Bild: Thomas Baumgärtel, VG Bild Kunst, Bonn
Von Jörg Schwarz, 14. November 2024, Lesedauer 4 Minuten, 30 Sekunden
»Apokalypse« in Trier, der Bananensprayer: Ausstellung bis zum 24. November 2024 in der geschichtsträchtigen Konstantin Basilika
Düsseldorf, 14. Oktober 2024
In der Konstantin Basilika, der Evangelischen #Kirche zum Erlöser in Trier, zeigt der Kölner Künstler Thomas Baumgärtel, der sich als Bananensprayer in der Kunstgeschichte weltweit einen Namen gemacht hat, unter dem Titel »Apokalypse« die 4 apokalyptischen Reiter.
In 4 großformatigen Arbeiten (4 mal 4 Meter), die jeweils einen Reiter zeigen, greift Baumgärtel die bekannte biblische Metapher, die in der Offenbarung des Johannes beschrieben wird, auf und interpretiert sie neu als Symbol für die drängenden globalen Herausforderungen unserer Zeit. Traditionell stehen die #Reiter für 4 Ereignisse, die das Ende der Welt ankündigen und gelten somit als Vorboten des #Weltuntergangs.
Anders bei Baumgärtel: Sein weißer Reiter symbolisiert, wie der Künstler sagt, die Ausbreitung von Ideologien und Einflusssphären durch politische, wirtschaftliche und digitale Mächte. Er stehe stellvertretend für die Gefahren der Künstlichen Intelligenz, zunehmende Digitalisierung und die Unterdrückung von Freiheitsrechten.
Der rote Reiter repräsentiert bei Baumgärtel anhaltende bewaffnete Konflikte, Terrorismus und globale Militarisierung, die die dringende Notwendigkeit von Friedensbemühungen unterstreichen.
Der schwarze Reiter thematisiert die Herausforderungen der Ernährungssicherheit, verschärft durch Klimawandel und ungleiche Ressourcenverteilung.
Der blasse Reiter steht für Todesfälle durch #Pandemien, #Krankheiten und Umweltkatastrophen sowie den Verlust von #Biodiversität.
Thomas Baumgärtel erläutert seine Darstellungen so: »Ich will einen starken Kontrast zwischen Schönheit und Zerstörung herausarbeiten und damit die Dualität menschlicher Erfahrungen betonen. Dazu gehört die Fähigkeit zur Hoffnung und Erneuerung selbst inmitten tiefster Krisen.« Er fügt hinzu: »Durch die Verknüpfung globaler Probleme mit individuellen Erlebnissen ermöglicht die Ausstellung den Gästen, die universellen Themen auf die persönliche Ebene zu beziehen.«
Baumgärtels 4 Reiter reflektieren die Vielfalt und Komplexität der Probleme, denen sich die Menschheit heute gegenübersieht.
Thomas Baumgärtel betont: »Da ist eine Hoffnung, dass wir alle zusammen kommen mit nur einem Ziel. Doch gefühlt sind wir wieder in den kalten Krieg zurückgefallen. Der Weg ist noch lang.«
Noch bis zum 24. November 2024 ist die Ausstellung »Apokalypse« mit den 4 großformatigen (4 mal 4 Meter) Reitern in der Evangelischen Kirche zum Erlöser, der Konstantin Basilika, Konstantinplatz 10, in Trier zu den regulären Öffnungszeiten zu besichtigen. Parallel zur Ausstellung werden im benachbarten Café Basilika weitere Arbeiten von Thomas Baumgärtel zu sehen sein.
Filme zur Ausstellung
Interview mit Dr. Frank Vogelsang (Direktor der Evangelischen Akademie im Rheinland)
https://youtu.be/HKsFP6caCHc?si=a2BYaHjYOhQpklg1
Thomas Baumgärtel
#Thomas #Baumgärtel, bekannt als der »Bananensprayer«, wurde 1960 in Rheinberg geboren. Nach seinem Studium der Freien Kunst an der Fachhochschule Köln und der Diplom Psychologie an der #Universität zu #Köln etablierte er sich als Künstler in Köln, wo er bis heute lebt und arbeitet. Sein Markenzeichen, die Banane, verwendet er in den unterschiedlichsten Bedeutungen: Als Excellence Banane, mit der er bedeutungsvolle Orte der Kunst, zum Beispiel Museen und Galerien, weit über Deutschland hinaus adelt, aber auch als Symbol der Freiheit. Mit diesem Symbol kämpft Thomas Baumgärtel, einer der deutschen Pioniere der Street Art aber auch und zwar seit über 30 Jahren für die Freiheit der Kunst.
Seine Arbeiten befinden sich heute im Besitz öffentlicher und privater Sammlungen, zum Beispiel der #Kunstsammlung #NRW und des #Leopold #Hoesch #Museums in #Düren.
Die Konstantin Basilika
Kaiser Konstantin der Große ließ ab 305 nach unserer Zeitrechnung die #Aula #Palatina, die heute den Namen Konstantin Basilika trägt, als Regierungssitz und Thronsaal (unter anderem mit Fußbodenheizung) errichten. Mit ihrer imposanten Größe (27 Meter breit, 33 Meter hoch, 67 Meter lang, Mauerstärke 2,7 Meter) und ihrer prunkvollen Ausstattung sollte sie die monumentale Macht des Imperium Romanum und den Machtanspruch der regierenden Kaiser sichtbar machen. Diese gewaltige Struktur trug dazu bei, dass sie heute, über 1715 Jahre später, zu 90 Prozent noch im Originalzustand erhalten ist. Im Mittelalter als Schutzburg genutzt und im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert zur Kurfürstlichen Palastanlage umgebaut, wurde sie erst im neunzehnten Jahrhundert von Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. als Evangelische Kirche zum Erlöser wiederaufgebaut. 1856 wurde die Evangelische Kirche zum Erlöser eingeweiht (weit weniger prunkvoll als ehemals). Seit 1986 ist die Konstantin Basilika Weltkulturerbe. Etwa 4.000 internationale Gäste besuchen täglich die Kirche.
Öffnungszeiten
Oktober, montags bis samstags 10 bis 18 Uhr, sonntags 14 bis 18 Uhr
November, dienstags bis samstags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, sonntags 14 Uhr bis 16 Uhr
Bei Gottesdiensten und Veranstaltungen keine Besichtigungen oder Führungen.
Hintergrundinfos zur Ausstellungsreihe »Apokalypse«
Im Rahmen einer von der Evangelische Kirche im Rheinland (EKIR) unter dem Titel »Apokalypse« realisierten Ausstellungsreihe an verschiedenen Orten im Rheinland erhalten sechs international renommierte Künstlerinnen und Künstler in ausgewählten Kirchen einen Gestaltungs und Entfaltungsraum. Unter dem Thema setzen sie sich mit den Herausforderungen der aktuellen Zeit auseinander.
Jede Ausstellung wirkt für sich. Gemeinsam entsteht ein ganzheitliches Bild von Apokalypse. So erleben die Besucherinnen und Besucher den Zugang auf unterschiedlichste Weise. Die 4 apokalyptischen Reiter sind eine bekannte Metapher und werden bereits seit Jahrhunderten in Kunst, Literatur und Popkultur thematisiert. Mehr …