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Jewish Chamber Orchestra Munich. Foto: JCOM

Mahler und die Mendelssohns: Jewish Chamber Orchestra Munich am 10. April 2024 in der Rudolf Oetker Halle Bielefeld

Von Christian Schröter, 15. April 2024, Lesedauer 3 Minuten, 51 Sekunden

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Bielefeld, 14. März 2024

Es ist ein musikalischer Botschafter zur Hörbarmachung, Erlebbarmachung und Sichtbarmachung jüdischer Gegenwartskultur: das Jewish Chamber Orchestra Munich (JCOM). Am Mittwoch, 10. April 2024, 20 Uhr, ist das international konzertierende Kammerorchester unter der Leitung von Daniel Grossmann zu Gast im Großen Saal der Rudolf Oetker Halle. In ihrem neuen Programm spüren die Musiker dem Wirken der gleichermaßen talentierten Geschwister Mendelssohn und Gustav Mahlers nach – und der alle 3 Komponisten verbindendenen Leidenschaft für vokale Musik. Neben Felix Mendelssohn Bartholdys Konzertarie Infelice und Mahlers Symphonie Nummer 4 liegt ein besonderer Schwerpunkt des Abends auf einfühlsam neu orchestrierten Liedern von Fanny Hensel, Felix‘ »unbekannter Schwester« – leidenschaftlich dargeboten von der israelischen Sopranistin Chen Reiss. Außerdem auf der Bühne zu erleben ist der junge Violinist Tassilo Probst.

Meister der Atmosphäre

Die Geschwister Felix und Fanny Mendelssohn schlugen, ihrer Zeit gemäß, sehr unterschiedliche Wege ein. Als Frau konnte Fanny Hensel nie an die öffentlichen Erfolge ihres Bruders anknüpfen, dem der Vater den Weg zu einer Karriere als Dirigent und Komponist ebnete. Hensel komponierte Werke für den häuslichen Rahmen, die nie verlegt wurden – bis auf einige Lieder, die ihr Bruder in seine Sammlungen aufnahm. In den vergangenen Jahren wurden viele ihrer Werke wiederentdeckt und werden zunehmend aufgeführt. So trägt auch das Jewish Chamber Orchestra Munich zur Verbreitung von Hensels noch weitgehend unbekanntem Oeuvre bei – und veranschaulicht eindrücklich, wie meisterhaft es die Komponistin verstand, Stimmungen einzufangen und musikalisch umzusetzen.

1834 als Auftragsarbeit für die Philharmonic Society of Music in London komponiert, widmete Felix Mendelssohn Bartholdy seine Konzertarie Infelice der prominenten Sopranistin María Malibrán, die er kurz zuvor in London kennengelernt hatte. Da Mendelssohn über Malibráns außereheliche Affäre mit dem Violinisten Charles Auguste de Bériot wusste, reicherte er die – auf Texten des berühmten Librettisten Pietro Metastasio basierende – Arie mit einer Solovioline an und spekulierte auf eine Star Besetzung für die Uraufführung. Unter Musikliebhaber gilt das vergleichsweise unbekanntere Stück um verlorene Liebe aufgrund seines Melodienreichtums als Geheimtipp.

Entstanden zwischen 1899 und 1900, bildet Gustav Mahlers 4. Symphonie das vorläufige Schlussstück seiner sogenannten »Wunderhorn Symphonien« – 3 Werke, in denen Mahler eigene Vertonungen von Volksliedtexten aus Clemens Brentanos und Achim von Arnims romantischen Gedichtsammlung Des Knaben Wunderhorn integrierte. In seiner Vierten ist es das Wunderhorn Gedicht Das himmlische Leben, das – strophisch vorgetragen vom Solo Sopran – im Finalsatz das kindliche Bild eines jenseitigen Schlaraffenlandes zeichnet und auch in den übrigen Sätzen motivische Spuren hinterlässt. War die 3. Symphonie noch durch eine große Anlage und einen entsprechenden Aufführungsapparat gekennzeichnet, besticht die 4. Symphonie durch ihre »Einfachheit«: ein heiterer Gestus bei klarer Architektur sowie eine reduzierte Orchesterbesetzung – die für die Aufführung durch das JCOM nochmal für Kammerorchester bearbeitet wurde.

Die in Israel geborene und vielfach gefeierte Sopranistin Chen Reiss machte sich als Ensemblemitglied der Bayerischen Staatsoper unter Generalmusikdirektor Zubin Mehta einen Namen und war anschließend mehrere Jahre als Künstlerin mit Residenzvertrag eng mit der Wiener Staatsoper verbunden. Zahlreiche Engagements führten sie an das Théâtre des Champs Élysées, das Teatro alla Scala in Mailand, die Semperoper Dresden, die Deutsche Oper Berlin, De Nationale Opera der Niederlande, zu den Wiener Festwochen, dem Maggio Musicale Fiorentino, der Opera Company of Philadelphia und der Israeli Opera.

2002 in München geboren, wurde Tassilo Probst bereits mit 12 Jahren Jungstudent an der Hochschule für #Musik und #Theater München und debütierte 14 jährig mit der Philharmonie Bad Reichenhall. Als Solist konzertierte er bereits mit namhaften Orchestern wie dem Georg Enescu Philharmonic Orchestra, der NFM Breslau Philharmonic, dem Litauischen Chamber Orchestra oder den Bergischen Symphonikern und arbeitete kammermusikalisch sehr erfolgreich an der Seite inspirierender Musiker wie Daniel Hope, Nils Mönkemeyer, Daniel Müller Schott, Danjulo Ishizaka und Alban Gerhardt.

Das Jewish Chamber Orchestra Munich hat sich seit seiner Gründung durch seinen künstlerischen Leiter Daniel Grossmann im Jahr 2005 ein einzigartiges Profil erarbeitet: Es versteht sich als zeitgenössische jüdische Stimme, ist international auf vielfältigen Konzertbühnen präsent und geht mit immer neuen Allianzen und Formaten ungewöhnliche Wege, um jüdische Gegenwartskultur lebendig und für jeden hörbar, erlebbar und sichtbar zu machen. Es ist ein Orchester für alle Nationen und Religionen. Seine Musiker kommen aus mehr als 20 Ländern, sind jüdisch und nicht jüdisch und leben überwiegend in Deutschland.

Karten für das Konzert sind zwischen 23,50 Euro (ermäßigt 11,75 Euro) und 43,50 Euro (ermäßigt
21,75 Euro) an der Theaterkasse und Konzertkasse erhältlich.

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Rudolf-Oetker-Halle
Lampingstraße 16
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