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Besuch beim Internationalen Theaterfestival Varna Summer 2024

Von Dieter Topp, 12. Juli 2024, Lesedauer 4 Minuten, 29 Sekunden

Besuch beim Internationalen Theaterfestival Varna Summer 2024

  • Ein Überblick in Kürze … von Dieter Topp

Köln Vettweiss, 11. Juni 2024

»Ein Besuch beim Internationalen #Theaterfestival #Varna #Summer 2024 hat die Erwartungen übertroffen: Nicht nur die Möglichkeit, Arbeit und Können des bulgarischen #Theaters in Form von herausragenden Stücken an einem Ort in einem Showcase zu sehen, sondern auch eine vielfältige Welt aus der Perspektive von Theatermachern aus diesem Land kennenzulernen, und das gleich mehrfach. Eine wertvolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte.«

»The Hague«, eine #Satire der Ukrainerin Sasha Denisova, in der Putin und seine Verbündeten vor ein #Kriegsverbrechertribunal gestellt werden, wurde in Polen, in den USA und in Bulgarien inszeniert.

Das Stück erzählt die Geschichte eines verwaisten Teenagers aus #Mariupol, die sich vorstellt, dass die russische Führung für ihren Vernichtungskrieg in der Ukraine zur Rechenschaft gezogen wird. In der Version des bulgarischen Nationaltheaters, übersetzt und inszeniert vom international renommierten Regisseur Galin Stoev, wurde die Rolle des Putin brillant und bösartig von einer Frau (Radena Valkanova) gespielt.

So wie Charly Chaplin Hitler in Der große Diktator verspottete, sagt Denisova: »Putin muss man gnadenlos auslachen«. Jetzt, da Wladimir Putin seine Terrorkampagne in der #Ukraine fortsetzt, ist Chaplins Rede weiterhin ein Aufruf gegen Tyrannei und zur Verteidigung der Demokratie: »Diktatoren befreien sich selbst, aber sie versklaven das Volk«, erklärte #Chaplin. Wir alle sind aufgerufen, gegen Diktatoren aufzustehen: Die Ukraine ist nicht nur gleich nebenan, Diktatoren sind gefräßig das haben wir aus einem tief beeindruckenden bulgarischen Theatererlebnis gelernt.

Nationaltheater – Ruse, »Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone«

Regisseur Boian Ivanov gelang es mit Geschick und sozialpsychologischem Einfühlungsvermögen, dem Autor Mark Haddon gerecht zu werden, kein Stück über #Autismus zu inszenieren, sondern »eine würdige Darstellung eines Außenseiters als literarische Figur zu schaffen und Mitgefühl und Verständnis für seine Individualität zu wecken«.

Ohne mechanisch pathetisch zu sein, ließ Ivanov das Publikum mit dem Außenseiter mitfühlen. Hauptdarsteller Kaloyan Zhelev erhielt den »Ikarus 2024« Preis für sein Debüt und seine Leistung. Er und das Darstellerteam wurden mit stehenden Ovationen bedacht.

»Tribes«

»Dies ist eine Geschichte über das inhärente Bedürfnis, zu einem bestimmten Ort, einer Gemeinschaft oder einem Zuhause zu gehören, das Bedürfnis, sich selbst und seiner Familie einen Sinn zu geben. Tribes ist ein Stück, das über seine Zeit hinausgeht. Sein Text berührt, bringt einen zum Lachen, erschreckt, verbittert, stößt ab, vertieft das Nachdenken, erschüttert und läutert – es ist ein Text, der weh tut«, Direktor Zafir Radjab.

Das Zuhause sollte ein Ort sein, der Sicherheit bietet. Nina Raines »Tribes« erforscht die komplizierte Beziehung zwischen Behinderung, Heimat und Kultur. Das Stück zeigte, wie das kulturelle Verständnis von und der Umgang mit Behinderung die körperlichen Erfahrungen von behinderten Menschen in ihrem eigenen Zuhause prägt und reguliert. Es untersuchte, wie die vorherrschenden Vorstellungen von Körper, Hierarchie und Wert ein Gefühl der Entfremdung und fehlenden Zugehörigkeit erzeugen.

Die Aufführung des Bulgarischen Armeetheaters, fast wie ein Film inszeniert, überzeugte in jeder Hinsicht: das Können des jungen Regisseurs Radjab, sehr gute Schauspieler in einem gelungen passenden Bühnenbild.

Margarita Mladenova ist zusammen mit dem Regisseur Ivan Dobchev die Gründerin des Sfumato Theatre Laboratory: »Happy Days« von Samuel Beckett, gespielt von der Schauspielerin Svetlana Yancheva mit bemerkenswerter Kraft und Liebe zum Detail. Margarita Mladenova hatte eine asketische Aufführung geschaffen, in der das Drama des menschlichen Staunens über das, was uns trotz allem »hilft, unsere Wunden zu leben«.

Es war die erste bulgarische Inszenierung des Werks des amerikanischen Dramatikers Doug Wright, dessen Semi Dokumentation »I am my Own Wife« ihm eine Reihe von Preisen einbrachte, darunter den renommierten »#Pulitzer« und den »European Tolerance Award«.

Der talentierte Debütant Dimitar Angelov fesselte mit den verschiedenen Rollen des Lebens von Charlotte von Mahlsdorf, einem deutschen Transvestiten, der Teil der großen europäischen Dramen des 20. Jahrhunderts war. Anders als viele ihrer Zeitgenossen überlebte von Mahlsdorf das Naziregime und dessen Ablösung in der #DDR, der sowjetisch dominierten kommunistischen #Diktatur, verbrachte ihr Leben in Zeiten der Demokratie als exzentrische Antiquitätenhändlerin in Ost #Berlin und emigrierte schließlich nach #Schweden.

Die junge Regisseurin Nadia Pancheva hatte Doug Wrights Geschichte, die mit Wendungen, Enthüllungen und Humor gespickt ist, getreu und sorgfältig nacherzählt und führte uns zurück zu Charlottes dramatischem Glauben, der von ihrem Wunsch geprägt war, für ihr Recht auf persönliche Freiheit einzutreten. Angelov begeisterte das Publikum und leistete einen wichtigen Beitrag zur sexuellen Vielfalt in Bulgarien. Er wurde für den Ikarus Preis 2024 für das beste Debüt nominiert. Nach der Show wurde ihm ein ganz besonderes Geschenk in Form einer persönlichen Notiz des Autors Doug Wright, New York, überreicht.

Last but not least »Saline Nebula« von Stanislav Genadiev und Violeta Vitanova, eine physische Performance, die in einer komplexen Klang und Bildumgebung stattfand und ein Bild vom Entstehen und Verschwinden einer Lebensform schuf.

Die Tänzerin Marion Darova präsentierte eindrucksvoll die Verwandlung von Abstraktem in Konkretes, von Unsichtbarem in Sichtbares. Es schien, als ob ein Außerirdischer vor dem Publikum auftauchte, langsam aus Nebel und Dunst eine feste Form annahm, um schließlich in dieser lokalen Atmosphäre auf dem Altar der Sichtbarkeit für das menschliche Auge zu verschwinden. Mehr

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