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Foto: Frank Cone

Kosmologischer Unsinn im Fernsehen

Von Christian Schröter, 11. Juni 2024, Lesedauer 4 Minuten, 8 Sekunden

Kosmologischer Unsinn im #Fernsehen

#Gütersloh, 11. Mai 2024

Im Fernsehmagazin »Volle Kanne« wurde gestern kosmologischer Unsinn verbreitet. Zu Gast war ein #Autorenduo, der Mann gab süffisant vermeintliche Wahrheiten zum Besten, die Frau pflichtete ihm ab und zu bei.

Der #Moderator fragte »Wie groß ist das #All? Ist es unendlich groß?« … der Autor antwortete, es sei nicht unendlich groß.

Das ist #Unsinn. Beide meinten offensichtlich unser #Universum. Das ist nicht unendlich groß. Das All hingegen schon, wie schon der Begriff sagt. Es ist »alles«, was – wenn man so will – unendlich viel größer als »unendlich« ist. Im Grunde genommen ist »unendlich« keine Größenangabe. Es bedeutet schlicht, dass etwas niemals endet. Was aber nichts mit »Größe« zu tun hat. Die Linie eines Kreises ist – wenn man so will – unendlich. Aber unter Umständen ist der Kreis sehr klein. Wobei »Größe« sowieso relativ ist.

Der reinen Logik nach gibt es im All unendlich viele Universen unterschiedlichster Natur. Was aber eben keine Mengenangabe ist. Es bedeutet lediglich, dass es immer noch mehr gibt, als man glaubt, und dass das niemals aufhört. Aber »unendlich« ist eben nicht »alles«. »Alles« ist überabzählbar (also nicht abzählbar) – »unendlich« aber schon. Wobei die Abzählbarkeit eben niemals endet.

Dann wurde der »Experte« gefragt, ob das All (also unser Universum) aus einem Schwarzen Loch enstanden sein könnte. Das verneinte der »Experte«, das sei ausgeschlossen. Es gebe zwar die Theorie, dass Schwarze Löcher »verdampfen« könnten und dann am Ende »explodieren«, aber das sei etwas anderes.

Er meint die »Hawkingstrahlung«, Hawkings Theorie. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit entspringt unser Universum aber in Wahrheit einer Singularität (das ist das Objekt im Inneren eines Schwarzen Lochs). Vergleiche die Theorie der Inflation des Zufalls.

Eine #Singularität (umgangssprachlich »Schwarzes Loch«) zeichnet sich nicht durch eine besonders große Masse aus (was immer »Masse« überhaupt sein soll – letztlich »Energie«, aber was ist »Energie«? Das wissen wir nicht), sondern durch ihre Größe, die nämlich in gewissen, mathematischen Modellen Null beträgt. Eine Singularität hat in diesen Modellen keine räumliche Ausdehnung. Im Rahmen der Quantentheorie hat sie aber doch eine Größe, nämlich die eines »Raumquants«, denn alles ist zwangsläufig gequantelt (außer der #Gravitation). Wobei aber diese Größe nichts zu bedeuten hat, es ist schlicht das Minimum dessen, was (größenmäßig) sein kann.

Hawkings Theorie ist derweil nicht ganz schlüssig. Er hat das dadurch überspielt, dass das »Verdampfen« eines Schwarzen Lochs so lange dauert, dass man sich das kaum vorstellen kann. Fantastillionen von Jahren. Er die »Explosion« aus dem Umstand abgeleitet, dass die Bildung von (virtuellen) Teilchenpaaren umso wahrscheinlicher ist, je »kleiner« ein Schwarzes Loch ist. In Wahrheit »explodiert« also nicht die Singularität (das Schwarze Loch), es entstehen lediglich sehr viele (virtuelle) Teilchenpaare und sehr viele davon »entkommen« der Gravitation der Singularität. Das wirkt dann wie eine Explosion. Allerdings nur unter der Prämisse, dass die Masse der Singularität im zeitlichen Verlauf des »Verdampenfs« nicht abnimmt – sonst passiert gar nichts. Das hat Hawking übersehen. Die »Verdampfung« wird geräuschlos verlaufen und im »Nichts« enden, sprich: die Singularität verschwindet – dafür existiert das Teilchen des Teilchenpaars mit dem positiven Potential. Letztlich passiert also unter Umständen gar nichts, außer, dass sich die Masse der Quantensingularität des Massequants nähert und immer mehr »Masse« herauszukommen scheint (was aber eben nicht der Fall ist).

Dieser Gedanke legt die Idee nahe, dass Universen – wenn man so will – aus Quantensingularität mit der Masse Null beziehungsweise der geringstmöglichen Masse entstehen. Das zeigt dann allerdings auch, dass es unendlich viel gibt (aber nicht »alles« im Sinne von »nur«). Dieser Effekt wäre freilich ein Kaskadeneffekt – das unterstriche die Annahme, dass es unendlich viele Universen gibt. Eine andere Erklärungsvariante zur Entstehung unseres Universums ist das sehr unwahrscheinliche Auftauchen einer Quantensingularität mit einer sehr großen »Masse«, die dann – was sehr unwahrscheinlich ist – expandiert ist. Das würde wiederum erklären, warum wir nicht viel mehr »Urknalle« innerhalb unseres Universums sehen. Und es erklärt die Existenz von »Saatlöchern« und die Existenz von supermassiven und hypermassiven Schwarzen Löchern (das sind schlicht »Urknallsingularitäten«, die es nicht geschafft haben).

Was übrigens witzig ist (aber irrelevant): in sich muss eine Quantensingularität – wenn man so will – in Nullzeit »kochen«. Denn in ihr ist die Wahrscheinlichkeit der Bildung von (virtuellen) Teilchenpaaren unendlich hoch, ihre Lebensdauer aber auch unendlich kurz – schlimmer als das: sie haben gar keinen Raum (und auch gar keine Zeit), also passiert das ganze nicht. Das »Kochen« findet quasi nur virtuell statt.

Der »Experte« wurde außerdem gefragt, was denn hinter dem All (also unserem Universum) sei. Er sagt, das wüsste man nicht. Das ist im Grunde genommen wahr. Wir wissen es nicht. Mehr als das: in unserem Universum können wir diese Grenze niemals überschreiten, wohl auch niemals erreichen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sind aber dahinter unendlich viele weitere Universen.

Original Content Kosmologischer Unsinn im Fernsehen bei Gütsel Online …

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