Foto: Andrea Piacquadio
Von Christian Schröter, 1. September 2024, Lesedauer 2 Minuten, 47 Sekunden
Gütersloh: Neues »Förderprogramm« gegen Leerstände – warum fördert man nicht die Einzelhändler, die um ihre Existenz kämpfen?
Gütersloh, 1. August 2024
Damit's nicht ganz so offensichtlich ist, wird die erneute Mietsubvention aus #Landesmitteln mit dem Begriff »Frische Ideen« tituliert. Gefördert werden letztlich die Vermieter. Anstatt die Mieten zu senken, zahlen wir alle die Mieten. Für die #Mieter eine feine Sache, freilich ungerecht gegenüber allen anderen, die nicht gefördert werden und den Steuerzahlern, die letztlich – wenn man so will – Immobilienbesitzer zwangssubventionieren.
»Wirtschaftsförderung« in Gütersloh?
Mit »#Wirtschaftsförderung« hat das wenig zu tun, eher ist es »Immobilienbesitzerförderung«. Es muss allerdings die Frage erlaubt sein, weshalb nun »Frische Ideen«, sprich »Start ups« gefördert werden, und nicht die inhabergeführten Einzelhändler, die um ihre Existenz kämpfen? Zudem verstößt das ganze prinzipiell gegen das verfassungsgemäße Gleichheitsprinzip beziehungsweise Gleichbehandlungsprinzip. Rechtfertigen lässt sich das indes dadurch, dass eben Leerstände vermieden werden, was vermeintlich im Sinne der Öffentlichkeit ist.
Nachhaltigkeit ist fragwürdig
Wie nachhaltig das ganze ist, steht in den Sternen. Die 3 Lokale »#Edelweiss«, »Coffee & Kids« und vor allem das »Café & Bistro #Wunderland« machen einen guten Eindruck. Wenn man wenig Miete zahlt, hat man natürlich auch mehr Geld für andere Dinge zur Verfügung. Das »Deli« in der #Moltkestraße gibt es indes nicht mehr. Dort befindet sich jetzt die »#Brotstube 2.0« mit dem vielleicht besten #Brot der Stadt – handwerklich gebacken und Experten zufolge mit einer langen #Teigruhe hergestellt. Jedenfalls ist es verträglicher als die Backmischungsindustrieschnellbackbrote anderer Anbieter, die laut aktuellen Untersuchungen zunehmend für Unverträglichkeiten und gesundheitliche Beeinträchtigungen sorgen können.
Vodafone unbeklebt
Aktuell wird ein weiterer Leerstand in der Mittleren Berliner Straße sichtbar. Der ehemalige #Vodafone Shop, dessen Scheiben komplett im Vodafone Look beklebt waren, obwohl er leer stand, ist jetzt sichtbar leer: Die Scheibenbeklebung wurde entfernt. Nebenan hatte kürzlich der »Leo Kiosk« in Top 1 A Lage eröffnet (ehemals »#Cecil«).
Weitere Ladenschließungen
Es ist absehbar, dass in nächster Zukunft immer mehr Läden schließen werden. Für Büros sind die Lokale in aller Regel ungeeignet, zumal es kaum Bedarf geben dürfte. Hier sind also Ideen gefragt: Was macht man mit leerstehenden Ladenlokalen? Noch mehr Friseure, Nagelstudios oder sinnlose Telekommunikationsshops, die meist weniger Service bieten als die Netzbetreiber selbst online bieten? Kioske? Nicht wenige Einzelhandelsgeschäfte werden nurmehr als #Hobby betrieben, weil den Ladeninhabern gleichzeitig die #Immobilie gehört und sie keine #Miete zahlen.
Der Megaleerstand am Berliner Platz
Das #Karstadt Kaufhaus – aktuell werden 2 Etagen von der Modekette »Sinn« belegt – ist, so sagt es auch der ehemalige Stadtplaner Dr. Michael Zirbel, ein »unsichtbarer Leerstand«. Sämtliche schlauen aber immer gleichen »Konzepte« zur Nachnutzung dieser Kaufhäuser wurden wohl bisher nirgends realisiert, zumal sie nüchtern betrachtet albern sind. Der Gütsel Vorschlag: Karstadt wird abgerissen und an der Stelle ein zentraler #Klimapark errichtet. Gerne auch mit einem Klimapavillon als Infocenter und mit #Klimacafé. Freilich müsste die Immobilie jemand erwerben, den Abriss bezahlen, und den Klimapark samt Pavillon finanzieren. Der Stadt selbst fehlen wohl die Mittel. Für Investoren wäre das Projekt mehr als uninteressant, denn eine monetäre Rendite würde ein Klimapark nicht abwerfen. Eher eine moralische und eine klimatechnische. Und er würde die Aufenthaltsqualität erhöhen.