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Foto: Frederic Mette

»Wege durch das Land«: vom Fortgehen und Ankommen, Rückblick auf die Saison 2024

Von Christian Schröter, 15. August 2024, Lesedauer 5 Minuten, 25 Sekunden

»Wege durch das Land«: vom Fortgehen und Ankommen, Rückblick auf die Saison 2024

#Detmold, 15. Juli 2024

Eine weitere Saison »Wege durch das Land« ging vergangenes Wochenende zu Ende. Vom 4. Mai bis zum 12. Juli 2024 hat das Festival 22 bekannte und neu entdeckte Orte in ganz #Ostwestfalen #Lippe mit #Literatur und #Musik gefüllt und Künstler wie Publikum gleichermaßen begeistert. Mehr als 100 Autoren, Musiker und Schauspieler haben rund 7.600 Besucher an ihren Texten, Kompositionen und Interpretationen teilhaben lassen. Dabei stand das diesjährige Motto »Das Heim ist fort, das Weh, es bleibt« immer im Mittelpunkt des Programms. Wie verarbeiten Autor und Musiker ihre Erfahrungen mit Entwurzelung und Verlust von Heimat? Gelingt es, eine neue Heimat zu finden und wenn ja, zu welchem Preis? »#OWL ist eine unglaublich vielfältige und inspirierende Region voller Geschichten und Orte, die nur darauf warten, erzählt und entdeckt zu werden. Darauf freue ich mich auch in meiner zukünftigen Arbeit bei »Wege durch das Land« sehr. Unser diesjähriges Thema ist mir persönlich sehr nah und in den Gesprächen mit Künstlern, Gastgebern und auch unserem Publikum wurde mir klar, wie viele Menschen ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ich bin unglaublich dankbar für die zahlreichen Begegnungen und hätte mir meine erste Saison nicht schöner ausmalen können«, so Stephan Szász, der die Künstlerische Leitung des Festivals im Herbst 2023 übernommen hat.

Eröffnet wurde die diesjährige Saison im #Hangar 21 in Detmold. Die alte #Flugzeughalle stand dabei symbolisch für das, was das Festival und das diesjährige Programm auszeichnet, ist sie doch ein Ort des Ankommens, des kurzen Verweilens und Weiterziehens. Das spiegelte sich auch in der Musik wider. Wie ein herannahendes Flugzeug näherten sich die Musiker des Ensembles Tetra Brass, tauchten hinter, neben und vor den Zuschauern auf und bespielten mit ihren Instrumenten virtuos die gesamte Halle. Die vielfach ausgezeichnete Autorin Nino Haratischwili las aus ihrem Roman »Das mangelnde Licht« über das Grauen eines Krieges und dessen Auswirkungen auf Familien und Freundschaften. Dem gegenüber stand an diesem Abend ein Text, der sich mit der Sehnsucht nach Freundschaft und der Sehnsucht nach einer Heimat beschäftigt: »Meine Freunde« von Emmanuel Bove, an diesem Abend beeindruckend gelesen von dem Schauspieler Sebastian Ströbel.

Immer wieder spürt das Team von »Wege durch das Land« noch unbekannte Orte auf, öffnet Tore, die sonst verschlossen bleiben und ermöglicht Gästen einen neuen Blick auf ihre Region. Ein solcher Ort war in diesem Jahr das Rittergut Hornoldendorf. Hier widmete sich das Festival den Umwegen und Abzweigungen die Biografien durchziehen. Dabei rückte eine fast vergessene Autorin in den Mittelpunkt: Dinah Nelken. Die Schauspielerin Nina Kunzendorf las empathisch und eindrucksvoll Nelkens Kurzgeschichten, die sich zwischen Emigration und Krieg, zwischen verschiedenen Gesellschaften und Welten bewegen. Auch Saša Stanišić ist mit Abzweigungen in der eigenen Biografie vertraut. Mit seiner lebhaften Präsentation seines neuen Erzählbandes »Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne« hatte er das Publikum schnell für sich eingenommen. Die #Musik von Sara Koch und Karla Haltenwanger, die vierhändig am #Klavier Stücke von unter anderem George Gershwin und Sergeij Rachmaninoff zu Gehör brachten, ergänzten den Abend meisterhaft.

