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Bielefeld: »mothers. lovers. revolutionists«: Lieder vergessener Komponistinnen im 9. Kammerkonzert, 17. Juni 2024

Von Christian Schröter, 3. Juli 2024, Lesedauer 3 Minuten, 16 Sekunden

Bielefeld: »mothers. lovers. revolutionists«: Lieder vergessener Komponistinnen im 9. #Kammerkonzert, 17. Juni 2024

  • Mezzosopranistin Marta Wryk und Pianistin Sina Kloke rücken Werken komponierender Frauen ins Rampenlicht

#Bielefeld, 3. Juni 2024

Auf den Bühnen der Konzert und Opernhäuser dominieren #Beethoven und #Brahms, #Mozart, #Verdi und #Wagner. Komponistinnen sind im klassischen Konzertbetrieb hingegen bis heute deutlich unterrepräsentiert – obwohl gerade im 19. Jahrhundert unzählige Frauen den Herausforderungen ihrer Zeit zum Trotz kompositorisch aktiv waren. Grund genug für Mezzosopranistin Marta Wryk und Pianistin Sina Kloke, der meisterinnenhaften #Musik komponierender Frauen einen moderierten Liederabend zu widmen. Im 9. Kammerkonzert am Montag, 17. Juni 2024, 20 Uhr, stellen die beiden Musikerinnen im Kleinen Saal der Rudolf Oetker Halle Werke und Leben ausgewählter Komponistinnen vor: Clara Schumann, Ethel Smyth, Fanny Hensel, Germaine Tailleferre, Dora Pejačević, Stefania Turkewich und Florence Price.

Das letzte Kammerkonzert der Saison 2023/24 beginnt mit Ausschnitten aus Clara Schumanns »Sechs Liedern« opus 13 sowie ihrer Vertonung von Heinrich Heines Gedicht Die Lorelei. Bereits mit neun Jahren als Wunderkind und später als virtuose Pianistin gefeiert, zweifelte Schumann dennoch zeitlebens an ihren kompositorischen Fähigkeiten – vor allem aufgrund ihres Geschlechts. Dem zum Trotz schrieb sie weiter und hinterlässt nach ihrem Tod 1896 rund 70 – heute teils verschollene – Werke voll gewagter Harmonik und melodischem Einfallsreichtum.

Als Frau konnte Fanny Hensel nie an die öffentlichen Erfolge ihres Bruders Felix Mendelssohn Bartholdy anknüpfen, dem der Vater den Weg zu einer Karriere als Dirigent und Komponist ebnete. Hensel komponierte Werke für den häuslichen Rahmen, die nie verlegt wurden – bis auf einige Lieder, die ihr Bruder in seine Sammlungen aufnahm. Wie meisterhaft es die Komponistin verstand, Stimmungen einzufangen und musikalisch umzusetzen, zeigen Ausschnitte aus ihren »Sechs Liedern« opus 9. In eine kleinbürgerliche Familie nahe Paris geboren, war Germaine Tailleferre als einzige Frau Mitbegründerin und Mitglied der Künstlervereinigung »Les Six«, die sich in den 20er Jahren gegen die schwere Wagner’sche #Romantik und die üppige Orchestrierung von Debussys Impressionismus stark machte. Als begnadete Komponistin schrieb Tailleferre in nahezu allen Gattungen – kühne Lieder über weibliche Lust und Frivolität. 6 dieser Lieder sind beim 9. Kammerkonzert zu hören. Dora Pejačević wuchs als Tochter einer einflussreichen kroatischen Adelsfamilie auf – und entdeckte schon früh ihre Leidenschaft fürs Klavierspiel. Bereits mit 12 Jahren veröffentlichte sie erste Klavierwerke. Während des ersten Weltkrieges pflegte Pejačević als freiwillige Krankenschwester Verwundete auf ihrem Heimatschloss Našice und komponierte währenddessen weiter. Ihr Schwerpunkt: Lieder. Fast 30 Lieder schrieb sie zeit ihres Lebens, von denen 6 beim 9. Kammerkonzert aufgeführt werden.

Das Konzert schließt mit Liedern von Stefanija Turkewich, der ersten ukrainischen Komponistin überhaupt, die 1972 eine »Weltraumsymphonie« komponierte sowie von Florence Price, die als Person of Color zur Galionsfigur der afroamerikanischen Komponistinnen wurde, sich in der #Suffragetten Bewegung engagierte und gegen alle Vorurteile und Widerstände mehrere Opern zur Premiere brachte. Darunter »The Wreckers«, die in Deutschland aktuell wieder auf den Spielplänen zu finden ist. Konzertengagements und Opernengagements führen die Mezzosopranistin Marta Wryk regelmäßig in renommierte Konzertsäle wie das #Concertgebouw #Amsterdam, den #Symphony #Space in New York, die Düsseldorfer Tonhalle, die Kölner Philharmonie, die Luxemburger Philharmonie, die Oper Köln, das Hessische Staatstheater Wiesbaden, die Staatsoper Hannover und zum Caramoor Festival in New York.

Seit der Spielzeit 2021/2022 ist sie ein festes Ensemblemitglied am Theater Bielefeld. Sina Klokes leidenschaftliche Klang Suche führt sie zu den größten Klavierpädagogen und pianistischen Impulsgebern ihrer Zeit: Pavel Gililov, Karl Heinz Kämmerling, Dimitri Bashkirov, Elisabeth Leonskaja, Paul Badura Skoda und Matti Raekallio an die Juilliard School in New York. Seither gastiert sie in den großen Konzerthäusern der Klassik Welt: Elbphilharmonie Hamburg, Kölner #Philharmonie, Tonhalle #Düsseldorf, Konzerthaus Berlin, Philharmonie im Gasteig in München, #Semperoper Dresden, Carnegie Hall New York oder KKL Luzern.

Karten sind für 21,50 Euro (ermäßigt 10,75 Euro) an der Theater und Konzertkasse erhältlich. Eine Einführung mit Tiziana Schönneis findet 35 Minuten vor Konzertbeginn statt.

Foto: Gernot Kaspersetz

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