Von Christian Schröter, 12. Oktober 2024, Lesedauer 2 Minuten, 24 Sekunden
Stadtmuseum Gütersloh, Eickhoff Colloquium »Zeitgeschichte im Spiegel von Schülerzeitungen am Beispiel des ›Pennäler‹« am 12. September 2024
Gütersloh, 12. September 2024
Eine Empfehlung für Gütsler, die sich für Geschichte interessieren: das »Eickhoff Colloquium« im Obergeschoss des »Gartenhauses« am #Stadtmuseum Gütersloh.
Dr. Michael Zirbel trug am 12. September eine wissenschaftliche Untersuchung der »Zeitgeschichte im Spiegel von Schülerzeitungen am Beispiel des ›Pennäler‹, der #Zeitschrift am Evangelisch Stiftischen Gymnasium« bezogen auf die Jahre 1953 bis 1969 vor.
Eine nicht uninteressante Zeit. Ein Kracherthema des »Pennäler« war freilich in den 80er Jahren der Stacheldraht auf den Kabinen der Schülertoilette im »Altbau«. Aber das Themenspektrum zwischen 1953 und 1969 war nicht weniger interessant – die Schüler befassten sich etwa mit dem Surrealismus, dem Existenzialismus, den sie ironisch abtaten, mit Ausstellungen, Stilblüten, Witzigem und Ernstem, mit der #Bundeswehr, mit dem Dokumentarfilm »Mein Kampf« von 1960, der manchen offenbar als unprofessionell zusammengestückelt galt, was freilich möglicherweise ein bewusstes Stilmittel war.
Die anderthalb betrachteten Nachkriegsjahrzehnte spiegelten einen unter anderem noch vom Zweiten Weltkrieg und dem sogenannten »Dritten Reich« geprägten, wenig liberalen Gütsler Zeitgeist wider. Ebenso eine elitäre und elitistische Prägung des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums. Religiöses fand indes im »Pennäler« nicht statt. Aber noch in den 80er Jahren waren Katholiken eine deutliche Minderheit am »Stiftischen«, aber kein Thema – außer am Aschermittwoch, zu dem sie später kamen und teils ein Aschekreuz auf der Stirn trugen, was bei den Protestanten auf Staunen stieß.
Ebenso interessant die Anzeigen im »Pennäler«, teils wohl frei akquiriert, teils auch von Eltern der Schüler geschaltet, erinnern an Vergangenes: das Kaufhaus Tewesmeier, Foto Lütkehus, das #Capitol (Kino), Inserate im Rahmen von Rekrutierungsbestrebungen der Bundeswehr, aber auch das #Autohaus #Hentze, das heute von der Familie Fissenewert geführt wird. Zirbel thematisierte darüber hinaus auch die grafische Gestaltung des »Pennäler« – anfänglich offensichtlich mit Hilfe von Profis gelungen, später zunehmend von den Schülern selbstgemacht, was die Qualität nicht erhöhte.
Am Rande entsponnen sich während des Vortrags kleine Dialoge, etwa zum noch im betreffenden Zeitraum jedenfalls im »Pennäler« hochangesehenen »Fliegerass« Werner Mölders, der sich als strammer Nazi herausstellte, während noch in der Bundeswehr unter anderem ein Lenkwaffenzerstörer nach ihm benannt worden war. Für die damalige Zeit freilich nicht unüblich. Noch in den 70ern verkaufte die Firma »Revell« einen Modellbausatz von U 47 und dem »Helden« Günther Prien, der zum Auftakt des Zweiten Weltkriegs hochsymbolisch das britische #Schlachtschiff #Royal #Oak in #Scapa #Flow versenkt hatte. Heute undenkbar.
Eine Bereicherung des Formats wäre eine Moderation, die Wortbeiträge der Zuhörer moderiert. Mancher Teilnehmer, dem das »Dazwischenquatschen« fernliegt, könnte vielleicht Interessantes beitragen. Die Frage, aus welchem Jahr der bemerkenswerte Schülerreim »Gütersloh in sand’ger Heide, vergäß ich Dich, so tät’s mir Leide« stammt, blieb ungestellt und unbeantwortet.