Einen besonderen Kontrast konnte das Publikum in der Produktionshalle der Firma Krampe Möbelteile in Langenberg erleben. Hier, zwischen auf Paletten gestapeltem Holz, bat »Wege durch das Land« zum Tanz. Unter dem Motto »Spiel mir das Lied vom #Tango« hat das internationale Ensemble Tango Finlandés mit finnischem Tango überzeugt. Der großartige Dietrich Hollinderbäumer begeisterte mit seiner Lesung aus Arto Paasilinnas Roman »Das Jahr des Hasen« und Matthias Matschke erweckte die Kolumnen von Billy Wilder über seine Zeit als Eintänzer in Berlin zum Leben. So überzeugend, dass das Publikum am Ende nicht mehr zu halten war: Es wurde getanzt! Und zwar ganz finnisch … zum Tango.

In Kooperation mit dem #Literaturbüro OWL ist das #Festival in der #Weberei in #Gütersloh neue Wege gegangen und hat eine einzigartige Mischung aus Poetry Slam, klassischer Lyrik und Beatboxing auf die Bühne gebracht. 4 junge Poetry Slammer präsentierten ihre Texte zu den Themen Entwurzelung und Liebe und traten in den performativen Dialog mit #Lyrik von unter anderem #Berthold #Brecht, #Mascha #Kaléko, #Erich #Kästner und Hilde Domin. Beatboxer Mando Beatbox verband mit seiner Performance die zwei Künste nicht nur gekonnt miteinander, sondern animierte das Publikum, es selbst einmal mit dem Beatboxen zu probieren – ein Abend, der Gäste und Künstler einlud, neue Perspektiven einzunehmen und über den Tellerrand hinauszuschauen.

Genre Grenzen aufbrechen und Konventionen hinterfragen: Die Saison 2024 von »Wege durch das Land« wusste zu überraschen! Da wurde Kafka nicht nur rezitiert und mit Jazzelementen vertont, sondern auch mit Puppenspielkunst auf die Bühne gebracht. Die Inszenierung »Der Hungerkünstler« der Kompanie cie. Freaks & Fremde feierte auf Gut Holzhausen im Rahmen des Festivals Premiere. Die Lyrik Session im Schloss Willebadessen brachte Poeten verschiedener Generationen zusammen und ermöglichte den Autoren ihr Werk mal auf der großen Bühne, mal im Zwiegespräch zu präsentieren – eine eindrucksvolle und intensive Erfahrung sowohl für die Künstler, als auch für das Publikum. Der »Pianist aus den Trümmern«, Aeham Ahmad, bewegte sich in der Theologischen Fakultät Paderborn an den Übergängen zwischen jüdischer, christlicher und islamischer Musik und im #Kloster #Dalheim erwartete die Gäste ein iranischer Abend. Zeitgenössische und klassische persische #Poesie kombiniert mit irakischer Lyrik und ein eindrucksvolles Ensemble aus jungen Musikern präsentierten berührend die kulturelle Viefalt des Irans und die Schönheit der persischen Sprache und erinnerten daran, dass der Kampf iranischer Frauen um Gerechtigkeit und Frieden, nicht vergessen werden darf.

Beliebte Schauspielgrößen wie Fritzi Haberlandt, Julia Jentsch, Ulrich Matthes, Samuel Finzi und Maria Schrader begeisterten das Festivalpublikum mit ihren Lesungen und Interpretationen. Schriftsteller, darunter Volker Weidermann, Charlotte Gneuß, Marcel Beyer, Anne Rabe und Frank #Goosen, entführten die Zuhörer in ihre literarischen Welten und ließen sie in ihre Geschichten eintauchen. Die #Bielefelder #Philharmoniker, Runge & Amon, das #Boulanger Trio, Marina and the Kats, Lena & Linus und weitere Interpreten ergänzten und verbanden die gelesenen Texte gekonnt mit ihrer Musik und rundeten die Programme ab. Von Jazz über Klassik, von Orgelspiel bis Indie Pop und Swing war das musikalische Programm in diesem Jahr vielfältig wie eindrucksvoll.

2025 feiert das Festival seinen 25. Geburtstag, die Eröffnung findet im Mai im Kreis Höxter statt. Mehr

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