrielle Montesanti

Große Literatur, sinnliche Verse: Stadt verleiht Internationalen Poesiepreis an Diane Seuss und Franz Hofner

Von Christian Schröter, 8. April 2024, Lesedauer 4 Minuten, 11 Sekunden

Große Literatur, sinnliche Verse: Stadt verleiht Internationalen Poesiepreis an Diane #Seuss und Franz Hofner

  • Die US amerikanische Dichterin Diane Seuss und ihr Übersetzer erhalten Auszeichnung für den Band »Frank: Sonette«, Festakt am 12. Mai 2024 beim #Lyriktreffen

#Münster, 8. März 2024

Ihre Gedichte sind zum 1. Mal auf Deutsch zu lesen – und haben hierzulande sofort begeisterte Kritiken geerntet: Der Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie geht an die US amerikanische Dichterin Diane Seuss und ihren deutschen Übersetzer Franz Hofner. Die Stadt Münster zeichnet den zweisprachigen Band »Frank: Sonette« (2023, Maro #Verlag, Augsburg) aus, den die Fachjury als »Große #Literatur« würdigt. Der Preis wird als Höhepunkt des Internationalen Lyriktreffens am 12. Mai 2024 in Münsters Erbdrostenhof vergeben.

Diane Seuss habe ein Gespür »sowohl für das sinnliche Detail, das in jedem der Gedichte aufleuchtet, als auch für den Einzelvers, der auch außerhalb seines Kontextes schön ist«, so die #Juroren. Franz Hofner habe die Sonette in ein bewegliches Deutsch übertragen, das eine vergleichbare Wirkung wie das Original erziele. Der Rat der Stadt hat den Vorschlag der Jury bestätigt.

#Pulitzer #Preis für »frank: sonnets«

Seuss wurde 1956 in Michigan geboren und wuchs im ländlichen Amerika auf. Sie studierte Sozialarbeit und unterrichtete viele Jahre lang am College von Kalamazoo, einer Kleinstadt in Michigan, wo sie bis heute lebt. Diane Seuss hat insgesamt 5 Gedichtbände veröffentlicht. Für »frank: sonnets« erhielt sie 2022 den Pulitzer Preis für Dichtung es ist der erste Band von ihr, der ins Deutsche übersetzt wurde. Die Sonette seien »unverhohlen autobiografisch«, bemerkt die Jury in ihrer Begründung, »ohne dabei jemals eitel oder exhibitionistisch zu sein«.

Seuss schreibt über ihren früh verstorbenen Vater, ihre Mutter mit der Vorliebe für »Fertiggerichte und James Joyce«, über ihren drogenabhängigen Mann, über ihre Mutterschaft, über den an Aids erkrankten Freund, über ihre New Yorker Zeit in den angesagten Punk Clubs. Bereits im ersten Sonett werde das benannt, was sich als das eigentliche Thema des Buches deuten lasse: »Diese rastlose Suche nach Schönheit und Auflösung.«

Übersetzung, die nicht übersetzt klingt

Dem Übersetzer Franz Hofner sei es zu danken, »dass die Sonette eine vergleichbare Wirkung entfalten wie die sonnets dass das, was übersetzt ist, nicht übersetzt klingt«, schreibt die Jury. Hofner wurde 1963 in Schrobenhausen geboren, studierte Mathematik und Physik, ver­öffentlicht Rezensionen, eigene Gedichte und Über­­­setz­ungen, unter anderem im Jahrbuch der Lyrik.

Der Titel »Frank: Sonette« bezieht sich zum einen auf den Dichter Frank O’Hara. Er lässt sich aber auch als Verbeugung vor Amy Winehouse lesen, deren erste Soloplatte den Titel Frank trug (hier bezogen auf Frank Sinatra). Ein weiterer Bezug sei die eigentliche Bedeutung des Wortes »frank« im Englischen, das offen, freimütig, aufrichtig bedeutet, so die Jury. Damit sei der Titel auch ein Hinweis auf die Direktheit und Unmittelbarkeit des Tons in den 128 Sonetten.

Stadt verleiht Preis seit 1993

Seit 1993 verleiht die Stadt Münster alle zwei Jahre den Preis für Internationale Poesie. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 15 500 Euro dotiert und entfällt je zur Hälfte auf die Autorin und den Übersetzer. Jurymitglieder sind der Schriftsteller Urs Allemann, die Literaturwissenschaftlerin Dr. Maren Jäger, die Literaturkritikerin Cornelia Jentzsch, der Autor und Literaturwissenschaftler Dr. Matthias Kniep, der Publizist Norbert Wehr und mit beratender Stimme – Kulturausschussmitglied Lia Kirsch. Preisträger war zuletzt der Dichter Eugeniusz Tkaczyszyn Dycki (Polen) mit dem Übersetzer Michael Zgodzay und der Übersetzerin Uljana Wolf.

Auszug aus Diane Seuss, »Frank: Sonette«, aus dem Englischen von Franz Hofner, Maro Verlag, Augsburg 2023

The problem with sweetness is death. The problem

with everything is death. There really is no other problem

if you factor everything down, which I was no good at

when studying fractions. They were always using pie

as their example. Rather than thinking about factoring

things down, I wondered what kind of pie. And here

I am, broke, barely able to count to fourteen. When

people talk about math, they say you’ll need it to balance

your checkbook. What is a checkbook and what,

indeed, is balance? Speaking of sweetness, for a time

I worked in a fudge shop on an island. After a week

the smell of sweetness made me heave, not to mention

the smell of horses; it was an island without cars,

shit everywhere. When I quit, the owner slapped me.

Übersetzung von Franz Hofner

Das Problem mit der Süße ist der Tod. Das Problem

mit allem ist der Tod. Es gibt wirklich kein anderes Problem,

wenn man alles rausdividiert, worin ich nicht gut war,

als wir Bruchrechnen lernten. Sie hatten immer #Kuchen

als Beispiel. Statt übers Dividieren nachzudenken, dachte ich,

welche Sorte Kuchen. Und heute bin ich pleite und

kann kaum bis vierzehn zählen. Wenn Leute über Mathe

reden, sagen sie, du brauchst das, um dein Scheckbuch

auszugleichen. Was ist ein Scheckbuch, und was heißt

überhaupt ausgleichen? Apropos Süße, eine Zeitlang

arbeitete ich in einem Toffeeladen auf einer Insel. Nach einer

Woche kam es mir beim Geruch von Süße hoch, ganz zu

schweigen vom Pferdegeruch; es war eine Insel ohne Autos,

überall Scheiße. Als ich kündigte, langte mir der Besitzer eine.

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